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Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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Kopf. »Immer geht dein Dienst vor. Nie hast du Zeit für mich.« All die Vorwürfe, die sie sich hatte anhören müssen, sowohl von ihrem Mann als auch von ihrer Tochter, lebten in diesem Moment wieder auf. Zumindest in dieser Hinsicht war es einfacher gewesen, die Tochter im Ausland zu wissen. Da musste man sich nicht ständig dafür rechtfertigen, dass es Freizeit für eine Polizistin nicht wirklich gab.
    »Ich möchte, dass du dir das hier ansiehst«, sagte Hinterhuber. »Ein junger Mann. Abgestochen in einem wahren Blutrausch. Overkill.« Dann holte er Luft. »Den Genitalbereich hat’s am schlimmsten erwischt.«
    »Oh.«
    Sie wusste natürlich, wie wichtig Ersteindrücke waren. Nicht umsonst sagte man, die Tat sei das Spiegelbild des Täters. Und dies konnte man nun einmal am besten beurteilen, wenn man sich den Tatort im Ursprungszustand ansah. So wertvoll Bilder und Videoaufnahmen für die Rekonstruktion auch waren, sie konnten nie den unmittelbaren Eindruck ersetzen.
    Dennoch fühlte sie sich hin und her gerissen. Wie eine brennende Wunde spürte sie Georginas Blick in ihrem Nacken. Ein Blick, der ihr sagte: »Wusste ich’s doch. Kaum bin ich zu Hause, geht der alte Trott von vorne los. Es hat sich überhaupt nichts verändert.«
    »Hubi, ich …«
    »Ich weiß, was du sagen willst, Franca«, fiel ihr Hinterhuber ins Wort. »Aber mir wäre wirklich wohler, wenn du dir das Gemetzel hier so schnell wie möglich ansehen könntest.« Seine Stimme klang noch immer freundlich, wenn auch eine Spur ungeduldig. »Ich hab veranlasst, dass niemand hier vorerst was verändert, also drück ein bisschen auf die Tube, ja?«
    »Gut. Ich komme«, sagte sie und stellte seufzend das Handy aus. Insgeheim klammerte sie sich an eine frühere Bemerkung von ihm, die ihr sehr geschmeichelt hatte: »Ich gebe neidlos zu, dass Frauen den besseren Blick haben für Einzelheiten im Nahfeld.«
    »Na, hab ich’s nicht gesagt. Bin wohl wie immer etwas unpassend.« Georginas gekränkter Ton, den Franca so gut kannte. Immer diese Ambivalenzkonflikte. Sie hatte so fest vorgehabt, sich ihrem Mädchen zu widmen. Wenigstens an diesem wichtigen Tag.
    »Ach, Gina. Ich …«
    »Sag jetzt nichts!«, befahl Georgina, die so energisch mit ihren langen Beinen ausschritt, dass Franca Mühe hatte, sich ihr anzupassen. »Stopp, hier geht’s lang!«, rief Franca, als Georgina einfach geradeaus weiterlief.
    »Warum ist es denn so wichtig, dass du kommst?«, fragte Georgina schließlich mit einem vorsichtigen Seitenblick auf ihre Mutter. »Gibt’s denn niemand anderen bei deinen Cops, der für dich einspringen kann? Ich meine, ich versuche ja, zu verstehen …«
    »Wir sind ein Team«, sagte Franca. »Der eine muss sich auf den anderen verlassen können. Umgekehrt würde ich genauso handeln, egal, was familiär anliegt. Das ist leider in unserem Beruf so.« Sie dachte daran, dass sie ihn einmal an seinem Hochzeitstag direkt vom Kaffeetisch weggeholt hatte. Und er selbstverständlich gekommen war. »Außerdem baut Hubi auf meine weibliche Intuition.«
    »Na, dann bist du ja genau die Richtige.« Georgina begann, unverschämt zu grinsen. »Meine Mutter mit der Intuition einer Wildgans.«
    »Hey, werd bloß nicht frech!« Franca versetzte
Georgina einen Stups, worauf diese loskicherte. Erleichtert stellte Franca fest, dass das Eis gebrochen war. Vielleicht gehörte es zu Georginas Reifeprozess, das Unabänderliche akzeptieren zu lernen.
    »Gina, ich verspreche dir, dass wir uns so bald wie möglich gemütlich zusammensetzen. Dann koch ich uns was Schönes und …«
    »Ist doch schon gut, Mammi. Wir haben ja jetzt erst mal eine Stunde während der Fahrt zum Quatschen. Und dann hab ich auch noch einen Daddy. Ich hoffe doch stark, dem kommt nicht auch ein Patient dazwischen, der sich nicht abwimmeln lässt.«
    Sie hatten den Parkplatz erreicht. »Der gute, alte Alfa lebt ja noch!«, rief Georgina aus.
    »Ja, ich hänge sehr an ihm, obwohl er schon ziemlich viele Macken hat«, sagte Franca, während sie den Kofferraum öffnete. Beide Gepäckstücke zusammen passten nicht hinein. Die Reisetasche beförderte sie kurzerhand auf den Rücksitz.
    »Weil das Auto Opas Traum war, ich weiß.«
    In Georginas Gesicht machte sich ein Lächeln breit. Franca lächelte warm zurück und setzte sich auf die Fahrerseite. Georgina hatte ihren Großvater nicht mehr kennengelernt. Er war lange vor ihrer Geburt gestorben. Aber Franca hatte ihrer Tochter so viele liebevolle

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