G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
Begrenzung der wirtschaftlichen Erschließung Nachkriegsafrikas aufzuziehen?«
»Schon, aber ich sehe ziemlich schwarz«, sagte Joan zu ihr. »Niemand will eine solche Aktion finanzieren. Sieht so aus, als wurden alle Leute mit Geld entweder auf Afrika pfeifen oder bereits in das Große Grapschen investieren.«
»Nun, ich glaube, wir haben einen Weg gefunden, wie wir das Interesse der Öffentlichkeit ein kleines bißchen anfachen können. Rat mal, was dein Exlover vorhat.«
»Welcher Exl over?«
»Der Fast-Pornostar. Harry Gant.«
»O Gott«, sagte Joan. »Sie haben ihn dazu beschwatzt, Kampfroboter zu bauen, richtig?«
»Nein, er ist noch immer Pazifist. Aber er plant, den einstigen Staat Nigeria in eine Müllkippe zu verwandeln.«
»Was?«
»Ich habe hier einen vertraulichen Antrag vor mir liegen, dem zufolge im nördlichen Hochland von Nigeria eine ein Millionen Hektar große Mülldeponie gebaut werden soll, und zwar vom neugeschaffenen Africorp, einer Abteilung von Gant Industries. Die wollen den Abfall mit Superscow-Müllschuten zur Sklavenküste transportieren und von da auf dem Schienenweg zur Deponie weiterbefördern, die sich somit bald in einen hunderttausend Quadratkilometer großen Schadstoffteppich in nichtabgedichteten Erdgruben verwandeln wird. Parallel dazu besteht auch der Plan, auf dem Josplateau Schächte zu bohren und die als Endlager für Atommüll zu verwenden, obwohl, soweit ich diesem Antrag entnehmen kann, bisher noch niemand ein seismologisches Gutachten erstellt hat, aus dem hervorginge, daß das Plateau geologisch stabil ist.«
»Jesus. Was denken die eigentlich, wie sie damit durchkommen können? Nein, stopp, blöde Frage. Ich sag dir was, einigen wir uns jetzt direkt auf ein Datum, und ich fang an herumzutele-fonieren. Wenn Gant sich einbildet, daß er das ohne einen Kampf durchziehen kann, dann täuscht er sich. Du sorgst für Rückendeckung seitens der Medien, ich sorg dafür, daß er sich getäuscht hat.«
»Ich wußte, daß ich mich auf dich verlassen kann.«
Der Nigeria-Deponie-Protestmarsch wurde für den 7. Juni angesetzt - übrigens den vierten Jahrestag des Katholisch-Femini-stischen Marsches auf den Vatikan. Joan trommelte die Bodentruppen zusammen, während Lexa Ol in die Medienflammen goß und alle ihre Beziehungen spielen ließ, damit die Öffentlichkeit so früh wie möglich auf das Ereignis und das Problem aufmerksam gemacht würde. Der Leitgedanke der Demo sollte die Verünreinigung sein: Natürlich würden die Bodenschätze Afrikas weiterhin ausgebeutet werden - es war jedem klar, daß es in dem Krieg um Erdöl- und Schürfrechte gegangen war, mochte der Präsident noch so volltönend das Gegenteil behauptet haben -, aber würde die Ausbeutung aus Respekt vor den Opfern der Pandemie gemäßigt sein, oder würde rücksichtsloses Profitstreben noch den letzten Rest menschlichen Anstands über Bord fegen? Ein Friedhof als Müllkippe: sollte das das Symbol der Zukunft Afrikas werden?
Die Medien unterstrichen den hohen moralischen Anspruch der Demo, auch wenn Zyniker ein enttäuschendes Ergebnis voraussagten - besonders wenn es schlechtes Wetter geben würde. Die Überlebenden, erklärten die Zyniker, hatten die afrikanische Seuche (so gefühllos es auch klingen mochte) schon längst abgehakt, sie genauso schnell und effektiv vergessen, wie sie Aids aus ihrem Gedächtnis gestrichen hatten. Die sicheren Arbeitsplätze, die die doppelt boomende Nachseu-chen-/Nachkriegswirtschaft bot, war für die amerikanische Öffentlichkeit von weit größerem Interesse als angebliche Schändungen nigerianischen Bodens; so war nun mal die menschliche Natur.
Nun, vielleicht. Aber um neun Uhr des 7. Juni waren die Straßen, die das Gant (geb. Turner) Minarett umgaben, gestopft voll mit wütenden Menschen - Beweis von etwas Edlerem, wie Joan Fine gern dachte, als von ihrer propagandistischen Begabung, obwohl sie tatsächlich verdammt hart dafür gearbeitet hatte, daß das alles Wirklichkeit wurde.
Um halb zehn trat Harry Gant aus seinem halbfertigen Turm, um sich dem Volkswillen zu stellen. In den Wochen vor dem Marsch hatte er jede öffentliche Stellungnahme verweigert, klassische Unternehmerdichthaltetaktik, aber jetzt, im Augenblick der Wahrheit, kam er allein aus dem Minarett heraus, ohne schützende Bodyguards oder Presseagenten. Er trug seinen besten Anzug und Schlips, sein Haar war kunstvoll zerzaust, und über seinem Kopf schwenkte er eine weiße Fahne.
Eine richtige
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