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Gangster auf der Gartenparty

Gangster auf der Gartenparty

Titel: Gangster auf der Gartenparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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rechnen“, erklärte er. „Immerhin ist sie Mitwisserin eines schweren
Verbrechens. Mehr noch — sie hat falsch ausgesagt und stur darauf beharrt,
obwohl dein Vater, Gaby, sie sehr ins Gebet nahm. Das hat sie nun davon.“
    „Und sie hat nichts gesagt über
Krätzkows Schlupfwinkel?“ forschte Tim.
    „Sie glaubt, daß ihr Freund noch hier
in der Stadt ist“, erwiderte Gaby. „Aber mehr weiß sie nicht. Papi meint, sie
sagt die Wahrheit.“
    „Es muß uns gelingen“, knirschte Tim
durch die Zähne, „den Kerl zu finden. Ich will mein Kettchen wiederhaben. An
den Tritt auf die Hände darf ich gar nicht denken, sonst kocht meine Wut gleich
wieder auf 100 Grad.“
    „Na, und mein geprellter Hintern?“ rief
Klößchen. „War das vielleicht nichts?“
    „Die Falltür in dem alten Haus“, sagte
Gaby, „besteht übrigens schon lange. Der Vormieter, der über zehn Jahre dort
wohnte, wurde ermittelt. Das sei alles schon so gewesen, sagte er. Aber er hat
die Falltür nie geöffnet.“
    Das Klingelzeichen ertönte. Zweite
Stunde!
    Tim meinte, das Beste sei’s, sich
gleich nach dem Mittagessen bei Gaby zu treffen. Denn wegen Krätzkow müsse man
sich was einfallen lassen.
     
    *
     
    In Re-Immo, dem Renz-Immobilien-Büro,
war die Luft feucht und schwadig. Julia Vendel hätte gern die Fenster geöffnet,
wurde aber von Renz und Patzke überstimmt. Die mochten Treibhausluft. Für Renz
spielte es ohnehin keine Rolle, weil er sich meistens in seinem Chef-Büro
aufhielt — hinter der Doppeltür.
    Als das Telefon schrillte, nahm Patzke
den Anruf entgegen.
    Ein gewisser Dr. Mattendorf, der das
Immobilien-Inserat gelesen hatte, interessierte sich für die Villa.
    „Wenn es Ihnen nachher paßt“, sagte
Patzke, „können Sie das Objekt besichtigen. Sagen wir, um 14 Uhr? Gut!
Wahrscheinlich wird unser Chef, Herr Renz, Sie begleiten. Er weiß über alles
Bescheid.“
    Patzke legte auf und lehnte sich
zurück. Er war ein dicklicher Bursche mittleren Alters mit hängender Unterlippe
und exaktem Kurzhaarschnitt.
    Julia konnte ihn nicht lange ansehen,
ohne daß ihr übel wurde. Daß sie das Büro mit ihm teilen mußte, rief Leib- und
Kopfschmerzen hervor.
    Der Raum war spartanisch, aber nicht
unfreundlich eingerichtet. Außerdem gab’s noch das Chef-Büro. Zwischen ihm und
dem Raum hier sorgte, wie gesagt, eine Doppeltür für Abschirmung.
    „Eins-Komma-eins-Millionen“, sagte
Patzke nachdenklich und zog an seiner Lippe. „Für den alten Kasten. Ich glaube,
die Ostermann-Villa bringen wir nie los.“

    „Die Lage ist einmalig“, erwiderte
Julia, „und die Mauern sind gut. Wer da ein bißchen Geld investiert ( reinsteckt ),
kriegt ein Schlößchen.“
    Patzke hob die Achseln und stand auf,
um zu Renz hineinzugehen.
    Julia strich sich eine dunkle Strähne
aus dem Gesicht und fuhr fort, das Inserat für die Zwei-Zimmer-Wohnung zu
entwerfen. Aber gedanklich war sie nicht bei der Sache.
    Plötzlich fiel ihr nämlich ein, welche
auffällige Häufung von seltsamen Vorkommnissen sich bei der Ostermann-Villa
ereignet hatte.
    Kurz darauf, während der Mittagspause,
fuhr sie zu dem kleinen Restaurant, wo sie bisweilen aß — bescheiden und
preiswert. Sie rief bei Glockners an. Gaby war gerade aus der Schule
zurückgekommen.
    Julia teilte ihr mit, was sie dachte.
    „...denn auf die Ostermann-Villa ist
Renz selber ganz versessen“, sagte sie unter anderem. „Deshalb bin ich sicher:
Das alles geht nicht mit rechten Dingen zu.“
    „Sag mir schnell die Adresse“, rief
Gaby.
     
    *
     
    Der Regen hatte nachgelassen. Schwaden
hoben sich aus dem warmen Boden. Der Fluß schäumte. In den Gullys gurgelte das
Wasser, und alle Blätter an Bäumen und Sträuchern glänzten frisch gewaschen.
    Renz fuhr in seinem Mercedes voran. Er
hatte reichlich zu Mittag gegessen — wie immer zu viel, zu fett und zu salzig.
Jetzt rülpste er mehrfach, was er sich erlauben konnte, da er allein war. Im
Rückspiegel beobachtete er den Interessenten.
    Dr. Mattendorf, ein Endfünfziger, roch
förmlich nach Geld. Er fuhr einen Porsche. Seine Frau, eine Jungmaus, trug
einen Sommerpelz, der Tierschützer auf die Barrikaden treibt. Sie hatte blaue
Kulleraugen und schien ziemlich doof zu sein.
    Renz hielt vor dem Grundstück. Es
regnete nun gar nicht mehr. Der Häuserkönig konnte aussteigen, ohne den Schirm
aufzuspannen.
    Mausi Mattendorf — ihr Mann nannte sie
Mausi — sprang als erste aus dem Porsche.
    Renz’ ausgestreckter Zeigefinger wurde
richtig

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