Gatling Girl
Ihren Leibwächter einbüßen, oder, La dy?«
Sally verzog das Gesicht, und in ih ren Augen blitzte es schelmisch. »Nun ja, immerhin sind wir ja aus der Stadt raus, und ein Schießeisen habe ich jetzt auch wieder. Eigentlich brauche ich Sie gar nicht mehr.«
»Ach wirklich?« Michael Hopkins Blick verfinsterte sich plötzlich, und flink wie ein Hexenmeister riss er seinen Re volver aus dem Holster. Mit so einer Aktion hatte Sally nicht gerechnet. Wie gelähmt beobachtete sie, wie der Mann das Schießeisen auf sie richtete und im nächsten Moment abdrückte. Das Mündungsfeuer blitzte auf - und die Kugel zischte an ihr vorbei und zackte neben ihr in den Sand.
Erst jetzt erwachte die junge Frau aus ihrer Starre. »Verdammt noch mal, Hop kins, sind sie verrückt geworden?«, fauchte sie und wollte gerade aufspringen, da deutete der Mann neben ihr auf den Sand.
»Bevor Sie sich aufregen, schauen sie mal zur Seite«, sagte er seelenruhig und steckte seine Waffe wieder ein.
Sallys Kopf flog herum und entdeckte nun den Grund, weshalb Hopkins auf sie gezielt hatte: im Sand lag eine Schlange. Ihr Kopf war von der Kugel zerschmettert worden, nur der Körper wand sich planlos in letzten Zuckungen.
Die junge Frau sprang auf, starrte ei nen Moment auf das Tier und schüttelte sich dann angewidert.
»Hätte ich nicht geschossen, hätte sie Ihnen in den hübschen Schenkel gebis sen. Und ich bin mir sicher, dass das Vieh giftig war.« Mit diesen Worten schlug Hopkins seine Zähne wieder in den Brotkanten und fuhr dann kauend fort: »Sehen sie, wenn Sie mich nicht gehabt hätten, wären Sie jetzt tot. Nur gut, dass Sie nicht so schnell am Drücker waren und mich dafür erschossen haben.«
»Ich war nicht schnell am Drücker?«, erboste sie sich mit erstickter Stimme, und während sie die Hand auf die Brust schlug, schaute sie sich ängstlich um.
»Sie haben mich angeschaut, als hät te Ihnen der liebe Gott einen Blitz in die Hose gejagt. Wenn ein Bandit auf Sie zielt, müssen Sie ihre Kanone gleich rauskriegen, sonst fangen sie sich eine Kugel ein.«
»Wenn ich davon ausgegangen wä re, dass Sie mich wirklich erschießen wollten, wären Sie tot gewesen, darauf können Sie einen lassen, Hopkins!« Mit diesen Worten stürmte Sally unter dem Felsvorsprung hervor und setzte sich dann in die pralle Sonne.
»Meinen Sie, dort ist es besser?«, rief Hopkins ihr nach. »Ich glaube, dass Klapperschlangen gerade die Sonne lie ben.«
Sally warf ihm einen giftigen Blick zu, schaute sich dann aber um, ob nicht wirklich eines der Tiere in der Nähe war.
»Nun kommen Sie, Lady, Sie werden sich einen Hitzschlag holen. Ich pass schon auf, dass Sie keine Schlange beißt«, tönte Hopkins Stimme zu ihr hinüber, doch Sally blieb stur und kaute weiterhin an ihrem Kanten, wenngleich sie ihm Recht geben musste. Hier, in der prallen Sonne, war es unerträglich, aber sie wollte sich nicht die Blöße geben und zu ihm zurückkehren. Immer wieder ließ sie ihren Blick durch die Gegend schweifen und griff schließlich nach ihrem Revolver, um sich im Falle eines Schlangenangriffs verteidigen zu können.
Doch es waren keine Kriechtiere, die sich an sie heranmachten. Ohne, dass sie es zunächst mitbekamen, näherten sich Reiter ihrer Raststelle. Erst als sie ganz nah waren und das Hufgetrappel zu ihnen drang, bemerkten Sally und Michael sie. Die junge Frau wirbelte herum und erkannte schon von weitem, dass es nicht einfache Reisende waren. Nein, das mussten Santiagos Männer sein, jedenfalls waren es gut zwei Dutzend, die da auf sie zuritten. Viel konnte sie nicht erkennen, denn eine Staubwolke umgab sie, doch Sally meinte, das Klirren von Geschirren zu hören. Wenn sie sich nicht irrte, würde auf dem Wagen die Gatling sein. Und damit hatten sie keine Chance, sollten die Banditen sie erkennen.
Wie von einer Nadel gestochen, sprang sie auf und rannte zu Michael. Der hat te das Donnern der Hufe mittlerweile auch mitbekommen und war unter dem Felsvorsprung hervorgekommen.
»Santiago und seine Leute«, raunte Sally. Der Schreck über die Schlange war jetzt vergessen, denn diese Kerle waren gefährlicher als alle Vipern der Welt. »Wir haben nur zwei Möglichkei ten - entweder wir verschwinden und reiten vor ihnen her, oder wir verstecken uns.«
»Letzteres wäre ne ziemlich schlech te Idee, Lady«, gab Hopkins zurück und kratzte sich das Kinn. »Besser, wir verschwinden von hier. Denen möchte ich jedenfalls nicht in die Arme laufen.«
»Ich auch
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