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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Luft, und bald würde Rebeccas gelbes Schäferwagenfenster zu glimmen beginnen und Mama rauchend auf den Schäferwagenstufen auftauchen. Eines nach dem anderen quetschten sich die Schafe durch die Lücke im Ziegenzaun. Es gab eine kurze Aufregung, als Mopple the Whale im Zaun stecken blieb und fast ihren Fluchtweg verstopft hätte, aber Zora biss den runden Widder ins Hinterteil, und Mopple schnellte durch das Loch wie ein übergewichtiger Grashüpfer.
    Nur Maude wollte nicht. »Ich gehe nicht über die Ziegenweide!«, blökte sie. »Es stinkt! Und warum auch? Ich war schon dran! Was kann mir schon passieren?«
    Die Schafe wussten nicht genau, was Maude passieren konnte, aber es gefiel ihnen nicht, sie einfach so zurückzulassen. »Aber wir gehen alle!«, blökte Heide.
    »Jetzt nicht mehr!« Maude drehte dem Ziegenzaun den Rücken zu.
    Doch später, als Othello die Herde umrundete und nachsah, ob alle da waren, stand Maude doch auf der Ziegenseite des Zauns und machte ein schafshaftes Gesicht.
    »Was ist mit ihm?«, fragte Zora und blickte hinüber zu den Ginsterbüschen. Der fremde Widder hatte wieder die Augen geschlossen und schien zu schlafen. »Er ist auch ein Schaf.«
    »Aber er weiß, wie man nicht in den Pferch geht«, sagte Heide.
    »Trotzdem!«, sagte Cordelia. »Er soll mit!« Die Schafe blökten halbherzig zu dem Ungeschorenen hinüber. Nichts.
    Dann machten sie sich daran, die Ziegenweide zu überqueren. Es roch streng. Die Ziegen waren weit weg, verschwommene graue Punkte am anderen Ende der Weide. Ein bisschen unheimlich war den Schafen die Sache jetzt doch.
    Sie holten Sir Ritchfield unter dem gespaltenen Baum ab, dann ging es weiter zum Waldrand. Der alte graue Widder war noch immer ziemlich benommen, aber blendender Laune.
    »Ein wunderbarer Ausflug!«, blökte er. »Wunderbar!«
    »Und das ist erst der Anfang«, knurrte Othello. Der schwarze Leitwidder prüfte die einzelnen Pfosten des Ziegenzauns. Beroch sie. Lehnte sich gegen sie. Stupste sie mit seinen vier schwarzen Hörnern. Einen um den anderen.
    »Guten Morgen, Shub-Niggurath«, sagte Maple freundlich.
    Eine einzelne Ziege war am Zaun aufgetaucht. Auf der falschen Seite. Drüben. Draußen. Am Waldrand. Eine Morgenweiße mit einem schwarzen Ohr.
    »Ich heiße Megära«, sagte die Ziege würdevoll. Das Winterlamm staunte.
    »Wie bist du da herausgekommen?«, fragte Lane. Lane war ein ungemein praktisches Schaf.
    »Oh, ich bin nicht draußen«, sagte die Schwarzohrige. »Ich bin drinnen. Ihr seid draußen!«
    »Und wenn wir auch nach drinnen wollen?«, fragte Miss Maple.
    Die Ziege seufzte. »Wollen, immer nichts als Wollen im Kopf Geht doch einfach durch den Zaun!« Mit einer eleganten Bewegung wand sich die Schwarzohrige durch den Draht, an einer Stelle, wo er nicht richtig an seinem Pfosten befestigt war und sich leicht beiseite schieben ließ.
    Othello ließ von den Pfosten ab.
    »Warst du schon im Wald?«, fragte Heide.
    Die Ziege kicherte. »Die Frage ist vielmehr - war der Wald schon hier?«
    Zora verdrehte die Augen und kletterte an der Schwarzohrigen vorbei als Erste durch den Draht. Vorsichtig. Trittsicher. Wie am Abgrund entlang. Der Wald war ein Abgrund. Nur ging es nicht hinunter, sondern hinein. Zoras Ohren kribbelten vor Erwartung.
    Tapfer schnaufend quetschte sich Mopple hinter Zora her durch den Zaun. Dann Othello. Dann Maple, Heide und Lane. Sir Ritchfield verhedderte sich mit seinen gewundenen Hörnern, was seiner guten Laune keinen Abbruch tat. Es dauerte eine Weile, bis sie den kichernden Ritchfield aus dem Draht befreit hatten. Maude fürchtete sich vor dem kalten, scharfen Geräusch, das der Draht von sich gab, Cordelia vor der Stille dahinter. Ramses hatte einen nervösen Niesanfall. Einem Schaf zupfte der Zaun ein Büschel Wolle aus, einem anderen stellte er ein Bein. Endlich waren sie alle auf der anderen Seite, zuletzt das Winterlamm, voller finsterer Gedanken. Jetzt sprachen die Ziegen mit allen! Es war Niemand, und es nützte nichts. Rein gar nichts. Nicht einmal bei den Ziegen.
    Das Fenster des Schäferwagens glomm auf, und die Schafe machten sich auf den Weg. Dicht gedrängt. Nervös. Hinein in den Wald.
    »Ach übrigens«, rief die Ziege ihnen nach, »wenn ihr den Garou trefft...«
    »Ja?«, fragte das Winterlamm düster.
    »Ach, nichts«, murmelte die Ziege, als die Schafe eines nach dem anderen zwischen den Stämmen verschwanden. »Gar nichts.«
     

5
     
    Nur der Fuchs wusste Bescheid.
    Der Mensch ging durch

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