Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
Vom Netzwerk:
in Fleischbrüh, strählt' sich mit einem Humpen, setzt' sich ärschlings zwischen zwei Stühl an die Erd, trank unter die Suppen, aß seinen Wecken ohn Brot, biß lachend, lacht' beißend, leckt' vorn, kratzt' hinten, pißt' gegen die Sonnen, versteckt' sich ins Wasser vorm Regen, bespie sich, schoß die Katz fürn Hasen, spannt' die Ochsen hinter den Karren, zog die Würm aus der Nasen, kratzt' sich, wo's ihn nit biß, packt' viel an und hielt wenig fest, verzehrt' sein Weißbrot vorneweg, beschlug die Graspferd, füttert' die Wetzstein, kitzelt' sich selbst zum Lachen, guckt' weidlich in die Töpf, behielt das Korn, gab Gott das Stroh, sang Magnificat zur Metten und meint', es paßt' sich trefflich wohl, aß Kohl, schiß Mangolt, ließ keiner Muck ein Bein am Leib, zerhudelt das Papier, verschmiert' das Pergament, riß aus wie Schafleder, macht' seine Rechnung ohn den Wirt, schlug auf den Busch und fing nicht den Vogel, sah den Himmel für einen Dudelsack und Hagel für Zuckererbsen an, schnitt zwei Pfeifen aus einem Rohr, schlug auf den Sack und meint' den Esel, macht' aus seiner Faust einen Schlägel, fing die Kranich im ersten Sprung, sah dem geschenkten Gaul allzeit ins Maul, setzt' sich vom Pferd auf den Esel, hofft, die Lerchen gebraten zu fangen, wenn der Himmel einfiel, macht' aus der Not eine Tugend, frug weder nach Geschabt noch Geschoren. Alle Morgen bespie er sich. Seines Vaters kleine Hunde aßen mit ihm aus einer Schüssel, er desgleichen wieder mit ihnen, er biß sie in die Ohren, sie zerkrellten ihm die Nas, er blies ihnen in den Hintern, sie leckten ihm das Schnäuzel. Und sollt ihr's glauben? Daß euch der Teufel frikassiere! Dies kleine Hurenjägerlein betastet seine Wärterinnen schon hinten und vornen, oben und unten harri hotto! in einem fort, und fing schon an sein Hosenlätzlein zu exerzieren. Selbiges schmückten seine Wärterinnen alle Tag mit schönen Sträußlein, schönen Bändern, schönen Blumen, schönen Flunkern, schönen Quästlein; und hatten ihre Kurzweil dran, wann er wie ein Rollpflästerlein ihnen unter die Hand geriet. Dann kicherten sie, wann er die Ohren spitzt', gleich als ob ihm das Spiel behagt'.

Siebtes Kapitel
Von des Gargantua Steckenpferden
    Hierauf, damit er all sein Lebtag ein guter Reiter wär, macht' man ihm ein schönes großes Pferd von Holz: das ließ er paradieren, tummeln, wenden, sprengen, tänzeln, alles zugleich, im Schritt, im Trott, im Mittelschritt, Galopp, Paß, Hoppas, im Kleppergang, im Kameltrott, Harttrab, Waldeseltritt, und färbt' ihm das Haar um, wie die Mönch ihre Alben nach den Festen in braun, in fuchsrot, apfelgrau, rattenfarb, hirschhaar, rotschimmel, kühfahl, scheckigt, weiß.
    Er selbst macht' sich aus einem großen Holzklotz ein Pferd zur Jagd, ein andres aus einem Trottbaum zum täglichen Brauch, und aus einem dicken Eichenstamm ein Maultier samt der Schabrack fürs Zimmer. Außerdem hatt' er ihrer noch zehn bis zwölf zur Umspann und sieben zur Post, und nahm sie auch nachts alle mit zu Bett.
    Einmal besucht' der Herr von Qualimsack seinen Vater mit großer Suite und Anhang, auf welchen Tag desgleichen auch der Herzog von Offentisch und der Graf von Nasengüsel schon bei ihm eingesprochen waren.
    Mein Treu! Da ging das Logement etwas knapp her für so viel Volk, und sonderlich die Pferdeställ. Der Hofmeister also nebst dem Furier besagten Herrn von Qualimsacks, um zu erforschen, ob es im Haus noch sonst wo ledige Ställ hätt', wandten sich an das junge Männlein Gargantua und fragten ihn heimlich, wo die Ställ für die großen Pferd wären, denn sie dachten, daß Kinder gern alle Ding ausschwatzen und offenbaren. Da führt' er sie die große Schloßtrepp hinan, durch den zweiten Saal auf einen langen Gang, aus dem sie in einen dicken Turm kamen. Wie es nun wiederum andere Stiegen hinauf ging, spricht der Furier zum Hofmeister: »Das Kind narret uns, denn niemals sind doch die Ställ zu oberst im Haus.« – Frug also den Gargantua: »Mein kleiner Schatz, wo führt Ihr uns hin?« »Zum Stall«, sprach er, »wo meine großen Pferd stehen; werden gleich da sein, steigt nur noch die paar Stiegen.« Darauf bracht' er sie wieder durch einen andern großen Saal und führt' sie endlich in seine Kammer, zog die Tür zurück und rief: »Da sind die Ställ, die ihr begehrt, da ist mein Spanier, mein Wallach, mein Schweißfuchs, mein Gasconier.« Und nahm einen schweren Hebebaum, packt' ihn den beiden auf und sprach: »Diesen Friesländer

Weitere Kostenlose Bücher