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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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»überall wo meine Hammel aufs Feld hinbrunzen, wächst das Korn so hoch, als wenn der liebe Gott es selbst getan hätte, und weder Mist noch Jauche braucht's da. Ja noch mehr: aus ihrem Harn ziehn die Destillierer den allerbesten Salpeter der Welt. Mit ihrem Mist, wenn ich so sagen darf, kurieren die Ärzte bei uns zu Haus über achtundsiebzig Krankheitsarten! Wo denkt Ihr hin, Herr Freund und Nachbar? Und wie hoch sie mich zu stehen kommen.«
    »Hoch hin, hoch her«, versetzte Panurg, »es gilt schon; nur verkauft mir einen für gute Zahlung.« – »Mein Freund, Herr Nachbar«, sprach der Kaufmann, »bedenkt ein wenig, was für Wunder der Natur in diesem Vieh, wie Ihr's da seht, verborgen sind, und in einem Glied, das Ihr wohl gar für unnütz hieltet. Nehmt nur die Hörner da, stampft sie ein wenig mit einem eisernen Stößel oder mit einem Feuerbock; vergrabt sie dann im Sonnenschein, wohin Ihr wollt, und begießt sie fleißig: in wenig Monden habt Ihr den schönsten Spargel der Welt! Sagt an, wo habt Ihr Herren Hahnreis in Euern Hörnern wohl solche Tugend und Wunderkraft?«
    »Nur sacht«, antwortete Panurg, »und macht ein End.« – »Und wie erst«, fuhr der Kaufmann fort, »mein Freund, Herr Nachbar, werd ich Euch die innern Teile nach Würden preisen! Den Bug, die Schlägel, die Keulen, die Fettseite, Brust, Leber, Milz, Kutteln, Blase, womit man Ballen spielt, die Rippen, den Kopf, daraus man, mit ein wenig Schwefel, den wunderkräftigen Absud kocht, um hartleibige Jagdhunde abzuführen?«
    »Ei Quark, Quark!« fiel der Schiffspatron dem Kaufmann in das Wort, »dies heißt zu lang um den Brei herumgelaufen! Wenn du willst, verkaufs ihm, oder halt ihn nicht länger zum Narren.« – »Ich will's«, antwortete der Kaufmann, »Euch zulieb. Doch soll er drei Pfund fürs Stück bezahlen, und hat die Wahl frei.« – »Dies ist sehr teuer«, sprach Panurg. »Bei mir zu Haus krieg' ich wohl fünf bis sechs für das Geld. Seht wohl zu, ob's nicht zu viel ist! Denn Ihr wäret der erste auch nicht von meinen Bekannten, der, weil er allzu jählings reich und feist werden wollte, hinterrücks in Armut fiel, ja wohl mitunter den Hals brach.« – »Daß dich Gotts Marter schänd!« schrie hier der Kaufmann, »grober Bauer, Narr, der du bist; beim heiligen Nastuch der Veronika, der kleinste Hammel von denen da ist viermal mehr wert als der beste bei dir zu Haus.«
    »Großwürdigster«, antwortete Panurg, »Ihr erhitzt Euch in Euerm Zorn, soviel ich seh und spüren kann. Wohlan, nehmt hin, hier ist das Geld.« – Nachdem Panurg den Kaufmann bezahlt hatte, erkor er aus der ganzen Herde einen schönen und großen Hammel und trug ihn schreiend und blökend davon, daß all die andern ihn blöken hörten und gleichfalls wieder blökend zusahn, wohin man ihren Kamerad trage. Unterdessen sprach der Kaufmann zu seinen Hirten: »Ei, wie schlau der Kunde gewählt hat! Er versteht sich mein Treu darauf, der Hurensohn. Bei meiner Seel, gerade den dachte ich dem Herrn von Cancale zu. Der ist nie froher und aufgeräumter, als wenn er euch eine Hammelkeule in der linken Hand fein leicht und maulrecht schwenken kann wie eine Ballpritsche; gebt ihm dazu ein scharfes Messer, und Gott weiß, wie er alsdann losschleckert.«

Achtes Kapitel
Wie Panurg den Kaufmann samt seinen Hammeln im Meer ersäuft
    Auf einmal, ich weiß selbst nicht wie, die Sache ging fix, ich konnte so schnell nicht Achtung geben, schmeißt Panurg, ohne ein Wort zu sagen, seinen schreienden, blökenden Hammel Knall und Fall ins hohe Meer. Die andern Hammel, all miteinander, schreiend und blökend wie aus einem Maul, ihm nach, und schnurgerad ins Meer. Es war ein Drängen um die Wette, wer seinem Kameraden als erster nachspräng'. An ein Aufhalten war nicht zu denken! Denn ihr kennt ja der Hammel Art, daß sie stets ihrem Vordermann, wohin er geht, nachlaufen und treten. Auch nennt sie Aristoteles mit Recht das dümmste und albernste Tier der Welt.
    Der Kaufmann, ganz bestürzt, sein Vieh vor seinen Augen untergehn und ersaufen zu sehen, sputete sich aus aller Macht, um es zu verhindern und aufzuhalten; aber umsonst. Sie sprangen all schnurstracks ins Meer und ertranken. Endlich erwischte er noch einen der größten und stärksten Hammel beim Fell, auf dem Verdeck des Schiffs, in der Hoffnung, ihn zu halten und mit ihm auch den Rest zu retten. Aber der Hammel war so mächtig, daß er den Kaufmann mit sich ins Meer riß. Die andern Hirten und Schafknechte

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