Gangster auf der Gartenparty
ja sein, der ist Nachtmensch und macht seinen Abendspaziergang
zwischen zwei und drei Uhr früh. Hähähäh! Aber so weit, schätze ich, kommt er
uns nicht entgegen. Habe einen Vorschlag.“
Er trank von seinem Bier. Den Schaum
wischte er sich mit dem Ärmel von der Lippe.
„Laß hören!“ sagte Krätzkow.
„Ich mache auf
Rasenmäher-Schnelldienst. Zu Hause. Indem ich bei den Leuten im Garten rum tue,
stelle ich fest, ob was zu holen ist und wie man von der Gartenseite ins Haus
kommt. Klappt immer. Über ein Dutzend Brüche ( Einbrüche ) habe ich
solcherart abgezogen.“
„Stark!“ sagte Obrecht. „Und gut. Aber
vielleicht hat Sauerlich seinen eigenen Gärtner.“
„Vielleicht“, nickte Krätzkow. „Vielleicht
auch nicht. Einen Versuch ist die Sache wert. Klappt es nicht, müssen wir
anders ausbaldowern.“
Ritchie zog eins seiner
hektographierten RMSD-Werbeblätter aus der Brusttasche.
„Hier. Wir streichen lediglich meine
Möffelhausener Telefonnummer durch und setzen deine ein.“ Er meinte Obrecht. „In
Sauerlichs Straße stecken wir ein Blatt in jeden Briefkasten. Bei Sauerlichs
klingeln wir — und bieten unsere Dienste persönlich an. So was zahlt sich immer
aus, nach meiner Erfahrung. Die Leute kommen dann viel eher auf einen zurück.
Außerdem: Bei der Gelegenheit sehen wir schon einiges. Vielleicht den Schoko-Fabrikanten
selbst. Oder seine Alte. Oder wenigstens das Hausmädchen. Gebongt?“
„Also wirklich“, meinte Krätzkow. „Es
hat sich gelohnt, bei dir anzurufen. So was nenne ich einen konstruktiven ( nützlichen )
Vorschlag. Darauf müssen wir trinken.“
*
Im Immobilien-Büro Renz herrschte dicke
Luft.
Patzke klopfte mit dem Kugelschreiber
an seine Zähne und vermied jeden Kommentar.
Renz stand am Fenster und machte ein
verbissenes Gesicht. Julia schüttelte immer wieder den Kopf. „Als sollte es
nicht sein. Auf der Ostermann-Villa lastet ein Fluch. Sechs Einbrüche innerhalb
von...“
„Fluch! Ein Fluch! Ja!“ schrie Renz
dazwischen. „Das ist es. Und das werde ich ihm sagen.“ Er meinte Ostermann, den
verschuldeten Eigentümer. „Wir inserieren und inserieren wegen dieser Bude. Und
laufen uns die Hacken schief. Nein! Sense! Nicht mit uns!“
Er rannte in sein Büro, schloß aber nur
eine der Türen.
Julia hörte, wie er telefonierte.
Der anfangs heftige Ton wurde plötzlich
sehr sanft. In der Art ging es weiter, bis der Hörer aufgelegt wurde.
Dann kam Renz zurück, strahlend wie ein
Fettauge auf doppelter Rinderkraftbrühe. Er rieb sich die Hände.
„Kinder! So hat doch alles sein Gutes.
Ihr glaubt ja nicht, was eben gelaufen ist. Natürlich nur, weil Ostermann
finanziell am Rande des Abgrundes balanciert. Er braucht Geld. Schnelles Geld.
Die Steuerbehörde sitzt ihm im Genick. Und wie man weiß, kennt die kein
Erbarmen. Jedenfalls — er verkauft mir seine Villa.“
„Was?“ rief Patzke.
„Mehr als 600 000“, nickte Renz, „habe
ich ihm gesagt, sind nicht drin. Erinnert euch: Er wollte
eins-Komma-eins-Millionen. Jetzt kriegt er eine halbe Million weniger. Aber er
willigt ein. Er ist fertig mit den Nerven. Und er denkt sich: Besser das als in
die hohle Hand... Hähähäh!“
Widerlich! dachte Julia. Aber sie lächelte.
„Gratuliere, Herr Renz. Ich höre schon den Baulöwen brüllen. Sie werden die
alte Hütte sicherlich abreißen und eine tolle Wohnanlage draufstellen.“
„Schon möglich“, knurrte er. Daß man
seine Pläne erriet, mochte er nicht.
Julia schob ihren Stuhl zurück und
stand auf. „Leider muß ich jetzt los. Habe noch einen Termin beim Arzt. Wegen
meiner Kniegelenke.“
Die beiden nickten zum Abschied.
Julia schlüpfte in ihre Jacke, nahm die
Schultertasche und verließ das Büro.
Als sie gegangen war, holte Renz eine Cognac-Flasche
aus seinem Schreibtisch. Grinsend schenkte er ein. Sie prosteten sich zu.
„Auf unsere Durchtriebenheit!“ meinte
Patzke. „Aber nicht vergessen, Chef: Mit 20 000 - bar auf die Hand - bin ich
dabei.“
„Du kommst mich ganz schön teuer.
Krätzkow hat die sechs Einbrüche gemacht. Und nicht nur das: Den Köter von der
Fleising hat er überfahren. Und die Fensterscheiben hat er bei ihr
eingeschlagen. Alles in allem zahle ich ihm nur 5000 Mark.“
„Der ist ein Handlanger“, lachte
Patzke. „Ich bin Kopfarbeiter. Ich bringe die Objekte, Chef, an denen wir dann
unsere Tricks ausprobieren. Rechne mal zusammen, wieviel du im letzten Jahr
gespart hast. Mir ist immer was eingefallen,
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