Gangster auf der Gartenparty
womit man die Eigentümer zum
schnellen Notverkauf zwingt.“
„Stimmt.“ Renz trank einen Schluck
Cognac. „Aber das Tollste war, als Krätzkow vorigen Sommer die
Schrödermeyer-Villa in Schutt und Asche gelegt hat. Kein Mensch ahnte was von
Brandstiftung, hahahah! Weil ausgerechnet in der Nacht vier andere Häuser im
Stadtgebiet niederbrannten. Ein willkommener Zufall. Und wie billig konnte ich
die Ruine dann kaufen!“
„An die Sache denke ich mit Grausen.“
„Weshalb?“
„Na, zwei Schwerverletzte gab’s. Der
alte... wie hieß er doch gleich? ...der wäre fast gestorben. Und die Frau ist
seitdem ziemlich entstellt — von den Brandwunden.“
„Ist es unsere Schuld, wenn die sich
nicht rechtzeitig retten? Man muß hart sein, Patzke! Wenn man heutzutage in der
freien Marktwirtschaft bestehen will, geht’s gar nicht anders. Mitleid
vermasselt die Geschäfte. So ist das nun mal.“
18. Mit einem Patsch auf den Pudding
Tim und Klößchen hatten sich
entschlossen, die Arbeitsstunde im Internat zu schwänzen. Gehört doch leider
die Zeit zwischen 16 und 18 Uhr zum interessantesten Teil des Tages.
Statt dessen wollten sie den Abend opfern:
fürs Pauken und die schriftlichen Hausaufgaben.
Seit ihrer Rückkehr von der
Ostermann-Villa saßen die vier in Gabys Zimmer und redeten sich die Köpfe heiß.
Um Renz ging’s und um Krätzkow.
Was den Häuserkönig betraf, mußten sie
auf Julias Hilfe bauen. Vielleicht ließ sich ein Gespräch abhören, mit dem der
Kerl ein Eigentor schoß. Damit kam dann hoffentlich eine Lawine ins Rollen.
Eine Lawine, von der auch Krätzkow mitgerissen bzw. an die Oberfläche gespült
wurde.
„Wenn man in ein Ganoven-Team“, meinte
Karl, „erst mal einen Keil treibt, knackt es bald im Gebälk. Der Mensch ist des
Menschen Wolf — das gilt besonders für Verbrecher. Nicht nur, daß der eine den andern
frißt. Geht einer unter, reißt er den andern mit rein. Fällt Renz auf die
Plauze, wird er Krätzkow sicherlich verraten.“
„Ist meine Rede von anno vorgestern“,
sagte Tim. „Aber wir sollten auch...“
Er hielt inne, denn im Flur klingelte
das Telefon.
Margot Glockner war nicht da, sondern
unten in ihrem Feinkost-Geschäft. Der Kommissar hatte sich mittags wieder ins
Präsidium begeben — wegen Arbeit zuhauf. Was das betrifft, ist von der
Unterwelt kein kooperatives Verhalten ( Zusammenarbeit ) zu erwarten. Kein
Ganove berücksichtigt, daß auch ein Kriminalbeamter Anspruch hat auf Freizeit.
Gaby lief ans Telefon.
„Julia? Ja... Wie?“ Nach etwa 20
Sekunden quietschte sie auf. „Phantastisch! Wir kommen!“
Atemlos stürzte sie herein. „Julia hat
ein... ein Gespräch aufgenommen. Zwischen Renz und Patzke. Wahnsinn! Die haben
sich unterhalten wie Al Capone und Ritter Blaubart ( amerikanischer
Gangsterboss und französischer Frauenmörder ).“
„Wo ist sie jetzt?“ rief Tim.
„In ihrem Auto. Hinter dem Gebäude von
Re-Immo.“
*
Die Bürohäuser leerten sich. Die
Menschen, die ins Freie strömten, wirkten müde. Aber da der Feierabend
bevorstand, spiegelten einige Gesichter Erwartung und Frohsinn.
Julias Kleinwagen stand auf dem
Parkplatz, der zu einem Hochhaus gehörte. Zig Firmen stapelten sich in dieser
Betonwabe über- und nebeneinander.
Re-Immo war im zweiten Stock, ostseitig
untergebracht.
Das Mikrofon, das Julia unter ihren
Schreibtisch geklebt hatte, tat sich keineswegs schwer mit der Übertragung des
aufschlußreichen Gesprächs.
Alles war Wort für Wort in den
Kleinwagen übermittelt worden, wo Julia rechtzeitig das Bandgerät eingeschaltet
hatte.
Die Aufzeichnung begann mit Patzkes
Stimme.
„...Durchtriebenheit. Aber nicht
vergessen, Chef: Mit 20 000...“
Die TKKG-Bande, ohne Oskar, hatte sich
zu ihr in den Wagen gequetscht. Es war fürchterlich heiß. Und sie konnten die
Fenster nicht öffnen, weil alle naselang jemand vorbeilatschte, der dann
mitgehört hätte. Klößchen schwitzte. Gaby betupfte sich mit einem Tüchlein die
Schläfen. Sie pustete auch mehrmals gegen ihren Pony.
Schweigend hörte sich die TKKG-Bande
die Aufnahme an.
Nur als von Lumpis Ermordnung die Rede
war, knirschten Zähne und der Atem wurde gepreßt.
Nachdem Renz gesagt hatte: „...Mitleid
vermasselt die Geschäfte. So ist das nun mal...“ schaltete Julia ab.
„Jetzt kommt nichts mehr. Sie haben
dann nur noch sehr abfällig von Weibern geredet. Auch von mir.“
„Es reicht.“ Tims Stimme klirrte. „Laßt
mich mal raus. Ich rufe Gabys
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