Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
»die müssen unsere Abstürze per Satellitenüberwachung mitbekommen haben.«
»Ob sie uns vorhin gesehen haben?«, wunderte sich Kor Trun.
Wie um seine Frage zu beantworten, nahmen die beiden Gleiter Kurs auf die Insel und erhöhten das Tempo.
»Verdammt. Spherion, hast du noch genug Energie, um die beiden abzuschießen?«, fragte Clou.
Kor Trun schnitt eine Grimasse. »Wenn's nur die Energie wäre. Aber ohne Computer lassen sich die Geschütze der Razor nicht ausrichten.«
Clou fluchte. Trigger hatte gerade mal genug Energie gespeichert, um sein Computergehirn in Gang zu halten. Eine Verbindung zwischen den beiden Schiffen herzustellen, dauerte zu lange. Sein Handblaster war auf diese Distanz keine große Hilfe, und wenn die Gleiter auch noch Energieschirme hatten, gänzlich wirkungslos.
Sein Blick fiel auf das Maschinengewehr, das noch immer auf Triggers Dach montiert war. Er stieg auf sein Raumschiff und nahm die Waffe auf. »Wie weit sind sie noch?«
»Fünf Kilometer«, schätzte Kor Trun. »Willst du sie etwa mit dem Ding abschießen?«
»Hast du eine bessere Idee?« Clou hängte sich den Schulterriemen um den Hals und nahm das MG in den Hüftanschlag. Er überprüfte kurz seinen Munitionsvorrat. Er hatte drei Patronengurte zu je fünfzig Schuss zur Verfügung. Er lief Triggers Dach entlang, bis er eine Lücke in den dichten grünen Palmwipfeln fand, durch die er die anfliegenden Flugzeuge sehen konnte. Sie waren jetzt nah genug, um sie genauer zu erkennen. Es handelte sich um schwere, zweimotorige Maschinen, die mit Schwimmkufen ausgerüstet waren.
Clou stutzte plötzlich. Den Markierungen auf den Flanken der Gleiter nach zu urteilen, handelte es sich nicht um Polizei-, sondern um Rettungsflugzeuge! Hatte man ihren Absturz vielleicht für ein Unglück gehalten?
»Was ist jetzt?«, rief Kor Trun.
»Sanitäter«, gab Clou zurück.
Die Strato-Gleiter kreisten einige Minuten über ihnen, dann drehten sie ab und nahmen Kurs auf eine der anderen Inseln. Offenbar hatte man das, was man gesehen zu haben glaubte, als Täuschung abgetan und suchte nun woanders nach Überlebenden des vermeintlichen Unglücks. Clou atmete auf. Er sicherte die Waffe und stellte sie ab. Dann sprang er zu Kor Trun und Tonya in den Sand hinunter.
»So viel dazu«, grinste er. Er sah ein, dass der Abschuss von zwei Sanitätsgleitern die Behörden mit der Nase auf ihren Aufenthaltsort stoßen musste. Die Arbeiten an den Raumschiffen würden mindestens eine Woche dauern, daher waren weitere Störungen seitens der kerianischen Behörden alles andere als wünschenswert.
*
Tonya ging mit entsichertem Blaster in der Hand den Strand entlang. Sie hatte die kleine Insel an diesem Vormittag bereits zweimal umrundet. Clou und Kor Trun hatten sie für den Patrouillendienst eingeteilt. Die beiden Männer arbeiteten seit vier Tagen ununterbrochen daran, den Reaktor der Razor auseinanderzunehmen und in Trigger einzubauen. Tonya war in solchen technischen Dingen vergleichsweise unerfahren und daher froh, sich ein wenig absetzen zu können. Hauptsächlich ging es ihr darum, aus Kor Truns unmittelbarer Nähe fortzukommen. Eine Art Ganovenehre, wie Clou sie sich bewahrt hatte, kannte dieser Verbrecher nicht.
Clou und Trigger, korrigierte sie sich. Sie musste sich in den letzten Tagen immer öfter dazu zwingen, an ihn wie an ein Mitglied ihrer kleinen Familie zu denken. Triggers Batterien waren immer schwächer geworden, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis seine Notstromversorgung gänzlich zusammenbrach. Dann wäre es zu spät, den Reaktor zu aktivieren. Triggers Speicher und alles, was seine synthetische Persönlichkeit ausmachte, würden fort sein.
Direkt vor sich nahm sie plötzlich eine Bewegung im Wald wahr. Sie stutzte. Die Insel war doch unbewohnt? Sie zielte mit ihrem Blaster in die Richtung, in der sich das Unterholz bewegt hatte. Dann schnellten ruckartig drei mächtige Palmen beiseite, und Tonya stand dem größten lebenden Tier von Hokata, einem Kamarai, gegenüber.
Der Kamarai war ein sechzig Meter langer Saurier, der sich auf neun kurzen, stämmigen Beinen vorwärtsbewegte. Ausgewachsene Tiere erreichten eine Schulterhöhe von acht Metern, hatte Tonya gehört. Der haarlose Körper war völlig mit grauen Schuppen bedeckt. Kamarais lebten hauptsächlich in den warmen Meeren von Hokata, brüteten aber an Land. Tonya hatte sich darüber gewundert, dass die Rettungsflieger nicht die Schleifspur der Raumschiffe, die vom
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