Gangster auf der Gartenparty
Rathaus.“
„Dann können also Lena und Edu dort
draußen wohnen, bis sie alt und grau werden“, meinte Klößchen.
„Alt und grau sind sie schon“, sagte Karl.
„Ansonsten hast du recht.“
„Sofort müssen wir sie anrufen“, sagte
Tim. „Damit sie sich freuen können und beruhigt sind.“
Und schaudernd dachte er an Edus
Verzweiflungstat mit dem curare-vergifteten Glassplitter. Wie leicht hätte das
in die Hose gehen können — bzw. bei Renz in den Daumen.
Wie die TKKG-Bande anderntags erfuhr,
wurden Renz und Patzke die halbe Nacht lang verhört. Immer wieder bohrte Glockner
mit der Frage, wo sich Krätzkow verstecke.
Beide beteuerten, es nicht zu wissen.
Als das Verhör endlich abgebrochen
wurde, war der Kommissar davon überzeugt, daß die beiden nicht logen.
Damit blieb der Fahndungsbefehl nach
Alfons Krätzkow in Kraft.
19. Geköpfte Blumen
Es war Mittag.
In der Eichen-Allee, wo bekanntlich die
Sauerlichs wohnen, herrschte vornehme Stille. Niemand war zu sehen. Nur ein
Rolls Royce rollte an den Grundstücken vorbei und bog dann in seine Einfahrt.
Kesslings alter Kombi hielt am Anfang
der Straße.
„Hahah!“ meinte Obrecht und stieg aus.
Ritchie Kessling schloß seine Karre ab.
Beide hatten sich ordentlich gekleidet
und vor dem Spiegel ein vertrauenerweckendes Lächeln geübt.
Krätzkow war selbstverständlich nicht
dabei. Er konnte sich an den Daumen abzählen, daß nach ihm gefahndet wurde.
Also war es besser, sich nicht blicken zu lassen — auch nicht mit Sonnenbrille
und Hut.
Ritchie und Obrecht sockten die Straße
ab.
Jeder Briefkasten erhielt ein
RMSD-Werbeblatt.
Sollte jemand darauf reagieren und um
entsprechende Dienste bitten, würde man ihm den Bescheid geben, wegen
Arbeitsüberlastung sei zur Zeit kein Termin frei.
„Und das ist die Sauerlich-Hütte“,
sagte Obrecht leise.
„Könnte mir gefallen.“ Ritchie grinste.
„Aber es sind höchstens 15 Zimmer. Also viel zu klein für unsereins. Oder
möchtest du so beengt wohnen?“
„Hahahah!“ feixte Obrecht. „Beengt. In
unserem Haus gibt’s nicht mal einen Keller. Tatsache! Das Haus ist nicht
unterkellert — und deshalb im Winter ziemlich fußkalt. Pauline legt dann immer
Filzsohlen in unsere Hauslatschen.“
„Ich weiß, daß ihr keinen Keller habt“,
sagte Ritchie. „Darüber haben wir schon dreimal geredet.“
„Ah, stimmt ja.“
Seit seiner Ankunft wohnte Ritchie bei
den Obrechts. Das war die einfachste Lösung. Pauline hatte in der Abstellkammer
eine Sommerliege für ihn aufgestellt. Das reichte.
Ohne Eile gingen sie zur Haustür.
Obrecht klingelte.
Nach gemessener Frist wurde geöffnet.
Erna Sauerlich — Klößchens überschlanke
und hochgewachsene Mutter — blickte fragend und ein bißchen unwillig.
„Einen schönen guten Tag, gnädige Frau“,
Ritchie lächelte gewinnend. „Wir sind vom Rasenmäher-Schnelldienst und wollten
mal fragen, ob Sie vielleicht einen Schnitt brauchen.“ Ernas Miene belebte
sich. „Sie schickt der Himmel.“
„Schon möglich“, grinste Ritchie. „Das
heißt, einen direkten Auftrag haben wir von dort nicht. Aber Ihren Worten
entnehme ich, daß der Rasen sehr hoch steht.“
„Wie eine Prärie. Und unser Gärtner ist
verreist. Mitten im Sommer verreist er ans Mittelmeer. Naja, das Recht hat er.“
„Also dürfen wir Ihre Prärie
bearbeiten?“
„Sie dürfen. Aber nicht heute. Wir geben
Samstagabend eine Garten-Party. Wenn Sie am frühen Nachmittag kommen, wäre das
die richtige Zeit. Dann ist das Gras abends noch schön kurz. Samstag 14 Uhr — können
Sie kommen, ja?“
„Wir können, gnädige Frau. Hier ist
übrigens unser Werbezettel. Mit Telefonnummer. Ich bin Richard Kessling, das
ist mein Kollege Heinz Obrecht.“
„Ich verlaß mich auf Sie“, sagte Erna,
nahm den Zettel entgegen und schloß die Tür.
*
Der Samstag begann mit bewölktem
Himmel.
Tim stand im ADLERNEST am Fenster und
dachte: o weh! Doch dann klarte es auf. Die Sonne strahlte. Und mittags, als
sich die TKKG-Bande bei den Sauerlichs einfand, war der Himmel so makellos blau
wie Gabys Pupillen.
Im Garten werkelten bereits zwei
Abgesandte vom Party-Service. Sie stellten Tische und Bänke auf, auch den
Baldachin (Stoffhimmel) , unter dem nachher das Kalte Büffet aufgebaut
werden sollte.
Die TKKG-Bande begann, sich nützlich zu
machen.
Ist ja noch enorm viel zu tun, dachte
Tim — und kümmerte sich um die Musikanlage samt Stereo-Boxen.
Gaby und Karl hängten
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