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Gast im Weltraum

Gast im Weltraum

Titel: Gast im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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nur manchmal, sehr selten, wenn ich das Farbenspiel des abendlichen Himmels betrachte oder plötzlich nachdenklich vor mich hinstarre, wenn der Regen rauscht, wenn ich einen Duft spüre oder die Dunkelheit mich umfängt, kehrt er zurück und weckt ein Lächeln des Bedauerns.
    Als ich nach jahrelanger Abwesenheit heimkam, versetzte mich unser Garten in Staunen. Ich war beinahe bestürzt. Ich erkannte jedes Blumenbeet, jeden Baum wieder; aber dort, wo sich früher die Sphären erschütternder Erlebnisse vor mir auftaten, war nichts – nur ein gewöhnlicher Garten mit Blumen und einem kleinen Altan mit Apfelbäumen und einem lebenden Zaun. Und wie klein war das alles! Der Weg vom Haus bis zum Gartentor war früher eine Expedition voll Erregungen, die nun ein Flug um die Welt nicht mehr in mir auslöste. Ja, die Erde war im Laufe einiger Jahre kleiner geworden als der Garten meiner Kindheit. Meine ungeduldigen Träume und Erwartungen hatten sich erfüllt, ich war groß geworden und konnte alles haben, was ich wollte Aber das ist bereits ein anderer Teil der Geschichte.
Jugendjahre
    In meinen Jugendjahren machte ich manche Entdeckung. Eine der bedeutsamsten waren meine Onkel. Ich wußte von früher her, daß Onkel Merlin, der älteste Bruder meines Vaters, Steine untersuchte. Ich zweifelte an seinem Verstand – was konnten Steine schon Interessantes bergen? Aber dann zeigte sich, daß er von Dingen erzählen konnte, die tausendmal spannender waren als die schönsten Märchen. In seinem Munde gewannen die Plagioklasbasalte der Magmafelsen, die Chrysolithe und Kalkmergel eine geheimnisvolle, romantische Bedeutung. Mit Hilfe eines Apfels und einer Serviette führte er vor, wie die Gebirgssysteme entstanden waren, und wenn er über Lavamäntel sprach, die die erkaltenden Gestirne einhüllten, dann sah ich feuerspeiende Riesen, um die in schwarzen Abgründen Kleider aus scharlachrotem Feuer flatterten. Mein zweiter Onkel, Narian, jener Australier, der mich, als ich klein war, durch seinen Fernsehbesuch so sehr erschreckt hatte, war der Konstrukteur künstlicher Klimate auf den großen Planeten, der Beherrscher der Methanorkane, die die Ozeane eisiger Kohlenwasserstoffe aufwühlen. Was für Welten erschlossen mir seine Worte! Er erzählte mir von dem fliegenden Kontinent Gondwan, von dem sonderbaren Himmel, der sich in Form einer umgekehrten Schale über dem Jupiter wölbt und an dem Tag und Nacht die kleine Sonne schwimmt und leuchtet, von den Äquatorgebieten des Saturn, die den größten Teil des Jahres im Schatten der wirbelnden, gigantischen Ringe liegen, von seinen in den Jugendjahren unternommenen Expeditionen auf die kalten Monde dieses Planeten, die Namen tragen, die wie Beschwörungen klingen: Titan, Rhea, Dione.
    Trotzdem wurde ich beiden schweren Herzens untreu und beschloß, in die Fußtapfen meines dritten Onkels, Orchild, zu treten. Als ich hörte, daß er Atome beschoß, stellte ich mir anfangs vor, er säße irgendwo in einem interplanetaren Labor und mühte sich wer weiß wie sehr ab, um schließlich doch einmal eines dieser unendlich kleinen Materieteilchen zu erlegen. Was aber stellte sich heraus? Dieser Erforscher des unendlich Kleinen beschäftigte sich mit dem Bau technischer Einrichtungen, die in ihren Dimensionen alles überragten, was auf der Erde existierte, ja die Erde selbst. War es nicht erstaunlich, daß der Weg in die Weiten des Kosmos ebenso wie der Weg in das Innere der Atome in das Unendliche führte? Orchild baute Maschinerien, die dazu dienten, Atome zu beschießen. Das waren luftleere, zu einem Ring zusammengefügte Rohre. Magnetische Felder in ihnen beschleunigten die Nukleone, die Geschosse, mit denen die Atomkerne der Elemente beschossen werden. Der größte Beschleuniger des 30. Jahrhunderts bildete einen Ring von dreitausend Kilometer Durchmesser. Sein gebogenes Geschützrohr verlief in gewaltigen Tunnels unter langen Bergketten und überquerte auf den Bogen mächtiger Brücken Täler und Schluchten. Das nächste Bauvorhaben konnte höchstens noch ein Beschleuniger, ein Heliotron, sein, der den ganzen Erdball umspannte. Waren die Konstrukteure endlich an einer unüberschreitbaren Grenze angelangt? Nein. Ein neuer Gedanke tauchte auf: Man beschloß, ein neues Heliotron im luftleeren Raum zu bauen. Sollte es ein Rohrsystem in Gestalt eines Rades sein, das zwischen dem Mond und der Erde schwebte? Onkel Orchild brachte mich von meiner irrigen Meinung ab. Das wesentliche

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