Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
seiner Brust befand sich eine Querstange, die er erst bemerkte, als er sich daran gestoßen hatte. Er fluchte leise und presste die Luft zwischen den Zähnen hervor.
»Und pass auf diese eine Querstange da auf«, hörte er Dietrichs Stimme hinter sich.
Herzlichen Dank, entgegnete Clou in Gedanken. War das nicht wieder mal herrlich? Vor nicht ganz einer Stunde hatte er noch mit seiner Familie gefrühstückt, in Ruhe die Nachrichten geguckt und ausgiebig geduscht, und nun kroch er bereits wieder in einem verdreckten Tarnanzug unter der Bühne herum, auf welcher am Nachmittag Gouverneur O’Reilly seinen großen Auftritt haben sollte. Wozu war er eigentlich zum General befördert worden, wenn er die Drecksarbeit doch selbst machen musste?
»Ich sehe nichts«, rief er Dietrich zu. Was hatte Jack denn so verärgert?
»Guck nach oben!« Dietrichs Stimme klang ungeduldig.
Clou legte den Kopf in den Nacken und kniff die Augen zusammen. Die Bühnenbretter waren etwa drei Meter vom Boden entfernt. Clou suchte nach irgendwelchen Besonderheiten.
Es dauerte nur einen Moment, bis er sie gefunden hatte. Im Zentrum der Bühne war eine kleine Schachtel unter dem Boden befestigt worden. Man konnte von dort, wo Clou stand, nicht viel erkennen, aber Clou war sich sicher, dass es sich um einen Sprengsatz handelte.
»Das Bombenräumkommando ist in fünf Minuten hier«, sagte Dietrich, als Clou wieder ans Tageslicht gekrochen kam.
»Du hast recht, Jack.« Clou deutete auf die Bühne. »Das Ding sieht professionell aus. Aber findest du nicht, dass es ein bisschen zu leicht war, es zu finden?«
Dietrich atmete tief durch. »Du meinst, wir sollten es finden?«
Clou zuckte mit den Achseln. »Es könnten noch ein halbes Dutzend von den Dingern hier sein, die besser versteckt sind. Wir finden eine Bombe, entschärfen sie und geben Entwarnung … Und heute Abend steht Evan O’Reilly oben auf dem Podest und … bumm!«
»Was schlägst du vor?«
»Schlimmstenfalls müssen wir’s verschieben.«
Dietrich schüttelte energisch den Kopf. »Völlig ausgeschlossen. Wenn wir’s jetzt nicht durchziehen, könnte das als Schwäche ausgelegt werden. Du weißt, was für Evan auf dem Spiel steht.«
Clou sah auf die Uhr. »Warten wir, was die Jungs vom Räumkommando sagen. Wenn es sich als die Bastelei eines Spinners herausstellt, bin ich deiner Meinung. Dann hatte derjenige, der die Bombe platziert hat, einfach keine Gelegenheit, sie besser zu verstecken.«
»Und wenn du recht hast und die Bombe das Werk eines Profis ist?« Dietrich schürzte die Lippen.
»Dann müssen wir beten«, sagte Clou trocken.
*
Eine halbe Stunde später standen Clou Gallagher, Jack Dietrich und Evan O’Reilly um die entschärfte und zerlegte Bombe herum. O’Reilly hatte die Vorhänge seines Büros zugezogen und gedämpftes Licht eingeschaltet.
»Gar nicht mal so schlecht«, flüsterte der Sergeant, der mit gekonnten Handgriffen den Zünder entfernt hatte. »Militärqualität«, sagte er anerkennend und lächelte O’Reilly gequält an. »Im Prinzip handelt es sich um eine gewöhnliche Tretmine, Sir. In dem Moment, in dem Sie die Bühne betreten hätten, wäre die Vorstellung vorbei gewesen.«
»Ich verstehe«, sagte O’Reilly.
»Im Gegensatz zu normalen Minen ist das Baby hier aber wesentlich effizienter. Als Sprengstoff wurde Tralenal R verwendet, ein chemischer Cocktail, den eine Spezialfirma auf Ghanesh VII herstellt.«
»Stark?«, fragte Clou.
Der Sergeant verschränkte die Arme und dachte einen Moment nach. »Ich schätze, dass man ein Großteil des Regierungsviertels hinterher neu hätte bebauen müssen.«
Clou pfiff durch die Zähne. Der Sprengsatz war doch kaum größer als eine Zigarettenschachtel gewesen …
»Das wäre dann alles, Sergeant. Danke für Ihre Hilfe.« O’Reilly klopfte dem Sergeant auf die Schulter und öffnete ihm die Tür. Der Bombenfachmann räumte die Einzelteile des Sprengsatzes behutsam in zwei gepanzerte Koffer und verabschiedete sich.
»Was denkt Ihr, Jungs?«, fragte der Gouverneur, als sie unter sich waren.
»Sethos arbeitet mit Tralenal R«, sagte Dietrich sofort.
»Der teräische Killer, den du noch suchst?« Clou erinnerte sich, den Namen im Zusammenhang mit dem Tod von Larry Strociewsky am Vorabend bereits gehört zu haben.
»Der letzte Bericht des kerianischen Geheimdienstes, der mir noch in Kopie zuging, ehe wir unsere Unabhängigkeit erklärten, handelte unter anderem von der Explosion von Raymon Cartiers
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