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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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einem thermosensitiven Graphitfaserbeutel, der sich, wie das Originalprodukt, je nach Temperatur zusammenrunzelte und ausdehnte und dazu knautschfest war.
    Was er allerdings nicht bekam, war ein künstlicher Pimmel. »Tut mir leid«, sagte Maxwells Arzt. Eine Zusatzklausel zur Dritten Verordnung über Kunst und Obszönität im Öffentlichen Dienst untersagte die Verwendung von Bundesmitteln für die Beschaffung von medizinischem oder wissenschaftlichem Gerät, das als Sexspielzeug mißbraucht werden könnte; das Oberste Bundesgericht hatte im Fall »Staat Kalifornien gegen Silver 3005« entschieden, daß künstliche Hoden nach diesem Gesetz zulässig seien, Penisprothesen jedoch ganz eindeutig nicht. Maxwell hätte sich zwar immer noch einen schwedischen Penis für 100000 Dollar zuzüglich Hin- und Rückflugkosten verpassen lassen können, aber die Kriegsteilnehmerfürsorgeverwaltung wäre außerstande gewesen, ihm bei der Begleichung der Rechnung unter die Arme zu greifen. »Mensch, Max«, sagte sein Arzt, »wenigstens haben Sie einen Wahnsinnssatz Eier, hab ich recht? Also Kopf hoch!«
    Die psychischen Schäden waren schon schwerer zu flicken. Ein Psychiater der Marineinfanterie bescheinigte Maxwell eine chronische Kriegsneurose und ein »unberechenbares Temperament«. Wieder daheim in New York, rastete Maxwell während des Eignungsgesprächs für seine erste Anstellung als Zivilist plötzlich aus und versuchte, das Maskottchen des Arbeitsamts, eine grünäugige schwarze Katze, zu erdrosseln. Während die Katze sich hinter dem Xeroxkopierer in Sicherheit brachte, klappte die Beamtin ihr Notizbuch zu und sagte: »Nun, ich schätze, die Zeugnisse Ihrer bisherigen Arbeitgeber können wir uns schenken.«
    Eine Bleibe zu finden erwies sich als nicht minder problematisch. Die Pandemie von 04 hatte ein wahres Mieterparadies geschaffen, aber Maxwell weigerte sich standhaft, Häuser zu betreten, die durch die Seuche zwangsgeräumt worden waren. Er meinte, es sei besser, obdachlos zu sein, als den Zorn der Toten noch weiter herauszufordern: also hielt er einen sicheren Abstand von der Nordhälfte der Insel Manhattan und übernach-tete in Parks, auf Güterbahnhöfen, in U-Bahn-Stationen, in Heizrohrschächten und einmal auch in der Kanalisation (eine Nacht, die ihn drei weitere Zehen kostete). Wann immer es der Kriegsteilnehmerfürsorge doch gelang, ihm eine »geisterfreie« Unterkunft zu vermitteln, sorgte sein chronisch kriegsneurotisches Verhalten schon bald dafür, daß er wieder auf die Straße gesetzt wurde.
    Irgendwie schlug er sich durch; sechzehn Jahre nach dem Krieg war Maxwell noch immer am Leben. Und gerade in letzter Zeit hatte sich seine Lage ein wenig verbessert. Endlich hatte er ein echtes Dach über dem Kopf, ein Bett, das ihm allein gehörte. Letzten Winter hatte die Leiterin eines Obdachlosenasyls in der Bowery ungerührt zugeschaut, wie Maxwell seine Automatische Blase vor ihr auf den Fußboden entleert, hatte. »Falls Sie vorhaben, mich anzuekeln«, hatte sie gesagt und die Asche von ihrer Zigarette geschnippt, »dann werden Sie sich schon etwas mehr anstrengen müssen. Ich wate den ganzen Tag in Pisse; außerdem hat meine Mutter in meiner Kindheit regelmäßig Aussätzige zum Essen eingeladen. Ihr Zimmer ist oben, zweiter Stock links. Ich laß Ihnen dann einen Waschlappen und einen zweiten Satz Bettwäsche raufbringen.« Und auch wenn kein Arbeitgeber ihm gegenüber bislang so tolerant gewesen war, hatte Maxwell mittlerweile sogar eine Art Beruf für sich gefunden - unbezahlt zwar, aber befriedigend, ja geradezu faszinierend.
    Er verstellte Bücher in öffentlichen Bibliotheken.
    »Ist Ihnen noch nie aufgefallen, daß man in einer Leihbücherei einfach keine Nacktbilder findet?« sagte Maxwell manchmal in der U-Bahn zu wildfremden Leuten und begann zu erklären: »Ich meine, Sie sind ein Kund, Sie kommen in den Stimmbruch, und eines Tages, da fangen Sie an, sich zu fragen, ob Sie in der Bücherei wohl ein Buch mit Nacktbildern finden könnten. Weil, könnt ja sein, daß die aus Versehen eins gekauft haben und in ein Regal gestellt, wo selbst ein kleiner Junge dran käm. Also gucken Sie im Schlagwortkatalog unter >Erotika< oder »Aktfoto-grafie< oder so nach, und es stellt sich raus, die haben tatsächlich ein paar echt heiße Titel drin, wie Illustrierte Geschichte des pornographischen Elms. Aber wenn Sie dann am Regal die richtige
    Standortnummer gefunden haben, sind die Bücher nie da. Scheiße, ja,

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