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Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Titel: Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Schwangeren.
    Nachdem ich am nördlichsten Punkt stand, wiederholte ich meine Einladung, die diesmal an die Erde und die Weisheit gerichtet war. Dazu stellte ich mir eine alte schwarze Frau mit müden Augen und stahlgrauem krausem Haupthaar vor. Ihr Körper war vom Alter gebeugt, aber die Muskeln waren noch immer so unnachgiebig wie Stein. In ihrer schrumpeligen Hand lag eine einzelne Goldmünze.
    Als ich an meinen Ausgangspunkt zurückgekehrt war, drehte ich mich zu William und Mátyás um. William hatte die Augen geschlossen, und an der Art, wie er die Stirn in Falten gelegt hatte, erkannte ich, er steuerte seine Energie zu meinen Anstrengungen bei. Mátyás hatte die Hände in den Manteltaschen verborgen und trat bibbernd von einem Fuß auf den anderen. Ich hielt Ausschau nach Dominguez, konnte
ihn aber auf Anhieb nirgends sehen.
    Eine Joggerin kam vorbeigelaufen und warf uns einen neugierigen Blick zu, ehe sie schnaufend der nächsten Kurve auf dem Weg folgte, der um den See herum verlief.
    Jetzt war die Zeit gekommen, um die Göttin zu beschwören. Ich dachte mir, dass ich sowohl Lilith als auch Athena rufen sollte, damit ich beiden meine Entscheidung erklären konnte.
    Ich stellte mich ein wenig breitbeiniger hin und hob den Dolch mit beiden Händen über meinen Kopf. Normalerweise gab es für mich keinen Grund für so dramatische Gesten, aber ich musste mir vor Augen halten, dass wir zugleich die Vampirjäger auf uns aufmerksam machen wollten.
    Mátyás kicherte leise vor sich hin, woraufhin William die Augen aufriss, um zu sehen, was der Grund für diese Unruhe war. Sogar er musste flüchtig grinsen, als er mich so dastehen sah, obwohl ich wusste, dass er durchaus für die dramatischeren Gesten der Hexerei zu haben war.
    Ohne von den beiden weiter Notiz zu nehmen, konzentrierte ich mich darauf, die Göttinnen herbeizurufen. Lilith ruhte wie üblich zusammengerollt in meinem Bauch. Behutsam beschwor ich das Bild IHRES Erwachens herauf und schuf im Geiste IHR Bild: eine Wüstenfrau mit sonnengebräunter Haut, die in edle seidene Gewänder gekleidet war. Von IHREN Füßen wusste ich, dass Lilith sie bedeckt hielt, da sie in vielen Mythen als die Krallen einer Eule dargestellt wurden. Brüste und Hüften waren voll und üppig, und IHRE Augen hatten etwas Unwiderstehliches an sich, das ahnungslose Seelen in den Untergang zog.
    Ich wusste, ich hatte SIE erfolgreich gerufen, als ich hörte, wie Mátyás heftig einatmete. Wieder reagierte William und öffnete ein Auge einen Spaltbreit, dann aber runzelte er die Stirn, da er offenbar Lilith nicht so deutlich sehen konnte wie Mátyás.
    Speziell für William sagte ich: »Willkommen, Lilith, Mutter der Dämonen.«
    Ein seltsames Geräusch, das an ein Stöhnen erinnerte, wurde mit dem Wind zu mir getragen. Wir alle, auch William, drehten uns in die Richtung, aus der der Laut kam. Die Böen wurden stärker, Schnee wurde um die Ränder des Kreises herumgetragen. Ich spürte etwas, das für mein magisches Auge wie der Hauch einer Rauchfahne wirkte, der uns umgab. Die Wächter der vier Viertel schienen wachsamer zu sein, als wären sie bereit, uns zu verteidigen.
    In meinem Kopf hörte ich Liliths Stimme. »Dunkle Geister werden von mir angezogen. Fürchtet sie nicht.«
    SIE hat gut reden, dachte ich, während ich jetzt deutlich in dem Rauch, der den Kreis umwirbelte, Augenhöhlen und einen aufgerissenen, schreienden Mund ausmachen konnte. Mit einem Mal wurde mir klar, dass es sich um einen Geist handeln musste.
    William musste zu der gleichen Erkenntnis gelangt sein, da er plötzlich fragte: »Könnten wir uns ein bisschen sputen?«
    Lediglich Mátyás schien sich gut zu amüsieren, denn er verfolgte freudig die Bewegungen des Geistes mit. Lilith lächelte ihn an, und als Mátyás merkte, dass SIE auf ihn aufmerksam geworden war, begegneten sich ihre Blicke für einen Moment. Dann aber wurde er bleich und schaute sofort weg.
    Wow, Lilith hatte dem bösen schwarzen Mann Angst gemacht. Ich würde ihn später darauf ansprechen müssen. Für den Augenblick gab es aber eine weitere Göttin, die ich herbeirufen musste.
    Meine Arme wurden allmählich müde, also veränderte ich meine Haltung, indem ich die Füße dicht nebeneinanderstellte und die Arme ausbreitete, sodass ich die groben Umrisse eines Kelchs darstellte. Nun schuf ich das Erscheinen von Athena in meinen Gedanken.
    Mit breiten Schultern und kräftigem, geradem Rücken stand Athena da, die Füße so positioniert, als

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