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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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Muskelwülst und Fäust; denn Brust und Herz und Bauchfell durchrannt' er ihnen auf einen Stoß. Glaubt nur, es war das greulichste Spektakel, so je ersehen ward.
    Etliche riefen Sankt Barbara, etliche den Ritter St. Jörgen, etliche Sankt Schonemein, andre unsre Liebfrauen von Cunault, von Laureto, von der guten Mär. Einige gelobten sich zum Sankt Jakob, andre zum heiligen Schweißtuch gen Chambrey (doch brannt' dies drei Monat hernach so glatt weg, daß man auch nicht ein Fäslein davon hat retten mögen), etliche gen Cadouin, andre zum Sankt Johann von Angely, und tausend andern guten kleinen Heiligenmännlein. Etliche starben, ohne zu sprechen, andre sprachen, ohne zu sterben; etliche starben sprechend, andre sprachen sterbend. Welche schrien mit lauter Stimm: »Beicht! Beicht! confiteor, miserere! In manus ,« Es war ein solch Geschrei der Zermetzelten, daß der Prior des Klosters mit all seinen Mönchen selbst hinauszog; und als sie die armen Leut im Garten so tödlich blessiert und zerbläuet sahen, hörten sie ihrer etlich die Beicht ab. Während aber die Priester sich mit Beichten Zeit und Weil vertrieben, liefen die kleinen Mönchlein dahin, wo Bruder Jahn war, und fragten ihn, worin sie ihm behilflich sein könnten.
    Da befahl er ihnen, alle die abzumurxen, die auf der Erd lägen. Worauf sie ihre großen Kutten auf den nächsten Rebhalter warfen und stracks anhuben, die von ihm bereits Zerbläuten vollends zu würgen und abzutun. Und wißt ihr auch mit was für G'wehr? Mit saubern Kneiflein: das sind die kleinen Taschenmesser, womit die Kinder bei uns zu Land die Nüß schälen. Hierauf pflanzt' er sich mit seinem Kreuzstock in die Bresch, die der Feind gemacht hatt'. Und wie die, so gebeichtet hatten, durch selbige Bresch davonziehen wollten, drosch sie der Mönch mit Streichen darnieder und sprach dabei: »Die haben gebeichtet und bereuet und haben den Ablaß davon; sie fahren grad wie eine Sichel gen Himmel.« Also ward dann durch seine Mannheit der ganze Heereshaufen erlegt, der in den Garten eingefallen, an 13622, ohne Weiber und kleine Kinder, wie sich allzeit von selbst versteht. Nimmer hat sich der Klausner Maugis mit seinem Pilgerstab so tapfer wider die Sarazenen gehalten, von denen man in den Geschichten der vier Haimonskinder liest, als unser Mönch mit seinem Kreuzstock wider die Klosterfeind hantierte.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
Wie Pikrocholus die Clermaldsburg mit Sturm einnahm und wie schwer und ungern Grandgoschier sich zum Kriegführen anließ
    Während der Mönch sich, wie eben erzählt, mit denen im Garten herumscharmützelt', zog Pikrochol mit seinem Volk in großer Eil über den Furt von Vede und stürmt' die Clermaldsburg, allwo er nicht den mindesten Widerstand fand. Und weil's schon Nacht ward, ging er zu Rat, in selbiger Stadt mit seinem Volk Quartier zu schlagen und seinen scharfen Ingrimm abzukühlen. Des Morgens früh nahm er die Wäll und das Schloß mit Sturm ein, befestigt' es gut und versah es mit der benötigten Munition, in Hoffnung daselbst einen Halt zu haben, so man ihn etwa wo andersher überfallen sollte. Denn der Ort war fest, sowohl durch Kunst als von Natur, nach seiner Lag und Haltsamkeit.
    Aber wir wollen sie nun da lassen und wieder auf unsern guten Gargantua zu reden kommen, der in Paris den edeln Wissenschaften und den athletischen Leibesübungen obliegt; und auf seinen Vater, das liebe alte Biedermännlein Grandgoschier, das nach dem Abendbrot bei einem schönen, lustigen, hellen Feuer sich die Schellen wärmte und, während er harrte, daß die Kastanien platzen, mit einem angebrannten Stecken, womit man das Feuer schürt, etwas auf den Herd malte und seinem Weib und Hausgesind allerlei artige Geschichten von alten Abenteuern erzählte.
    Um diese Stund erschien vor ihm der Hirt, einer von der Wacht im Weinberg, namens Plackart, und erzählt' ihm ausführlich, was für Unfug Pikrocholus, der König von Lerné, in seinem Land und Gebiet verübt, und wie er den ganzen Gau verheeret, geplündert und gebrandschatzt hätt', ausgenommen den Klostergarten von Seuillé, welchen Bruder Jahn Klopffleisch zu seinem großen Ruhm verteidigt; und wie ernannter König jetzt zu Clermaldsburg war, wo er sich samt seinem Volk aufs beste verschanzet.
    »Hallo, hallo!« rief Grandgoschier da aus. »Was ist dies, liebe Leut? Träumt mir, oder ist's wahr, was man mir sagt? Pikrocholus, mein alter Stamm- und Bundesfreund seit ewigen Zeiten, kommt er mich zu befehden her? Was

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