Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
wenig geistesabwesend. »Warum darf
Jajjo kundschaften? Warum ist das so?«
»Vergiss es einfach«, sagte Caffran. »Wir müssen uns
konzentrieren. Wir werden Wachen aufstellen. Zwei-Stunden-Schichten.
Übernimmst du die erste, Muril?«
»Sicher«, sagte sie.
»Rerval. Sieh dich in der Umgebung um und leg Deckung für
uns an. Du kannst alles benutzen, was brauchbar ist.«
Rerval nickte. »Und was machst du, Caff?«
»Ich suche Larks«, sagte er.
Es wurde Nacht. Das Unwetter setzte weiterhin Wald und
Pfarrhaus zu. In einem der Außengebäude, einem alten Gewächshaus am Rande des
Hinterhofs mit Blickrichtung nach Norden, kauerte zitternd Muril und
beobachtete den Waldrand. Er war nur eine dunkle Ansammlung von Baumstämmen,
die im strömenden Regen kaum auszumachen waren.
Rerval brachte ihr eine Tasse heißen Kaffein und einen
Teller mit aufgeschnittenem Pökelfleisch.
»Beschäftigt gewesen?«, fragte sie ihn.
»Es gibt nicht viel, was man benutzen könnte, aber ich
habe eine Barrikade im Hof hinter der Küche errichtet. Und ich habe ein paar
der hinteren Fenster im Erdgeschoss verrammelt.«
»Wo ist Caffran?«
»Macht die Runde«, sagte er.
Tatsächlich leerte Caffran Töpfe. Niemand hatte sich die
Mühe gemacht, die Töpfe und Pfannen unter den tropfenden Stellen zu leeren,
und jetzt liefen einige über. Er öffnete die Vordertür und kippte das Wasser
nach draußen in den Regen.
Licht fiel aus dem Salon in den Flur, dazu rauer Lärm und
der Geruch eines anständigen Feuers. Caffran hörte, wie Brostin eine derbe
Geschichte erzählte und Cuu und Gutes sich ausschütteten vor Lachen. Eine
Flasche zerbrach klirrend. Caffran hörte noch ein eigenartigeres Geräusch,
bis ihm aufging, dass es Feygor war, der ebenfalls lachte und dieses Geräusch
mit seinem augmetischen Kehlkopf erzeugte.
Caffran schauderte. Er schloss die Vordertür. Er hatte
Larkin nirgendwo gefunden. Er schaute auf den Mantelständer. Der Regenmantel
war verschwunden. Die Salontür flog auf, und Gutes schwankte in den Flur.
Licht, Wärme und Gelächter begleiteten ihn.
»Mehr Wein!«, rief er.
»Hattet ihr noch nicht genug?«, fragte Caffran.
»Ach, sei doch nicht so verdammt steif, Caff!«, erwiderte
Gutes.
»Warum leistest du uns nicht Gesellschaft? Wir amüsieren
uns köstlich.«
»Das ist nicht zu überhören.«
»Ist mal was anderes als dieser verdammte Krieg!«, sagte
Gutes undeutlich. »Der Krieg geht aber weiter«, lächelte Caffran. Gutes schaute
jetzt traurig drein. Er zog die Tür zu und sperrte so den Lärm des Gelages aus.
Er lehnte sich an die Flurwand und glitt daran herunter, bis er auf dem Boden
saß.
»Ich weiß, ich weiß. Er hört nie auf, oder? Krieg. Es gibt
nur Krieg. Das ist die einzige Zukunft, die wir haben. Düster? Ja! Grimmig? O
ja, gewiss! Es gibt immer nur Krieg!«
»Mach dir keine Gedanken deswegen, Piet«, murmelte
Caffran.
»Das tue ich nicht, Caff, das tue ich nicht«, murmelte
Gutes. »Ich bin es nur so leid, weißt du? Bin alles so verdammt leid. Ich bin
ausgebrannt. Mir reicht's einfach.«
Caffran hockte sich neben den berauschten Soldaten. »Leg
dich schlafen, Piet. Morgen Früh sieht alles schon wieder viel besser aus.«
Gutes rappelte sich mühsam auf. Caffran musste ihm helfen.
»Es sieht jetzt schon viel besser aus, Caff! Ehrlich. Ich
muss noch mehr Flaschen holen.« Er ging schwankend zur Kellertür.
Caffran erwog, ihn zurückzuhalten, entschied sich aber
dagegen.
Gutes war schon zu betrunken.
Er hörte ein Knarren auf der Treppe über sich und riss
schnell sein Gewehr herum, während er die Taschenlampe unter dem Gewehrlauf
einschaltete.
Auf halbem Weg die Treppe hinunter zuckte eine kleine alte
Frau angesichts des jähen Lichtstrahls zusammen. Sie trug einen Regenmantel,
und er war tropfnass.
Caffrans Lichtstrahl beleuchtete auch Larkin neben ihr. Er
lächelte, während er die alte Frau stützte. »He, Caff«, sagte er. »Sieh mal,
wen ich gefunden habe ...«
ZEHN
Die Santrebar-Mühle
»Blut fiir Land:
der Kommerz des Krieges.«
— Satacus, › Von
den Großen Sezaren ‹
Im Laufe des Morgens unterzog die Republik die Abschnitte
57 und 58 einem lang anhaltenden Gasangriff. Der auffrischende Westwind
begünstigte dieses Unternehmen und trug das Gas rasch zu den Schützengräben
der Allianz. Tatsächlich so rasch, dass sich die Schutzroutinen der Allianz
als unzureichend erwiesen. Männer starben in
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