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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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verdorrte.
    Das ganze Land saß auf dem Trockenen. Die Müh und Angst der Sterblichen, dem schauderhaften Verdursten zu steuern, war kläglich anzusehen. Denn man hatt' alle Händ voll zu tun, daß nicht gar der Weihbrunn in den Kirchen aufgeleckt ward. Doch wußten die Herren Kardinäle und der Heilige Vater dafür bald so guten Rat, daß niemand mehr denn einen Segen davon zu nehmen sich getrauet'. Ja, wenn ein Mensch in die Kirche kam, hättet ihr wohl an zwanzig arme Durster hinter dem, der das Wasser austeilt', offenen Mundes daherziehn sehen, ob sie ein Tröpflein erschnappen möchten, wie der reiche Mann, auf daß nichts umkäm. O selig, wer in diesem Jahr einen kühlen und vollen Keller hatt'!
    Eines Freitags nun, als alle Welt der Andacht pflog, und ein schöner Umgang mit Litaneien und Inprofundis schockscheffelweis' gehalten ward, Gott den Allmächtigen beschwörend, daß er in solchem Mißgeschick mit seinem Auge der Erbarmung sie gnädiglich ansehn wollt' – da sah man handgreiflich dicke Wassertropfen der Erd entquellen, wie wann eins stark schwitzet. Das arme Volk fing sich schon an zu freuen, als wenn es ihnen zum Heil und Labsal gewesen wär. Denn etliche sprachen, weil die Luft nicht einen Tropfen Feuchtigkeit mehr hätt', davon noch Regen zu hoffen stünde, hilf nun die Erde dem Mangel nach. Andre Leut, die Studierten, meinten, es wär halt Antipodenregen. Aber sie waren angeführt. Denn als nach abgehaltenem Umgang alles den Tau zu schöpfen lief und in vollen Zügen trinken wollt', fanden sie, daß es nichts andres war denn Heringslake, so bitter und salzig wie kein Seewasser nimmermehr. Und weil auf eben diesen Tag Pantagruel geboren ward, gab ihm sein Vater diesen Namen; denn Panta bedeutet auf Griechisch alles , und Gruel in arabischer Sprach so viel als durstig – anzuzeigen, daß alle Welt in seiner Geburtsstunde durstig gewesen; auch weil er zugleich im prophetischen Geist zum voraus sah, daß er dereinst Beherrscher der Durstigen sein würd, welches ihm außerdem noch durch ein offenbares Zeichen in eben der Stund erwiesen ward. Denn als seine Mutter Hängemunde mit ihm im Kreißen begriffen war und die Hebammen seines Empfanges harrten, kamen aus ihrem Leib voraus achtundsechzig Saumroßtreiber, und jeder führt' am Halfter ein Maultier mit eitel Salz beladen nach. Auf diese folgten neun Dromedare mit Schinken und geräucherten Rindszungen, sieben Kamele voll kleiner Aale, drauf fünfundzwanzig Karren mit Zwiebeln, Lauch, Porree, Knobloch und Schalotten. Die Hebammen waren baß erschrocken, und ihrer etliche sprachen zusammen: »Hie hat's gut Futter, weil wir zeither im Trinken zu schüchtern und allzu nüchtern waren. Dies Zeichen bedeutet uns nur Glück. Danach läßt sich's saufen.« – Und wie sie so noch untereinander plauderten, siehe! da trat heraus Pantagruel, über und über rauh wie ein Bär. Und eine prophezeiet' und sprach: »Er kommt mitsamt dem Haar zur Welt, er wird erstaunliche Dinge tun und, wenn er lang lebt, zu Jahren kommen.«

Zweites Kapitel
Wie Gargantua um sein Weib Hängemunden Leid trug
    Der aber über Pantagruels Ankunft gar außer sich und schier verdutzt war, das war sein Vater Gargantua. Denn einesteils sah er sein Weib Hängemunden tot, und andernteils seinen Sohn Pantagruel geboren, so schön und groß – da wußt' er nicht, was er beginnen noch sagen sollte. Und war der Zweifel, der ihn in seinen Gedanken peinigte: ob er müßt' weinen vor Traurigkeit über sein Weib, oder lachen vor Freuden über seinen Sohn.
    »Muß ich jetzt heulen?« sprach er. »Ja. Denn warum? Mein teures Weib ist tot, die beste hin, die beste her, die man auf Erden nur finden mocht'. Ich werd' sie nimmer wiedersehen, krieg' auch so eine halt nimmer wieder; ist mir ein unschätzbarer Verlust! O du mein Gott, was tat ich dir, daß du mich also hart bestrafest? Warum nahmst du mich nicht eher von hinnen? Denn ohne sie zu leben, ist mir nur ein Siechtum. Ach, du armer Pantagruel! Du bist um deine liebe Mutter, um deine süße Amme gekommen. Ach, falscher Tod, wie bist du so tückisch, wie handelst du also schmählich an mir, daß du mir diese rauben mußt, der die Unsterblichkeit mit Recht gebühret hätt'?«
    Und wie er dies sprach, heult' er wie eine Kuh. Doch plötzlich lacht' er wieder hell auf wie ein Kalb, wenn ihm Pantagruel einfiel. »Ho! Ho!« rief er, »mein kleiner Sohn, lieb's Hosseloddel, wie bist du so artig! Wie dank ich Gott, daß er mir einen so schönen, muntern,

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