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Gast im Weltraum

Gast im Weltraum

Titel: Gast im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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zerfallenen Kometen getroffen wurde. Das Schiff büßte die Manövrierfähigkeit ein, raste blindlings weiter und verschwand in der unendlichen Weite des Raumes. Die Besatzung sandte verzweifelte Hilferufe aus. Diese Funksignale wurden aber durch die Reflexion auf der Mondoberfläche oder auf einem anderen Himmelskörper gestört und trafen verstümmelt auf der Erde ein; so war es unmöglich, die Position des Schiffes genau festzustellen. Viele Wochen hindurch kamen diese Hilferufe aus dem Weltenraum, wurden schwächer, immer schwächer, bis sie schließlich verstummten.
    Ein andermal war eine Fahrgastrakete der Fluglinie Mars–Erde einer Wolke kosmischen Staubes, der sie begegnete, nicht ausgewichen. Beim Verlassen der Wolke hüllte ein wirbelnder Staubnebel die Rakete ein. Diese eigenartige Aureole hinderte sie nicht im Weiterflug und beschädigte sie nicht; aber als sie in die Erdatmosphäre eindrang, stand die Staubwolke im Nu in Flammen, und die Rakete verbrannte in wenigen Sekunden mit allen, die sich an Bord befanden.
    Während seiner Erzählungen erhob sich der Alte hin und wieder aus dem bequemen Sessel, trat vor die Steuerhebel und streckte die Hand aus, als wollte er sie auf die schwarzen Griffe legen. Er ging aber in der Illustrierung seiner Worte niemals weiter als bis zu dieser Bewegung. Manchmal, wenn er über einen Menschen sprach, lenkte er den Blick langsam in die Weite, als begleite er eine Gestalt, die sich entfernte; mitunter verdüsterte sich sein Gesicht, er verstummte, sein Blick irrte in der Kajüte umher, als könnte er das nicht finden, was gerade an dieser Stelle seiner Erzählung in Erscheinung treten sollte. Doch bald hatte er den Widerstand der Wirklichkeit überwunden, und ich sah ebenso deutlich wie er diese von der Berührung der Astronautenhände noch warmen Gegenstände und die kupfernen Plomben der Gravitationssicherungen, die der Steuermann im Augenblick der Gefahr blitzschnell herunterriß. Ich hörte die Schritte des Wachhabenden und war allein mit seiner großen und doch unerschrockenen Einsamkeit vor den Sternen, die auf den runden Schirmen der Fernsehgeräte funkelten. Manchmal wurde ich unruhig, wenn ich den Eindruck hatte, daß der Alte eine Expedition, die er schon einmal geschildert hatte, auf andere Weise darstellte. Das war aber immer nur von kurzer Dauer, ich unterlag wieder dem Reiz der Erzählungen, ich verschloß die Augen vor Ungenauigkeiten, Unwahrscheinlichkeiten, ja, sogar vor Unmöglichkeiten. Ich glaubte ihm alles, wollte ihm alles glauben. Ich hätte dies nicht auszudrücken vermocht, doch ich fühlte unklar, daß er manche Einzelheiten vielleicht nur deshalb anders zeichnete, damit die Wahrheit über die Menschen, die als erste den Flug in die Weiten der unendlichen Nacht unternahmen, um so heller strahlte.
    Ich beschloß, Astronaut zu werden. Ich wunderte mich, daß ich bis dahin so blind gegenüber dem Zauber dieses herrlichen Berufes gewesen war. Ich glaube aber, daß ich hauptsächlich deshalb diesen Weg einschlagen wollte, weil mein Bruder eines der Gebiete der interplanetaren Raumschiffahrt studierte und unsere Beziehungen – um mit seinen Worten, den Worten eines Elektroingenieurs, zu sprechen – stets zu Überspannungen neigten.
    Als ich dem alten Kapitän meinen Entschluß mitteilte, schien er anfangs mein Geständnis überhaupt nicht zu beachten. Sein Schweigen berührte mich sehr schmerzlich. Nach einer Weile erklärte er mir trocken, daß ich ein solcher Astronaut wie die Helden der Vergangenheit nicht mehr werden könne. Die tapferen Schiffsbesatzungen, die mit Meteorschwärmen, diesen Riffen im Ozean der Leere, kämpften, existieren nicht mehr, auch nicht die Navigatoren, die Nacht für Nacht den Abschnitt des zurückgelegten Weges in die Sternkarten eintrugen. Die Kapitäne, die unermüdlich die metallenen Decks durchmaßen, während die Reisenden ruhig schliefen, gibt es ebensowenig wie die Wachhabenden und die Steuerleute, die an den Astrokompassen die Sternwolken beobachteten. Zehntausende unbemannter, automatisch gesteuerter Raketen kreuzen auf den Bahnen unseres Sonnensystems. Diese langen Züge der Leere transportieren Rohstoffe, Minerale, Erze und Maschinen von Planet zu Planet, und wenn Menschen sich an Bord befinden, dann sind sie an die Wunder einer solchen Reise gewöhnt und nehmen die Dienste der Maschinen in Anspruch, die über die Sicherheit des Fluges wachen. Ich warf schüchtern ein, daß mein Bruder Astronautik

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