Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
der dritte jedoch durchschlug den Deflektor im Sekundenbruchteil des Umschaltens. Triggers Reaktor wurde aus seinen Verankerungen gerissen und halb offengelegt. Eine glühende Plasmawolke strömte explosionsartig aus und dehnte sich hinter Trigger in einen langen Kometenschweif.
Die Razor nahm einige hektische Kurskorrekturen vor, um der brodelnden Masse zu entgehen.
Überall in Triggers Körper meldeten sich kleine Schaltelemente, die das Zentralgehirn über Schäden informierten. Sämtliche Hydraulikelemente standen in Flammen. Seine Geschwindigkeit erhöhte sich drastisch. Er stürzte ab! Trigger kämpfte gegen seine aufkommende Agonie an. Er zwang sich dazu, wieder um die Kontrolle über sich selbst und seinen Kurs zu kämpfen.
Langsam normalisierte sich seine Flugbahn. Trigger konzentrierte alle Kapazitäten auf die Kurskorrekturen. Dabei entging ihm fast, dass der Reaktor bereits kollabierte. Eine enorme Explosion, die das Heck des Kompaktschiffes in Fetzen blies, riss ihn aus seinen Gedanken.
Trigger trudelte unaufhaltsam den Meeren von Hokata entgegen. Hinter ihm prasselten die Trümmer seines Reaktors auf die Razor nieder und brachten Kor Trun vom Kurs ab. Schlingernd setzte er seine Verfolgung fort.
*
Clou erwachte. Er schüttelte benommen den Kopf. Langsam öffnete er seine schmerzenden Augen und schloss sie sofort wieder, als ihn helles Sonnenlicht blendete. Alles schien sich um ihn zu drehen. Seine Kleider waren nass. Seine Lippen schmeckten salzig. Offenbar hatte er viel Blut verloren. Er schluckte heftig und versuchte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, schließlich doch noch zu sterben. Dann öffnete er die Augen wieder.
Er sah sich überrascht um. Er war nicht verletzt! Seine Kleidung war nicht blutdurchtränkt, sondern vom Meerwasser nass, auf dem Trigger sanft dümpelte. Daher rührte auch das Schaukeln, das ihn irritiert hatte. Im Cockpit stand das Wasser bereits knietief.
Clou schälte sich aus seinem Gurtzeug und beugte sich über Tonya. Die junge Frau war besinnungslos, aber unverletzt. Er tätschelte ihre Wange, bis sie Reaktion zeigte. Sie blinzelte vorsichtig.
»Haben wir es geschafft?«, hauchte sie.
Er verzog das Gesicht. »Weiß ich noch nicht.«
Er drehte sich zu Trigger um, während Tonya neugierig aus dem Kanzelfenster sah.
»Wo sind wir?«, fragte sie.
»Auf Hokata, wie's aussieht«, sagte Clou über die Schulter. Er schaltete verzweifelt an den Knöpfen der Konsole herum. Schließlich flackerten ein paar Lichter auf, und eine leise Stimme, die sich entfernt nach Trigger anhörte, sagte gedehnt: »Herzlich willkommen auf Hokata.«
»Hallo, Trigger«, sagte Clou erleichtert, »wie steht's?«
»Beschissen, wenn Du meine ehrliche Meinung haben willst«, sagte Trigger jetzt wieder mit seiner üblichen Stimme. »Unseren Reaktor hat's zerlegt, ich zehre von meinen Akkus, und bis zum Horizont ist kein Land in Sicht. Laut Radar haben wir achttausend Meter Wasser unter uns. Leider ist das auch schon das einzige Instrument, auf das wir uns verlassen können. Im Moment jedenfalls, meine ich.«
»Ohne Reaktor können wir nicht starten«, murmelte Clou.
»Ohne Reaktor kann ich gerade mal auf dem Wasser dümpeln. Wenn ihr woanders hinwollt, müsst ihr Segel setzen oder paddeln«, entgegnete Trigger patzig.
»Bist Du denn überhaupt schwimmfähig?«, fragte Tonya bestürzt.
»Ja. Noch.«
»Sind wir weit von der nächsten größeren Landmasse entfernt?« erkundigte sich Clou.
Trigger zögerte einen Moment. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich meinen Sensoren trauen darf. Ich fürchte aber, es sieht gar nicht gut aus. Mir ist die ganze Situation äußerst unangenehm.«
»Kann ich verstehen«, seufzte Tonya.
Clou spähte in den Himmel. »Was ist mit Kor Trun?«
»Das Letzte, was ich von ihm gesehen habe, war sein Schiff, wie es mit voller Wucht in die glühenden Trümmer meines Reaktors knallte. Würde mich nicht wundern, wenn es ihn auch erwischt hat«, bemerkte Trigger hämisch.
Eine Weile sagte niemand etwas. Tonya und Clou inspizierten das Schiff. Der Rumpf schien relativ unbeschädigt zu sein, die Decke des Laderaums fehlte jedoch völlig. Wo der Reaktor gewesen war, schien jetzt die Sonne durch ein klaffendes, schartiges Loch. Das Triebwerk lag als Gewirr von Kabeln und Rohren offen. Überall stand Wasser im Schiff, das bei der Bruchlandung auf dem Ozean hereingeschwappt war.
Tonya standen die Tränen in den Augen. Clou war verzweifelt. Sie beide hatten überlebt, aber ob
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