Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
Vom Netzwerk:
Klopffleisch mit Namen, ein Wagherz, jung, rüstig, wacker, wohlgemut, behend, keck, hitzig, lang und hager, mit gutem Maulwerk und fester Nas, ein tüchtiger Horahetzer, Vigilienbürster und Meßabzäumer: in Summa ein echter Mönch, so jemals einer, seit die mönchende Welt mit Mönchen bemönchelt gewesen, erfunden ward. Im übrigen ein Kreuzlateiner bis an die Zähne in Breviermaterien. Selbiger, als er den Lärm, den die Feinde in ihrem Weingarten machten, vernahm, lief aus, zu sehen, was los wär. Und als er sie fand, wie sie den Garten abernteten, daran ihr Tischtrunk des ganzen Jahrs hing, rannt' er wieder ins Chor der Kirche, wo die andern Mönch, schier verdutzt wie die Glockengießer, in einem fort Im-im-pe-e-e-e-e-e-tum, in-i-ni-mi-co-o-o-o-o-o-rum-um sangen, und rief: »Ich scheiß auf euer Gesings! Potz heiliger Gott, so singt doch lieber: Ade, ade Partie, der Wein der ist dahin! Ich sei des Teufels, wo sie nicht schon in unserm Garten sind und Stöck und Trauben so rein ausfegen, daß – bei des Herrn Leichnam! – in vier Jahren nix drin wird nachzubeeren sein. Ei, beim Sankt Jakobsränzl! Was sollen wir armen Teufel derweil trinken? O du mein Herr Gott da mihi potum! « – Da sprach der Prior des Klosters: »Was will doch der Trunkenbold hier! Man führ ihn gleich in Verwahrsam! Also die Handlung im Glauben zu stören!« – »Mitnichten«, antwortet' der Mönch, »die Wandlung der Trauben lasset uns vor Zerstörung schützen. Denn ihr, Herr Prior, trinkt selbst gern vom besten; und das tut jeder Ehrenmann; ein adlig Blut haßt nimmermehr den guten Wein, ist ein echtes Mönchswort. Aber diese Responsen, die ihr da singt, bei Gott die schicken sich jetzt schlecht. Warum sind unsre Horen zur Ernt- und Herbstzeit kurz, und um Advent und den ganzen Winter über so lang?
    Bruder Matz Schlehdorn, dessen Seel Gott tröste, ein wahrer Eifrer für unsern Glauben, sagt' mir einst, ich entsinn mich noch wohl, die Ursach wär, daß wir um die Zeit den Wein fein einbringen sollten und warten, im Winter aber ihn saugen. So folgt mir denn, ihr Herrn, die ihr den Wein liebhabt, und beim Kreuz Gottes, mir nach! Denn Sankt Anton soll mich zu Kohlen brennen, wenn der von euch auch nur einen Tropfen sieht, der nicht die Reben wacker beschützt hat. Heilige Marter Gottes! Was? Das Kirchengut? Ha nein, nein, Teufel! Dafür ließ Sankt Thomas von Engelland sein Leben, und wenn ich's nun auch dafür ließ, würd ich nicht eben auch wie er ein Heiliger? Aber ich laß es darum noch nit, es sollen es für mich wohl andre lassen.«
    Mit diesen Worten warf er sein weit Gewand ab und erwischt' den Kreuzstock, der von hartem Kernholz, lang wie ein Reisspieß, rund in der Faust, und hie und da mit halb erloschenen Lilien bemalt war. Also in Hosen und Wams fuhr er hinaus, hing seine Kutte als Schärpe um die Achsel und strich mit dem Kreuzstock haarscharf unter die Feinde, die ohn all Ordnung, Fahnen, Trommeln noch Drommeten im Garten den Wein abzwackten. Denn die Fähndrich und Bannerleut hatten ihre Banner und Fähnlein an die Mauern angelehnt, die Trommler ihre Trommeln oben entledert und mit Trauben geladen, und die Drommeten staken voller Beerenbüschel. Alles war in bunter Reih. Er aber stieß, ohne einmal Wer da! noch Kopf weg! zu rufen, so gröblich darunter, daß er sie links und rechts wie die Schweine niederdrosch nach der alten Parade. Etlichen zerrührt' er das Hirn, andern zerschmiß er Arm und Bein, andern versprengt' er die Wirbel im Hals, andern zermatscht' er die Weichen und Lenden, knickt' Nasen, bohrt' Augen auf, spaltet' Kiefern, schlug Zähn im Hals entzwei, zerknirscht' die Schulterblätter, zermalmt' die Schienbein, entheftelt' Hüften, barst Röhren. Wo einer sich unter die dichtesten Rebstöck verkriechen wollt', zerbläuet' er ihm das ganze Rückgrat und schlug ihn platt wie einen Frosch.
    Wenn einer sich durch die Flucht retten wollt', gab er ihm eins aufs Hirn, daß ihm der Schädel in Stücke sprang. Wenn einer auf einen Baum stieg und dacht', er wär da sicher, spießt' er ihn mit seinem Stock von unten durch den Hintern auf.
    Wenn einer von alter Kundschaft her ihm zuschrie: »Ha, mein Bruder Jahn, mein Freund, ich ergeb mich, Bruder Jahn!« – »Das mußt du wohl«, versetzt' er, »aber ergib nur auch deine Seel allen Teufeln!« Und gab ihm stracks den Nickfang. Und wo einer sich von Tollheit gar so weit verblenden ließ, daß er ihm offen hätt' trutzen wollen, da zeigt' er die Kraft seiner

Weitere Kostenlose Bücher