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Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Titel: Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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fürchteten, dass wir dort etwas Großes abziehen würden. Auf diese Weise wären sie stärker daran interessiert, unsere Aktivitäten im Auge zu behalten.
    »Ja, so was in der Art«, sagte ich.
    William machte eine absolut entsetzte Miene, und sogar Dominguez zog besorgt eine Augenbraue hoch.
    Kaum hatten Dominguez und ich die Einfahrt hinter uns gelassen, als mir auf einmal bewusst wurde, dass ich an den Ort eines Verbrechens zurückgekehrt war, wenn auch eines geringeren Verbrechens. In einem See auf genau diesem Friedhof hatte Parrish mir geholfen, die Leichen von sechs vatikanischen Priestern zu verstecken.
    Lakewood war kein gewöhnlicher Friedhof. Bevor Minnesota zum Bundesstaat wurde, waren hier die Reichen und Berühmten bestattet worden, und bei den Grabmalen waren Künstler am Werk gewesen, die es mit jenen von Père Lachaise in Paris oder Highgate in London aufnehmen konnten. Es gab Art-déco-Pyramiden so groß wie Häuser, aber auch moderne Skulpturen aus gebürstetem Stahl. Weinende Engel
kauerten auf sechs Meter hohen Obelisken, und keltische Kreuze reichten fast genauso hoch in den Himmel wie die Ahornbäume ringsum. Selbst die schlichtesten Grabsteine neigten zum Gigantismus, als versuchten sie so, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Straßen wanden sich um die nummerierten hügeligen Bereiche herum, wo gepflegte Zedern Wache hielten und Eichen, Ulmen und Kiefern lärmenden Starenschwärmen Unterschlupf boten. Vorbei an einer lebensgroßen Elchstatue aus Bronze näherten wir uns dem See.
    Trotz der morbiden Atmosphäre lag erhabener Frieden über Lakewood, der regelmäßig Besucher anlockte, die in ihm nur einen weiteren von vielen Parks zwischen Lake Harriet und Lake Calhoun sahen. Im Sommer machten die Leute am See Picknick, wo sie mit Ferngläsern Ausschau nach Enten und Kanadischen Gänsen hielten. Ich hatte auch gehört, dass sich sogar Füchse auf dem umzäunten Gelände tummelten, die sich weder an Grabsteinen noch Gräbern störten.
    Am See angekommen, hielt Dominguez den Wagen an. Seit ich das letzte Mal hier gewesen war, hatte er sich ein wenig verändert. Als Parrish und ich die Leichen im Schutz der Dunkelheit hatten verschwinden lassen, hatte man noch bis ans Wasser gelangen können. Das war jetzt nicht mehr möglich.
    Ich konnte erkennen, dass am Ufer dichtes Präriegras stand, das sich durch die Schneedecke gekämpft hatte. Außerdem war ein orangefarbener Zaun angelegt worden. Unwillkürlich drängte sich mir die Frage auf, ob diese Veränderungen nach jener Dürre beschlossen worden waren, die die Leichen von Liliths Widersachern zum Vorschein hatte kommen lassen.
    Die Mutter der Dämonen regte sich unter meiner Haut, als genösse SIE die Erinnerung daran.
    Als Dominguez sich räusperte, fragte ich mich, ob er sie wahrgenommen hatte. Ich legte eine Hand auf meinen Bauch, um meine Scham zu verbergen. Schlangen zischten in meinem Unterbewusstsein. Athena ließ mich wissen, dass mir immer noch andere Wege offenstanden.
    »Ähm, also ...«, begann Dominguez, der zu meinem Erstaunen einmal um Worte verlegen war. Er kratzte sich am Hinterkopf. »Da wären wir also.«
    Ging es noch unbeholfener? Zumal er wahrscheinlich derjenige war, den man hinzugebeten hatte, als hier die Leichen aufgetaucht waren.
    Vor meinem geistigen Auge sah ich immer noch ganz deutlich, wie Parrish eine in Plastik gewickelte Leiche nach der anderen ins Wasser trug. Sein Kopf verschwand unter der Wasseroberfläche, als er bis zum tiefsten Punkt des Sees watete, während ich am Ufer saß und mir Tränen übers Gesicht liefen.
    Es war nicht die beste Nacht meines Lebens gewesen.
    Doch ohne Lilith wäre ich diejenige, die diese Nacht nicht überlebt hätte.
    Das Polster knirschte, als sich Dominguez auf seinem Sitz umdrehte.
    »Möchte wissen, wo die Jungs bleiben«, sagte ich, da ich nervös nach irgendeinem Gesprächsthema suchte. Ich bereute längst meine Entscheidung, ausgerechnet diesen Friedhof aufzusuchen. »Haben die sich verfahren oder was?« Angesichts der Ausmaße von Lakewood wäre das durchaus möglich gewesen.
    Doch genau in diesem Moment hielt William hinter uns an, und ich sprang förmlich aus dem Wagen, nur um nicht länger mit Dominguez allein sein zu müssen.
    »Wow«, sagte William. »Habt ihr das gesehen? Das ist ja absolut irre hier!«
    »Wieso verschlägt es mich immer auf einen Friedhof, wenn ich mit dir unterwegs bin, Stiefmama?«, grummelte Mátyás. »Aber wenigstens mussten wir diesmal

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