Gargantua Und Pantagruel
Stürzbecher zu seiner Zeit werden würd.
Sein Gürtel war aus 300 und einer halben Ellen Seidenserge, halb weiß, halb blau, wofern ich nicht sehr irre.
Sein Degen war nicht von Valencia, noch auch sein Dolch von Saragossa, denn sein Vater haßte dies ganze vermauschelte und verkommene Hidalgovolk wie den Teufel, sondern er hatte einen schönen Degen von Holz und einen Dolch von gummiertem Leder, so fein verguldet und gemalt, wie sich's nur einer wünschen mocht.
Sein Säckel war aus dem Hodensack eines Elefanten gefertigt, den ihm Mynheer Prakontal, Statthalter in Lybien, verehret.
Zu seinem Mantel wurden erhoben 9600 weniger zwei Drittel Ellen blauen Sammet, wie oben, ganz mit Gold durchfadelt in diagonalischer Figur: welches nach richtiger Perspektive eine unbekannte Farbe gab, wie ihr an Turtelhaubenhälsen sehet, allen denen die ihn sahen, ein unvergleichlicher Augentrost.
Zu seinem Barettlein wurden erhoben 302 und ein Viertel Ellen weißen Sammet, und war die Form desselben weit und rund nach Umfang des Hauptes. Sein Vater sagte, daß diese heutigen Barettlein auf Marrabesisch, wie ein Pastetensatz gestaltet, noch eines Tages ihren Verstutzten schlimme Händel zuziehn würden. Statt Federbusches trug er eine schöne große blaue Feder von einem Onokrotalus aus dem wilden Hyrkanien, die ihm gar zierlich übers rechte Ohr hing. Zu seiner Medaille führt' er in einer güldenen, 68 Mark schweren Platten eine Figur von gleichem Schmelzwerk, worin ein menschlicher Leib graviert war mit zwei Köpfen, den einen gegen den andern gedreht, vier Armen, vier Beinen und zwei Hintern, wie Plato in Symposio sagt, daß die menschliche Figur in ihrem mystischen Ursprung beschaffen gewesen, und stund darum mit ionischen Lettern geschrieben: ΑΓΑΠΗ ΟΥ ΖΗΤΕΙ ΤΑ ΕΑΥΤΗΣ [Fußnote: Die Liebe suchet nicht das Ihre.« (Luther.) Korintherbrief, 1, 13.]
Sein gülden Kettlein, das er am Hals trug, wog 25063 Mark Goldes, in Form großer Beeren, mit grünen, rauh geschliffenen Jaspissteinen durchzogen, die wie Drachen graviert und geschnitten waren, sämtlich mit Strahlen und Funken umzirkelt, wie einst der König Necepsos trug, und hing ihm bis zum obern Wulst des Bauchs herunter; davon er dann sein Lebelang den Nutzen spürte, welches den griechischen Ärzten bewußt ist.
Zu seinen Handschuhen wurden verschnitten 16 Koboldsfelle, und zum Vorstoß dran 3 Wehrwolfshäut; und wurden ihm also zugericht nach dem Rat der Kabbalisten zu Saintlouand. Von Ringen (deren ihn sein Vater zu Erneuerung des Zeichens alter Ritterschaft tragen ließ) hatt' er am Zeigefinger der Linken einen Karfunkel von der Größe eines Straußeneies, in feines Seraphsgold zierlich gefaßt. Am Zeigefinger eben dieser Hand hatt' er einen Ring aus den vier Metallen allzumal, auf die wunderbarste Art verfertigt, die man noch je mit Augen gesehen; denn weder verschlang der Stahl das Gold, noch bracht das Silber das Kupfer unter. Alles gemacht durch Hauptmann Chappuys und seinen guten Faktor Alcofribas. Am Zeigefinger der Rechten hatte er einen Ring in spiralischer Form, darein ein vollkommner Balas-Rubin, ein ausgespitzter Diamant und ein Smaragd vom Physon, unschätzbaren Wertes, gefaßt waren. Denn Hans Carvel, Groß-Juwelier des Königs von Melindien, schätzt' sie zusammen auf 69 894 018 lange Wollenhammel. So hoch haben's auch die Fugger von Augsburg geschätzet.
Sechstes Kapitel
Von des Gargantua Jugend [Fußnote: Die meisten Ausleger sehen in diesem und im folgenden Kapitel eine Satire auf die Erziehung der Fürsten, deren Hauptbeschäftigung Essen, Trinken und Schlafen sei. Viele der Züge, die R. seinem Helden gibt, passen auf Franz I.]
Gargantua ward vom dritten bis zum fünften Jahr in aller gebührlichen Zucht gepflegt und auferzogen nach dem Willen seines Vaters, und bracht' die Zeit zu, wie die kleinen Kinder des Landes pflegen: nämlich mit Trinken, Essen und Schlafen, mit Essen, Schlafen und Trinken, mit Schlafen, Trinken und Essen.
Allzeit wälzte er sich im Kot, vermaskeriert' sich die Nas, bedreckt' sich's Gesicht, trat seine Schuh hinten über, gafft' gern nach den Mucken und lief den Millermahlern fleißig nach, über die sein Vater das Regiment hatte. Er seicht' in seine Schuh, macht' in sein Hemd, schneuzt' sich in Ärmel, rotzt' in die Suppen und patscht' überall durch; trank aus seinem Pantoffel und kraut' sich den Bauch für gewöhnlich an einem Korb. Stochert' sich die Zähn mit einem Holzschuh, wusch seine Hand
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