Gallaghers Tochter (German Edition)
aufgeschreckten Konferenzteilnehmer mussten einen weiten Bogen um das gelandete Schiff machen, um den heranstürmenden Militärpolizisten aus dem Weg zu gehen.
»Perfekt«, murmelte Cartier. »Wenn man jemanden unauffällig aus der Klinik schaffen wollte, wäre dies der richtige Moment.«
»Also bitte«, Nnallne zeigte einladend auf den Ausgang, »gehen wir.«
»Nein, ich meinte eigentlich …«, sagte Cartier und verstummte, als fünf Militärpolizisten dicht an ihm und Nnallne vorbeirannten und im Inneren der Klinik verschwanden.
»Was?«
»Wenn Jedrells Truppe wirklich der Anlass für diese ganze Aufregung ist«, sagte Cartier leise, »und wenn sie CeeGee gefunden haben sollten, dann wäre das jetzt der ideale Zeitpunkt, sich unter die Flüchtlinge zu mischen.«
»Vielleicht haben sie das ja getan?«
Im nächsten Augenblick erschütterte eine gewaltige Explosion die Grundmauern der Klinik. Cartier verlor den Boden unter den Füßen und schlug der Länge nach hin.
»Nein. Ich glaube«, sagte er, während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder aufrappelte, »sie sind noch im Gebäude.«
*
Die beiden uniformierten Männer drehten sich langsam und mit erhobenen Händen herum, und der klobige Roboter tat es ihnen gleich.
Als Clou in ihre Gesichter sah, hätte er fast laut gelacht. Der ältere der beiden Männer mochte knapp fünfzig Jahre alt sein; über seinem gebräunten Gesicht, welches zu einem jungenhaften Lächeln verzogen war, trug er militärisch kurze, schneeweiße Haare. Clou erkannte ihn sofort als seinen alten Freund ›Mad‹ Ota Jedrell wieder.
Der jüngere der Männer war fast noch ein Kind, sicherlich noch keine zwanzig Jahre alt. Er musste ungefähr geboren worden sein, als man Clou eingefroren hatte, schätzte er. Und er besaß eine frappierende Ähnlichkeit mit Raymon Alejandro Cartier, als dieser noch mit Clou die Militärakademie besucht hatte. Ist das etwa …?
Auch der Roboter kam Clou irgendwie bekannt vor. Er war vor Jahren einem Modell gleicher Bauart auf Bulsara begegnet …
»Ich glaube nicht, dass du es übers Herz bringen würdest, deine eigene Tochter zu erschießen, Clou«, bemerkte Jedrell trocken.
Clou ließ die junge Frau unmittelbar los, als ob er einen elektrischen Schlag bekommen hätte. Sie drehte sich zu ihm um und blickte ihm fest in die Augen.
Es war, als würde er in einen Spiegel sehen. Die gleichen Augen. Das gleiche spöttische Lächeln. Die gleichen Konturen von Nase und Kinn, wenn auch femininer und deutlich jünger.
Eine halbe Ewigkeit verging, in der niemand etwas zu sagen wagte, um nicht den Zauber des Augenblicks zu zerstören. Clou und Rebecca standen sich stumm gegenüber, Tränen in den Augen, und strichen sich gegenseitig mit dem Handrücken über die Wangen.
Clou nahm sie behutsam in den Arm. »Danke, dass du gekommen bist«, sagte er leise.
»Wo warst du nur?«, fragte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Wo warst du, als wir dich brauchten?«
Jedrell räusperte sich vernehmlich. »Ich unterbreche die Familienfeierlichkeiten nur ungern, aber wir sind noch nicht in Sicherheit. Clou, ich darf dir Sheriff Dack und Armand Cartier vorstellen. Wir sind hier, um dich rauszuholen. Natürlich nur, wenn du willst«, fügte er mit einem schiefen Grinsen hinzu.
Clou drückte seine Tochter fest an sich. »Danke, Leute. Ich bin sicher, zusammen schaffen wir’s.«
Ehe Armand etwas sagen konnte, warf eine enorme Detonation sie alle von den Beinen. Der Boden schien plötzlich Wellen zu werfen, und die gesamte Klinik schwankte wie bei einem Erdbeben. Die Explosion musste in unmittelbarer Nähe stattgefunden haben, im gleichen Flügel oder im Nachbartrakt.
»Was war das denn?«, stieß Armand hervor.
»Eine Explosion«, sagte Dack ruhig, der als Einziger die Balance behalten hatte und stehen geblieben war.
»Ppralls Abschiedsgeschenk«, erklärte Jedrell verbittert. »Ein Sprengsatz, den er immer bei sich trug, für den Fall der Fälle.«
Clou kam mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf die Beine. »Wenn wir sein Opfer in Ehren halten wollen, dann sollten wir das Chaos, das er angerichtet hat, zur Flucht nutzen.«
»Einverstanden«, stimmte ihm Jedrell zu.
*
Beunruhigt bahnte sich Raymon Cartier einen Weg durch die Masse der aufgeschreckten Politiker, die sich dicht an dicht vor den Toren der Klinik drängten. Es dauerte einige
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