Garten des Lebens
hatte.
“Wie soll ich nach Hause kommen?”, fragte Chrissie und weinte noch lauter.
“Dad bringt dich heute Nacht noch heim.”
Chrissie wischte sich die Tränen von den Wangen. Ihre Augen begannen zu strahlen. Dicke Tränen hingen an ihren Wimpern. “Dad kommt?” Das war offensichtlich die beste Neuigkeit, die sie seit Langem gehört hatte. Sie lächelte Susannah schwach zu.
Susannah nickte. “Dad und ich werden die letzten Dinge zusammenpacken und dann Martha fragen, ob sie sauber macht. Ich werde mit ihm zusammen nach Hause fahren, und du kannst morgen früh mit dem anderen Wagen nach Seattle fahren, wenn du magst.”
“Das möchte ich. Heißt das, es läuft zwischen dir und Daddy wieder besser?”
“Ja, viel besser. Er war wütend auf mich – und das zu Recht. Wir alle machen manchmal Fehler, Chrissie. Es ist nur wichtig, dass wir aus den Fehlern lernen und uns weiterentwickeln.”
“Das werde ich”, schwor Chrissie.
Susannah umarmte sie wieder. “Wie die Mutter, so die Tochter.”
Chrissies Versuch zu lachen klang eher wie ein Husten. “Das ist nicht komisch.”
Susannah hatte es auch nicht so gemeint.
Seufzend zog Chrissie sich in ihr Schlafzimmer zurück. Kurz darauf hörte Susannah, wie sie sich am Handy mit jemandem unterhielt. Sie hatte schon Angst, dass Chrissie Troy angerufen haben könnte, doch diese Sorgen hätte sie sich nicht machen müssen: Chrissie hatte offensichtlich eine Freundin in Seattle angerufen.
Gegen zehn Uhr bemerkte Susannah, dass in Chrissies Schlafzimmer kein Licht mehr leuchtete, und ein kurzer Blick durch die halb offene Tür zeigte ihr, dass Chrissie eingeschlafen war.
Susannah blieb wach und wartete auf Joes Ankunft. Gegen halb drei Uhr morgens war er schließlich da. Sobald sie seinen Wagen die Auffahrt hinaufkommen hörte, zog sie den Morgenmantel enger um sich und lief zur Tür, um ihm aufzumachen.
Joe stieg aus dem Wagen, und Susannah konnte nicht eine Sekunde länger warten. Sie rannte barfuß die Treppe hinunter und warf sich ihrem Ehemann in die Arme. Hier fühlte sie sich sicher. Susannah bedeckte sein Gesicht mit Küssen und machte ihm so ohne Worte deutlich, wie dankbar sie war, dass er gekommen war, dankbar dafür, dass sie mit ihm verheiratet war, wie sehr sie ihn liebte.
Joe schlang seine Arme fester um ihre Taille. “Womit habe ich diesen stürmischen und besonders liebevollen Empfang verdient?”, fragte er und lachte leise.
“Ich liebe dich, Joe Nelson.”
“Das hoffe ich doch. Wir sind immerhin seit fast fünfundzwanzig Jahren verheiratet.”
“Ich meine, ich liebe dich wirklich. Ich habe erst in den letzten paar Wochen gelernt, wie sehr ich dich liebe. Oh, Joe, ich muss dir so viele Dinge erklären.” Nicht alles würde ihm gefallen, aber Susannah hatte sich geschworen, nichts mehr vor ihm zu verheimlichen.
Weil er von der Fahrt noch aufgedreht war und erst zur Ruhe kommen musste, setzten sie sich mit einem Glas Wein aufs Sofa und redeten noch für etwa eine Stunde. Joe hatte einen Kollegen, der schon im Ruhestand war, erreicht, der ihn vertreten würde, solange Joe in Colville alles regelte.
Susannah begann, all die Ereignisse der letzten Wochen zu erzählen.
“Das hast du nicht!”, stöhnte Joe, als sie ihm erzählte, dass sie sich auf Troys Erpressung eingelassen hatte.
“Er kommt am Morgen vorbei, um sich die letzten zweitausendfünfhundert Dollar zu holen.”
Joe kniff die Augen zusammen. “Die wird er nicht bekommen.”
“Aber ich …”
Ihr Ehemann schüttelte den Kopf. “Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich darum. Ich will ihm mal ein paar Dinge sagen, und wenn ich den Sheriff holen muss, dann mache ich das. Wenn ich mit Troy Nance fertig bin, wird er weder Chrissie noch sonst jemanden aus dieser Familie jemals wieder belästigen.”
Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte Susannah. Es tat gut, sich auf seine Unterstützung und seine Liebe verlassen zu können. Sie hätte niemals versuchen sollen, diese Krise allein zu bewältigen. Sie waren ein Team, und darauf hätte sie vertrauen sollen.
Joe war noch nicht fertig. “Morgen früh wirst du als Erstes das restliche Geld zu Carolyn bringen und ihr einen Scheck über die anderen zweitausendfünfhundert Dollar geben. Ich werde mit der Bank reden, damit sie die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen.”
“Danke”, flüsterte sie.
Joe legte seinen Arm um ihre Schultern. “Ich wünschte, ich wäre gleich mit dir hierhergekommen.”
Susannah
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