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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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sowohl dahin gemeinet, daß du dies Tugendleben erst führen, sondern also zu leben oder gelebt zu haben dich freuen solltest, und deinen Mut auch für die Zukunft dazu bestärken.
    Darum, mein Sohn, ermahn' ich dich, deine Jugend mit allem Fleiß den Studien und der Tugend zu widmen. Du bist in Paris, hast deinen Lehrer Epistemon; der kann dich sowohl durch löblich Beispiel als lebendigen mündlichen Rat unterweisen.
    Weil aber nach Salomons wahrem Wort die Weisheit nicht kommt in die Seelen der Bösen, und Wissen ohn Gewissen nichts anders als der Seelen Tod ist, so sollst du Gott dienen, ihn lieben, fürchten und auf ihn dein ganzes Sinnen und Hoffen setzen. Trau nicht dem Irrsal der Welt. Hänge dein Herz nicht an Eitelkeit; denn dieses Leben ist vergänglich, aber des Herren Wort bleibet ewig. Sei allen deinen Nächsten gern zu Diensten, liebe sie wie dich selbst. Ehre deine Lehrer, fliehe die Gemeinschaft derer, denen du nicht willst gleich sein, und die Gaben, die du von Gott empfangen hast, laß sie dir nicht umsonst verliehn sein. Und wenn du vollends spüren wirst, dort alle Weisheit erworben zu haben, komm wieder zu mir, daß ich dich seh und meinen Segen dir geb', eh ich sterbe.
    Mein Sohn, der Friede und die Gnade unseres Herren sei mit dir. Amen. Aus Utopien am siebenzehnten des Märzmonats, dein Vater Gargantua.«
    Nach aufmerksamer Lesung dieses Schreibens faßte Pantagruel frischen Mut und ward zum Lernen mehr als je zuvor entzündet, dergestalt, daß ihr, wenn ihr ihn hättet studieren und in Erkenntnis wachsen sehen, von seinem Geist hättet sagen müssen, daß er unter den Büchern wär, was die Flamm im dürren Reisig – so unermüdlich rasch und lodernd.

Sechstes Kapitel
Wie Pantagruel den Panurg traf, den er sein ganzes Leben lang liebhatte, und wie dieser seine Flucht aus der Gefangenschaft der Türken erzählt
    Als eines Tags Pantagruel mit seinen Leuten vor der Stadt, nach der Abtei Sankt Anton zu, spazierenging, traf er euch einen Menschen an, von schöner Statur und wohl formiert in allen Leibesproportionen, aber an mehreren Stellen elend zerlumpt und so übel zugericht, daß er den Hunden entlaufen schien, oder einem Kesselflicker ähnlich sah. Sobald Pantagruel ihn von weitem erblickte, sprach er zu seinen Gefährten: »Seht ihr den Menschen, der dort von der Charentonbrücke auf uns zukommt? Er ist, bei meiner Treu, nicht arm als durch Unglück; denn ich sage euch, seiner Physiognomie nach zu schließen, hat die Natur ihn aus einem reichen und adligen Geschlecht erzeugt. Aber die Schicksale der Wißbegierigen haben ihn so in Dürftigkeit und Mangel gebracht.« – Und wie er nun bis mitten unter sie gekommen war, rief er ihn an: »Mein Freund, ich bitt' Euch, wollet allhie ein wenig verziehen und mir auf meine Fragen Bescheid tun; es soll Euch auch fürwahr nicht reuen, denn ich hab' große Neigung, Euch beizustehen in Eurer Not, darin ich Euch seh. Ihr jammert mich sehr. Darum, mein Freund, sagt mir: wer seid Ihr? von wannen kommt Ihr? wohin geht Ihr? was sucht Ihr? und wie heißet Ihr?« – Der Gesell antwortet' ihm hierauf in germanischer Sprache: »Junker, Gott geb Euch Glück und Heil zuvor. Lieber Junker, ich laß Euch wissen, das, da Ihr mich von fragt, ist ein arm und erbärmlich Ding, und wer viel darvon zu sagen, welches Euch verdrüslich zu hören und mir zu erzelen wer, wiewol die Poeten und Orators vorzeiten haben gesagt in iren Sprüchen und Sententzen, daß die Gedechtnus des Ellends und Armuot vorlangst erlitten ist ain grosser Lust.« [Fußnote: Wörtlich nach Original.] – Da sprach Pantagruel: »Mein Freund, ich versteh dieses Kauderwelsch nicht; drum redet eine andre Sprache, wenn Ihr wollt, daß man Euch verstehe.« – Und der Gesell antwortet' ihm: »Albarildim gotfano dechmin brin alabo dordio falbroth ringuam albaras. Nin portzadikin almucatin milko prin alelmin en thoth dalheben ensouim: kuthim al dum alkatim nim broth dechoth porth min michais im endoth, pruch dalmaisoulum hol moth danfrihim lupaldas im voldemoth. Nin hur diavosth mnarbotim dalgousch palfrapin duch im scoth pruch galeth dal Chinon, min foulchrich al conin butathen doth dal prin.« [Fußnote: Ein von Rabelais erfundenes Kauderwelsch.]
    »Versteht ihr was?« frug Pantagruel die Versammelten. – »Ich glaub«, antwortete Epistemon, »das ist die Sprache der Antipoden; der Teufel selber kapiert da nix davon.« – Drauf sagte Pantagruel: »Gevatter, ich weiß nicht, ob Euch etwa die Mauern

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