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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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nicht halten, nach andern gehn und Euch zum Hahnrei machen. Ferner werdet Ihr nicht wirklich in eine Pauke verwandelt werden, wohl aber schlagen wird sie Euch, wie eine Heerpauke. Auch wird sie nicht zur Eule werden, aber bestehlen wird sie Euch, wie der Eulen Art ist. Ihr sehet also, daß Eure Träume den Vergilianischen Losen gleichlauten: Ihr werdet Hahnrei sein, man wird Euch schlagen, man wird Euch bestehlen.« –
    »Im Gegenteil«, versetzte Panurg, »mein Traum wahrsagt: in meiner Ehe werd alles Guten die Hüll und Füll sein, wie im Horn des Überflusses! Ihr sprecht von Satyrnshörnern! Amen, Amen! Mög es so kommen! Dann bin ich in Ewigkeit leistungsfähig wie die Satyrn, was jeder wünscht, aber der Himmel nicht vielen gibt. Und damit Hahnrei nun und nimmermehr! Denn gerade der Mangel dieser Leistungsfähigkeit ist Ursach sine qua non und alleiniger Grund, warum die Männer zu Hahnreis werden. Was treibt die Tagediebe zum Betteln? Daß sie zu Haus nicht Futter genug für ihr Ränzel haben. Was macht die Weiber läufig? Ihr versteht mich zur Genüge und Ihr scheinet mir (verzeiht, wenn ich fehlschieß) darin handgreiflich zu irren, daß Ihr aus Hörnern auf Hahnreischaft schließt. Die Hörner, die mir mein Weib aufsetzte, sind Überfluß- und alles Guten Füllhörner, da steh ich dafür. Im übrigen werd ich fröhlich sein wie ein Hochzeitspauker, stets musizieren, stets dudeln, sumsen, pupen, pumpsen. Glaubt mir, es ist mein zeitliches Glück! Mein Weib wird hold und niedlich sein wie ein schönes Käuzlein; und
wer's nicht glaubt, der bring sich um!
Das ist mein Evangelium!«
     
    »Ich«, sprach Pantagruel, »erwäg den letzten Umstand, den Ihr meldet, und halt ihn zusammen mit dem ersten. Im Anfang Eures Traumes schwammt Ihr in eitel Seligkeit, zuletzt fuhrt Ihr mit einem Satz ganz mürrisch, fuchswild und verdutzt in die Höh.« – »Freilich«, fiel ihm Panurg ins Wort, »denn ich war hungrig zu Bett gegangen.« – »Alles wird schiefgehen, ich seh's zum voraus, denn glaubt nur sicher: jeder Schlaf, der jählings endigt mit einem Satz, und den Menschen fuchswild und mürrisch nachläßt, bedeutet Böses oder verkündigt's.
    Es belehrt uns hinsichtlich der Seele und deren Traumschau, daß ihr vom Schicksal irgendein Unheil beschieden und zugedacht sei, welches in kurzem über sie kommen werde.«
    »Gott«, sprach Panurg, »helf allen denen, die gut sehn und kein Wörtlein hören. Ich seh Euch wohl, hör aber nix und weiß nicht, was Ihr haben wollt. Der hungrige Magen hat keine Ohren. Mein Seel! Ich tob', ich brüll' vor Hunger wie ein Besessener. Die Strapaze ging mir ein wenig übern Spaß. Wer heut mich wieder ans Traumbett kriegt', müßte ein Tausendsasa sein! Marsch fort zum Imbiß, Bruder Jahn! Wenn ich erst tüchtig gefrühstückt und meinen Magen sattsam versorgt und gestopft habe, will ich, wenn's sein müßt' und Not an Mann ging, das Mittagsbrot im Stich lassen – aber das Nachtessen? Nein, zum Teufel! Es ist ein Irrtum, ist ein Skandal in der Natur! Denn die Natur erschuf den Tag zu Müh und Arbeit. Am Abend löscht sie sacht ihr Licht aus und sagt stillschweigend: liebe Kindlein, ihr seid kreuzbrave Leut und habt jetzt genug geschafft, die Nacht ist da; drum sollt ihr eure Arbeit nun wegtun und euch erquicken mit gutem Brot, mit gutem Wein, mit gutem Fleisch; darnach euch ein wenig verschnaufen und dann schlafen gehn, daß ihr morgen früh wieder zur Arbeit frisch und fröhlich wie zuvor seid. Dies verstund der wackre Papst sehr wohl, der das Fasten erfand; er befahl, es soll gefastet werden nicht länger als bis zur Vesperstund; der Rest des Tages war Futterzeit. Vor Zeiten hielten nur wenig Leut das Mittagessen, außer den Mönchen und Chorherrn, denn sie haben ja so nix weiter zu tun, alle Tag haben sie Feiertag und halten getreulich am Klostersprüchel: von der Kirch' in die Küch'! Zu Nacht hingegen aß alle Welt, ein paar Hanswürst von Traumnarren etwa ausgenommen. Und jetzt marsch, mein Freund Jahn! Komm mit in des drei Teufels Namen! Mein Magen bellt vor Hunger wie ein wütiger Hund. Wir wollen ihm brav Suppe in den Rachen werfen, daß er still schweigt, nur muß ein Stück vom gepökelten Ackersmann drin schwimmen, dem man neun Lektionen gegeben hat.« –
    »Ich versteh«, antwortete Bruder Jahn, »dieses Bild ist dem ›Klösterlichen Küchenbüchlein‹ entnommen. Der Ackersmann ist der Ochs, der ackert oder geackert hat. Zu neun Lektionen, das heißt, vollkommen gar

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