Gargantua Und Pantagruel
schenk ich euch; hab ihn von Frankfurt, er soll aber euer sein. Ist ein gut Rößlein; so klein es ist, so hart und arbeitsam ist es. Mit einem Habichtmännlein, einem halben Dutzend Bracken und ein paar Windhunden seid ihr Hasen- und Hühnerkönige den ganzen Winter.« »Beim Sankt Johannes!« sprachen sie, »da kommen wir schön an. Diesmal sind wir die Angeschmierten.« – Hie ratet nun, ob sie sich eher vor Scham in die Erd verkriechen oder vor Lachen hätten bersten mögen über den Schnack. Enteilten also spornstreichs wieder hinunter ganz verblüfft und kamen in den untersten Saal zurück, wo die ganze Gesellschaft beisammen war, erzählten da diese neue Mär; da lachten alle wie ein Rudel Fliegen.
Achtes Kapitel
Wie Grandgoschier des Gargantua wunderbaren Verstand an Erfindung eines Arschwisches erkannte [Fußnote: »Die Willkür, mit der Franz I. die städtischen Freiheiten und Privilegien verhöhnte, beschnitt, kassierte, sich gleichsam daran den Hintern wischte, wenn er zu seinen Ausschweifungen Geld bedurfte, wird hier versinnbildet.« Bernier. ]
Gegen das End des fünften Jahres, als Grandgoschier von seinem Sieg über die Canarier heim kam, besucht' er seinen Sohn Gargantua. Da ward er erfreut, wie ein solcher Vater, der einen solchen Sohn ansiehet, sich erfreuen durft': halset' und küßt' ihn und fragt ihn allerlei kleine kindische Fragen, trank auch zum Willkomm eins mit ihm und seinen Wärterinnen. Die befragt er unter andern gar besorglich, ob sie ihn auch fein sauber und reinlich gehalten hätten. Wogegen ihm Gargantua zur Antwort gab, er hätt' hierauf sich so beflissen, daß im ganzen Land kein reinerer Knab als er zu finden war. – »Ei wie dann so?« frug Grandgoschier. »Ich hab«, antwortet' Gargantua, »durch lange Praktik und Erfahrung das allerherrlichst, trefflichst und probatste Mittel mir den Arsch zu wischen erfunden, dergleichen man noch je erhöret.« – »Nun, was ist's?« frug Grandgoschier. – »Was ich Euch gleich erzählen werd«, sprach Gargantua.
»Ich wischt' mich einmal mit dem sammetnen Schleier einer Dame und fand's gut, denn die Weichheit der Seide macht' mir am Sitzfleisch eine ziemliche Wollust.
Ein andres Mal mit einer Haube von eben derselben, und war desgleichen.
Ein andres Mal mit einem Brusttuch: wieder ein andermal mit den karmesinatlasnen Ohrhäublein; aber ein läusegüldener Plunder von Perlen und Gebräms daran zerschund mir den ganzen Hintersten. Schlag doch der Blutschiß dem Goldschmied auf den Arschdarm, der's gemacht hat, und dem Weibsstück, das es trug!
Dies Übel verging, als ich mich mit einem Pagenbarett wischt', auf Schweiz'risch mit Federn wohl beblümt.
Hernach, wie ich einmal mein Notdurft hinter einem Busch tat, fand ich da eine Märzkatz und wischt' midi dran. Ihre Krallen aber verschwulsteten mir den ganzen Mastdarm. Ich heilt' mir's am andern Morgen, da ich mich mit meiner Mutter wohlparfümierten Handschuhen wischt'. Darnach wischt' ich mich mit Salbei, mit Fenchel, Majoran, Anis, mit Rosen, Kohl, mit Kürbisblättern, Weinlaub, Eibisch, mit Wollenkraut, mit Lattichblättern, mit Spinat – und tat alles meinem Bein sehr wohl; mit Bingeln, mit Wasserpfeffer, mit Nesseln, mit Rittersporn, aber davon kriegt' ich die Lombardische Blutscheiß. Kuriert' mir's wieder, als ich mich mit meinem Latz wischt'. Darauf wischt' ich mich mit Laken, Decken, Umhäng, mit einem Kissen, mit einem Teppich, mit der grünen Tapete, Schneuztüchel, Salveten, mit einem Puderhemd. Und hat mir alles wohler gedäucht als dem Räudigen, wenn man ihn krauet.« – »Wohl!« sprach Grandgoschier, »aber welcher Arschwisch bedünket dir der beste zu sein?« – »Ich komm' schon drauf«, sprach Gargantua, »gleich sollt ihr das Kurz und Lang davon hören. Ich wischt' mich mit Heu, mit Stroh, mit Werg, mit Haar, mit Woll, mit Papier, allein:
Wer mit Papier sein wüscht Loch fegt,
Stets einen Zundel läßt am G'mächt.«
»Ei was!« rief Grandgoschier, »mein kleiner Hodenmatz, ich mein, du hast zu tief in die Kann geguckt, daß du schon reimest?« – »Hui«, antwortet' Gargantua, »ich reim' was Zeug hält, mein Herr König, und reim' mich oft unreimisch drüber.
Merket, diesen Rundreim:
Als ich mich eines Tags laxiert,
Beroch ich meine Leibesfracht.
Das stank weit mehr, als ich gedacht.
Ich war davon ganz parfümiert.
O daß mir einer hergeführt
Diejenige, nach der ich schmacht.
Beim Scheißen.
Denn alsbald hätt' ich ihr pitschiert
Ihr
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