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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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an ein ärmeres Land - die USA - zu wenden. Die Brooklyner Firma O'Donoghue, Killian & Snee bot sich an, den ganzen Job, einschließlich der Konstruktion, für etwas weniger als ein Fünftel der japanischen Forderung zu erledigen. Was die ideale Lösung gewesen wäre, wenn man davon absah, daß Josi O'Donoghue und Wirt Killian während eines großen Teils ihrer jeweiligen irischen Kindheit in den unterirdischen Gewölben von Blarney Castle gespielt hatten und nun aus unerfindlichen Gründen meinten, die neue Stadtbücherei brauche einen Ge-heimgang.
    »Wozu soll das gut sein?« fragte der Dezernent sie. »Ich hab nicht vor, dafür Geld auszugeben.«
    Sie versicherten ihm, die Entscheidung läge natürlich ganz bei ihm, und bauten dann trotzdem einen Geheimgang ein. O'Donoghue vermischte beim Zeichnen der Pläne metrische und angloamerilcanische Maße, um Räume zu schaffen, die auf den Blaupausen nicht in Erscheinung traten, während Killian die Bauarbeiten so geschickt beaufsichtigte, daß nicht einmal der Polier den Trick durchschaute. Als das Ganze fertig war, be-schlich nur die argwöhnischsten Bibliothekare und Benutzer gelegentlich das dumpfe Gefühl, daß die Innenräume des neuen Gebäudes irgendwie nicht so recht mit den Außenmaßen übereinstimmten; Maxwell, der ohnehin nur seine Nacktbilder im Kopf hatte, bemerkte überhaupt nichts:
    Morris Kazenstein andererseits hatte die Sache bereits bei seinem dritten oder vierten Ausleihbesuch durchschaut. Seine Eltern hatten früher in Israel bei Shin Bet, dem Amt für innere Sicherheit und Abwehr, gearbeitet, und so lag das Lüften von Geheimnissen gewissermaßen in der Familie. Amüsiert erzählte Morris Philo von seiner Entdeckung, und Philo erzählte es seiner Tochter Seraphina, und es war Seraphina Dufresne, die sich jetzt hinter den Wänden der Stadtbücherei bewegte, mit FREUND Biber auf der Schulter und FREUNDin Eichkätzchen, die in ihrer Hosentasche zusammengerollt lag.
    Die Lampe an FREUND Bibers Bergmannshelm beleuchtete den Weg. Im Augenblick wäre Seraphina eine normale Taschenlampe allerdings lieber gewesen, eine von der Sorte, die nicht an einem herumnörgelte. FREUND Biber regte sich über sie auf; oder genauer gesagt, die Begegnung mit Maxwell hatte in der Silikonwalnuß, die FREUND Bibers Gehirn darstellte, ein Tadelunterprogramm aufgerufen.
    »Hab ich dich nicht gewarnt?« sagte er (mit Ralph Naders Stimme). Er klatschte ihr zur Unterstreichung seiner Worte mit dem Schwanz gegen den Rücken. »Du darfst dich in der Öffentlichkeit nicht so auffällig verhalten.«
    »Du mußtja grad reden.«
    »Ich bin dafür gedacht, in einer Tasche herumgetragen zu werden. Einer Auto-Diener-Standard-Gerätetasche. FREUNDin Eichkätzchen und ich sind in genau der dafür richtigen Größe konstruiert.«
    »Ah so«, sagte Seraphina, »und dann kann ich mich in der Öffentlichkeit ganz unauffällig mit einer Tasche unterhalten.«
    »Du trägst ein Namensschildchen. Du trägst ein Kleid , dieses hübsche geblümte aus Kattun, das dir dein Vater geschenkt hat.« FREUND Biber zählte seine Ermahnungen an seiner Pfote ab. »Du machst beim Reden den Mund nicht auf, du subvoka-lisierst, und -«
    » Und ich trage braune Kontaktlinsen. Und als Zugabe setz ich mir ne falsche Brille mit eingebauter Minivideokamera auf, so daß du was sehen kannst, auch wenn du in der Tasche steckst. Und anschließend schmeiß ich vielleicht Tasche, Brille und Linsen aus dem nächsten Fenster, weil ich hier zu Hause bin und weil es absolut lächerlich ist, diesen ganzen Unfug mitmachen zu müssen, nur um durch sein eigenes Haus zu laufen.«
    »Alles andere bedeutet ein Sicherheitsrisiko«, beharrte FREUND Biber.
    Sie hatten den Eingang zum Privatesten Lesezimmer Von Allen erreicht, dem Teil der Bibliothek, der als Seraphinas Wohnung fungierte. Sie blieb direkt vor der Tür stehen und versuchte, sauer zu werden, richtig stinksauer, wie das jeder normale Mensch an dem Punkt geworden wäre, aber das Äußerste, was sie zuwege brachte, war eine ernstzunehmende Gereiztheit. »Hör ich nicht normalerweise auf dich, wenn ich draußen bin? Hab ich heute morgen in der Kanalisation nicht ein Survival-Suit getragen?«
    »Die Antwort auf die erste Frage ist: statistisch, nein. Und heute morgen hatte ich dir gesagt, du solltest überhaupt nicht in die Kanalisation steigen. Es ist gefährlich.«
    »Ist dir eigentlich bewußt, was für eine Nervensäge du bist?«
    »Nein.« Er nahm ihre Frage wörtlich, wie

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