Garten des Lebens
nicht stimmt.”
“Woher willst du das wissen? Du hast sie doch nur einmal getroffen.” An Ostern hatte Chrissie Jason mit nach Hause gebracht, und er hatte drei Tage mit ihrer Familie verbracht. Der Besuch war ein voller Erfolg gewesen.
Noch die ganze Rückfahrt über hatte Chrissie in der Begeisterung ihrer Eltern geschwelgt. Die beiden hatten Jason sofort in ihr Herz geschlossen.
“Du hast wunderbare Eltern, Chrissie”, sagte Jason nun.
“Ja – aber meine Mutter wird mir in diesem Sommer das Leben zur Hölle machen. Sie ist sauer auf mich, weil ich keinen Job habe, obwohl sie das natürlich nie so offen sagen würde. Stattdessen findet sie tausend andere Kleinigkeiten, die sie an mir kritisieren kann.”
“Ich dachte, du wolltest dich schon in den Frühlingsferien um einen Sommerjob kümmern?”, erinnerte Jason sie.
“Das wollte ich ja auch, aber ich war so beschäftigt – die Zeit ist mir einfach davongelaufen. Jetzt fang du nicht auch noch an!”
“Chrissie …”
“Du hast keine Ahnung, was das für ein Sommer für mich wird.”
“Ach, komm schon, Chrissie. Es ist ja nicht so …”
“Ich will dir mal ein Beispiel geben”, unterbrach sie ihn. “Und das ist nicht aus der Luft gegriffen. Meine Mutter fragt mich, ob ich das Bad sauber machen kann. Das mache ich. Danach geht sie ins Bad und schrubbt das Waschbecken noch einmal. Das ist ihre Art, mir deutlich zu machen, dass ich ihren hohen Ansprüchen nicht genüge.” Der Sommer lag vor Chrissie wie eine nicht enden wollende Übung in Toleranz und Geduld. “Wenn ihr die Weise, wie ich das Waschbecken putze, nicht gefällt, könnte sie doch einfach mit mir darüber reden – aber, nein, o nein, nicht meine Mutter!”
Jason brummelte etwa Unverständliches.
“Brian hat einen Job”, fuhr sie fort. “Mom hat mir das schon an die fünfzig Mal erzählt. Er arbeitet für eine Baufirma.”
“Du bauschst die ganze Sache viel zu sehr auf.”
“Das denke ich nicht”, schimpfte Chrissie. “Ich weiß genau, was sie mir damit eigentlich sagen will: Wenn ich mich rechtzeitig – im Frühling, wie sie es wollte – um einen Job gekümmert hätte, würde nun einer auf mich warten.” Sie konnte sich vorstellen, was für ein Trommelfeuer an Sticheleien auf sie wartete. Ihre Mutter konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Chrissie den Sommer über nichts tat, und hatte bereits angedroht, ihr Jobs als Babysitter zu besorgen. Babysitting mit fast zwanzig! Chrissie hielt das für eine grausame und viel zu harte Strafe.
“Sie hat keine Ahnung davon, wie schwer es ist, einen zeitlich begrenzten Job zu finden. Wenn ich Glück habe, bekomme ich vielleicht noch eine Stelle bei einer Fastfood-Kette, aber nicht einmal die Jobs sind noch so einfach zu haben wie früher. Außerdem habe ich, ehrlich gesagt, keine große Lust, den Sommer damit zu verbringen, Leute zu fragen, wie sie ihre Fritten gern hätten.”
“Tja …” Es war augenscheinlich, dass er keine Lust hatte, mit ihr zu streiten.
“Falls alle Stricke reißen, kann immer noch mein Vater einspringen und mir einen Mitleids-Job verschaffen.”
“Einen was?”
“Er lässt mich in seiner Praxis arbeiten. Da darf ich dann niedere Dienste leisten, für die er mir einen Hungerlohn zahlt.” Sie seufzte. “Es wird ein furchtbarer Sommer. So viel steht fest.”
“Es wird schön”, erwiderte Jason abwesend.
Chrissie spürte, dass er ihr gar nicht zugehört hatte. Offenbar war er mit seinen Gedanken ganz woanders. Sie sah ihn an und runzelte die Stirn. Was sollte sie davon halten? Irgendetwas zwischen ihnen war anders. Chrissie konnte es fühlen – hatte es von dem Moment an gefühlt, als er im Wohnheim angekommen war, um sie abzuholen. Jason war vorher noch nie zu spät gekommen.
“Ist alles in Ordnung?”, fragte sie und fügte hinzu: “Zwischen uns, meine ich?”
Er warf ihr einen kurzen Blick zu und zuckte mit den Schultern. “Sicher. Warum sollte etwas nicht in Ordnung sein?”
Ihr Instinkt sagte etwas anderes. “Du hast Katie gestern Abend zum Flugplatz gefahren, stimmt's?”
“Das weißt du doch.”
Chrissie bemerkte, dass sein Griff um das Steuerrad fester geworden war. Was war gestern zwischen ihm und Katie passiert? Sie hatte nicht gefragt, wie lange er am Flughafen geblieben war. Ursprünglich hatte sie mitfahren sollen, aber Katie hatte so viel Gepäck, dass Chrissie zu Hause geblieben war. Das war offenbar ein Fehler gewesen.
Was soll schon passiert sein, sagte
Weitere Kostenlose Bücher