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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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mir den Gymnastes, Eudämon und Ponokrates. Den zwanzigsten September. Dein Vater Grandgoschier.«

Vierundzwanzigstes Kapitel
Wie Ulrich Gallet an den Pikrocholus abgesandt ward
    Sobald der Brief diktiert und petschiert war, hieß Grandgoschier dem Ulrich Gallet, seinem vortragenden Rat, einem weisen, bescheidenen Manne, dessen Tugend und guten Rat er in mancherlei strittigen Fällen erprobt hatt', zum Pikrochol zu gehen, ihm darzulegen, was sie beschlossen. Der Ehrenmann Gallet reiste auch noch zur selbigen Stund ab, ging über die Furt und erkundigt' sich beim Müller, wie es um den Pikrochol stünd. Der antwortete, daß ihm sein Volk weder Hahn noch Henn gelassen und sich in Clermaldsburg gesetzt hätt' und daß er ihm nicht wollt' raten, weiterzugehen von wegen der Patrouillen; denn die wären hundstoll. Dies glaubt' er unschwer und blieb die Nacht beim Müller.
    Morgens früh verfügt' er sich mit der Trommel ans Schloßtor und fordert' die Wach auf, daß man ihn mit dem König Pikrocholus zu seinem Besten reden ließe.
    Als dies dem König angesagt ward, gab er schlechterdings nicht zu, daß man das Tor ihm auftät, sondern ging selbst auf den Wall und sprach zu dem Gesandten: »Was gibt es Neues? Was willst du sagen?« Da trug der Legat sein Sach vor wie folget.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
Des Gallets Rede an Pikrocholus
    Wenn deinem Land und Leuten von uns ein Unrecht geschehen wäre, wenn wir deinen Widersachern Gunst oder Vorschub geleistet, dir in deinen Händeln nicht beigestanden, durch unsre Schuld deine Ehr und guten Namen hätten schmälern lassen, oder besser zu sagen, wenn der Lügengeist, dich zu plagen erpicht, durch trügliche Blendwerk und sinnbetörende Hirngespinste dir in das Ohr geraunet hätt', als wenn wir irgend etwas unsrer alten Freundschaft Unziemliches an dir verübt, so mußtest du zuvor die Wahrheit erforschen, dann uns des erinnern, und wir hätten nach deinem Wunsch dich so vergnügt, daß du mit uns zufrieden solltest gewesen sein. Aber, heiliger Gott! Was ist dein Vorsatz? Willst du so als meineidiger Tyrann das Reich meines Herren verwüsten und plündern? Hast du ihn also feig und blöde erfunden, daß er nicht wollte, oder so machtlos an Volk, Geld, Rat und Kriegskunst, daß er nicht könnt' sich zur Wehre setzen wider dein bösliches Ungetüm? Zieh ab von Stund an und sei längstens bis morgen wieder in deinem Land, ohne allen Tumult noch Gewalt unterwegs. Und zahl unterwegs. Und zahl eintausend Byzantiner in Gold für den Schaden, so du im Land verübt hast. Die eine Hälft, die zahlst du morgen, die andre auf nächsten Maien-Idus, und lässest einstweilen uns hie zu Geiseln die Herzogen von Schwindelhirn, Arlottern und Kleinitz, nebst dem Fürsten von Schäbigsheim und dem Vicomt van der Filzlaus.«

Sechsundzwanzigstes Kapitel
Wie Grandgoschier um des Landfriedens willen die Wecken zurückerstatten ließ
    Hiemit schwieg der brave Mann Gallet. Aber Pikrocholus erwiderte auf seine ganze Rede nichts weiter als: »Versucht's, versucht's, kommt her und holt sie: sie haben lange Schieber, sie werden euch Wecken backen lehren.«. – Also kehrte er wieder heim zum Grandgoschier, den er barhäuptig auf seinen Knien in einem Winkel seines Kämmerleins liegen fand, Gott bittend, daß er Pikrochols Koller erweichen und ihn in gutem wollt zur Vernunft bringen. Als er den braven Mann wiedersah, frug er ihn: »Ha, mein Freund, mein Freund! Was bringst du für Nachricht?« – »Da ist«, sprach Gallet, »keine Ordnung mehr: denn dieser Mann ist gar von Sinnen und Gott verlassen.« – »Aber doch«, sprach Grandgoschier, »mein Freund! Was für Ursach dieses Frevels gibt er vor?« – »Er hat mir«, sprach Gallet, »kein Ursach dargetan, als daß er im Koller etlich Wort von Wecken ließ fallen. Ich weiß nicht, ob man vielleicht seinen Weckenbäckern ein Leids getan hat?« – »Dennoch«, sprach Grandgoschier, »will ich's zuvor erst hören, eh ich was weiteres vornehme.« Befahl also dem Handel näher nachzufragen. Da befand sich, daß des Pikrochols Leuten etliche Wecken genommen worden, und Marcket mit einem Knüppel einen Streich aufs Haupt erhalten hätt'. Wär aber gleichwohl alles richtig bezahlt worden, und hätt' ernannter Marcket zuerst dem Forgier mit seiner Geißel die Bein zerhauen. Auch war sein ganzer Rat der Meinung, daß er notwendig sich wehren müsse. – »Demungeachtet«, sprach Grandgoschier, »weil es an nichts als etlichen Wecken liegt, will ich ihn suchen,

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