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Gangster auf der Gartenparty

Gangster auf der Gartenparty

Titel: Gangster auf der Gartenparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Gesicht.
    „Nee, Herr Glockner“, meinte er dann. „Der
war’s nicht. Den habe ich noch nie gesehen. Und auf meine neue Brille kann ich
mich verlassen.“
    Himmel! dachte Glockner.
    „Mit dem Täter von vorhin hat er also
keine Ähnlichkeit?“ fragte er nach.
    „Keine.“
    „Aber kennen müssen Sie ihn. Es ist
Heinz Obrecht. Vor zwei Jahren haben Sie ihn identifiziert.“
    „Kann schon sein. Dann hat er sich wohl
sehr verändert. Ich sehe ja tagtäglich Hunderte von Leuten. Da vergißt man den
einzelnen.“
    Glockner wandte sich an Obrecht. „Sie
können gehen.“
    Der Ganove grinste breit. „Was habe ich
Ihnen gesagt, Herr Kommissar! Und endlich mal recht behalten. Aber unsereinem
glaubt man ja nicht. Eine Schande!“

15. Problem,Sommerzeit 4
     
    Die große Standuhr in Obrechts
Wohnzimmer zeigte 0.54 Uhr an. Aber die Kirchturmuhr des Schlachthof-Viertels
ließ bereits die volle Stunde erdröhnen.
    Eine von beiden geht falsch, dachte
Obrecht. Egal!
    Er hatte sich beruhigt. Mehrere
Schnäpse stärkten seinen inneren Menschen. Obrecht konnte wieder lachen — über
den fürchterlichen Mißerfolg.
    Und jetzt, für die zweite Morgenstunde,
hatte sich Freund Krätzkow angesagt, telefonisch. Daß er im Schutze der Nacht
kam — diese Heimlichkeit war notwendig. Wie Obrecht von Pauline wußte, wurde
Krätzkow von den Bullen gejagt.
    Da klopfte es auch schon an die
Hintertür. Pauline ließ die Stricknadeln sinken — und Krätzkow ein.
    Auf wippenden Füßen kam er, grinsend,
vom Rotwein beduselt und voller Tatendrang.
    „He, alter Affenarsch!“ begrüßte er
Obrecht.
    Händeschütteln, Schulterklopfen — bis
es genug war, dann stießen sie mit Schnapsgläsern an. Obrecht erzählte, obschon
widerwillig, was für ein verdammtes Pech er gehabt hatte — am Abend. Und was
für ein verdammtes Glück er dann gehabt hatte — am Abend.
    „Dieser Fühme ist so blöd, daß es weh
tut“, meinte er. „Beim erstenmal, wo ich’s nicht war, erkennt er mich, und ich
knacke zwei Jahre ab. Jetzt starrt er mich auf Armlänge an, daß ich denke, die
nächsten fünf Jährchen sind fällig — und nichts ist. Man glaubt’s nicht.“
    Krätzkow lehnte sich seitlich ans
Klavier und stützte den Ellbogen auf. Unwille überzog seine kantigen Züge.
    „Mann! Bist du plemplem? Mit solchem
Blödsinn brichst du dir das Genick. Kann ja begreifen, daß die Wut in dir
wabert. Aber an einem Schlaffi wie Fühme rächt man sich nicht. Heinz, ich habe
Großes vor. Du sollst mitmachen. Beinahe hättest du dich ausgeklinkt.“
    „Ist ja gutgegangen.“
    „War aber knapp.“
    „Hm. Prost!“
    Auch Pauline hob ihr Glas. Sie
beobachtete, wie Krätzkow den Klavierdeckel streichelte.
    „Er will uns das Klavier abkaufen,
Heinz“, sagte sie zu ihrem Mann.
    „Wirklich?“ fragte Obrecht erstaunt.
    Krätzkow grinste. „Wollte schon immer
mal klimpern. Tagsüber kann ich mich zur Zeit nicht aus der Bude wagen. Da wäre
es nett, wenn ich ein bißchen auf dem Tasteninstrument rumhacke.“
    „Von mir aus kannst du’s haben“, meinte
Obrecht.
    „Prima. Aber der Transport ist ein
Problem. Unterm Arm kann ich’s nicht mitnehmen.“
    „Samstagabend ist unser Nachbar da“,
erklärte Pauline. „Der arbeitet sonst immer auswärts. Er hat einen
Pritschenwagen, den wir ausleihen können. Damit geht’s.“
    „Über den Preis werden wir uns einig“,
meinte Krätzkow. „Aber jetzt mal zu dem, was ich vorhabe. Es muß eine Sache
sein, die uns wirklich großes Geld bringt. Auf Überfälle habe ich zur Zeit
keinen Bock. Nur ein Kidnapping mit Lösegeld-Erpressung kann uns reich machen.
Dabei denke ich nicht an irgendeinen Nachwuchs-Wanst, sondern an eine Persönlichkeit
aus dem Wirtschaftsleben. Der Typ heißt Hermann Sauerlich, ist
Schokoladen-Fabrikant und auf seinem Gebiet ‘ne große Nummer. Den holen wir
uns. Natürlich müssen wir uns maskieren, denn so doof wie Fühme ist der
sicherlich nicht. Was hältst du davon?“
    „Ich bin dabei“, sagte Obrecht.
    Pauline klapperte mit ihren
Stricknadeln und enthielt sich der Stimme. Sie arbeitete an einem
Winterpullover. Weihnachten sollte er fertig sein. Ob sie ihn tragen würde oder
ihr Mann, stand noch nicht fest.
    „Zu zweit sind wir zu dünn besetzt“,
spann Krätzkow seinen kriminellen Faden weiter. „Ich jobbe zwar nebenbei für
Immobilien-Renz, den ihr sicherlich kennt. Der hat’s faustdick hinter den Ohren
und keine Skrupel. Aber in diese Sache können wir ihn nicht mit

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