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Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Titel: Gauts Geister 6 - Tödliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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wieder zu seiner Arbeit zurückkehren wollte.
    Ihn bestürzte ganz einfach die Aussicht, was Fethschädel
wie Daur in seiner Abwesenheit anstellen mochten.
    »Was machen Sie da?«, fragte Banda.
    Er antwortete nicht. Er hielt sich an der Rückenlehne
eines Holzstuhls fest und zog sich langsam auf die Beine. Die Schmerzen in
seinem Bauch, die in den letzten dreißig Stunden praktisch aufgehört hatten,
meldeten sich mit einem energischen Pochen zurück.
    »Was machen Sie da?«, wiederholte Banda. »Doktor Dorden
wird Ihnen die Eingeweide rausreißen.«
    »Fühlt sich an, als hätte er das schon getan«, schnauzte
Rawne.
    Er holte tief Luft und ließ die Stuhllehne los.
    Gott-Imperator, war das schwer. Es fühlte sich an, als
seien seine Beine verkümmert. Es fühlte sich an, als habe jemand einen Kessel
mit brennenden Kohlen in seinem Bauch ausgeschüttet. Es fühlte sich an, als
stoße ihm jemand ein Bajonett ins Rückgrat.
    »Was machen Sie da?«, fragte Banda zum dritten Mal.
Diesmal hängte sie ein »Herr Major« an.
    Das reichte. Rawne war schon seit einer Ewigkeit nicht
mehr mit seinem Rang angesprochen worden. Vor allem nicht von Jessi Banda. Es
fiel ihm schwer, das zuzugeben, aber das war noch das Beste an diesem
erzwungenen Aufenthalt im Lazarett. Durch die Nähe ihrer Betten, den komatösen
Zustand ihrer unmittelbaren Nachbarn und ihr gemeinsames Leiden in Stellung 293
zusammengeschweißt, waren sie einander Gesprächspartner gewesen. Es war keine
Freundschaft. Rawne hätte jedenfalls nichts dergleichen zugegeben, aber sie
hatten sich unterhalten und mit Wortspielen und gelegentlichen Scherzen die
Langeweile vertrieben. Nach den ersten Stunden ihres unfreiwilligen
Beisammenseins hatte sie aufgehört, ihn Herr Major zu nennen, und er hatte
aufgehört, sie Soldat zu nennen. Als Reaktion auf ihre Situation hatte sich
eine freundliche plänkelnde Kameradschaft ergeben.
    »Ich gehe etwas frische Luft schnappen«, sagte Rawne
keuchend.
    »Ach was? Und lassen mich hier? Und ich dachte, wir wären
Kumpel.«
    Es war zu anstrengend, ihr noch einen vernichtenden Blick
zuzuwerfen. Es war beinah zu anstrengend, sich auf den Beinen zu halten.
»Können ...«, sagte er. »Können ...«
    »Was?«, fragte Banda.
    Er seufzte. »Können Sie aufstehen?«
    »Kann ich Gak.«
    »Ach, Feth ...« Langsam, sehr langsam, tastete er sich um
seine Koje herum und griff nach einem Rollstuhl, der zusammengeklappt am
Fußende des nächsten Betts lehnte. Er brauchte einen Augenblick, um den Stuhl
auszuklappen, und wäre beinah dabei gestürzt.
    »Vorsichtig!«, sagte sie.
    »Als wäre Ihnen das wichtig ...«
    Er stabilisierte den Stuhl und schob ihn mühsam neben ihr
Bett, wobei er sich schwer auf die Griffe stützte. »Kommen Sie«, sagte er.
    Sie sah zu ihm auf. »Dann helfen Sie mir, verdammt.« Er
stellte die Bremse des Rollstuhls fest, packte sie bei den Handgelenken und zog
sie zum Rand des Bettes. Er konnte das Pfeifen in ihrer Lunge hören.
    »Vielleicht sollten wir besser nicht...«
    »Sie haben damit angefangen, Rawne«, sagte sie. »Bei drei.
Sie müssen mir helfen. Eins, zwei...«
    Beinah hätte sie den Rollstuhl völlig verfehlt. Sie musste
sich herumwinden, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war.
    Rawne beugte sich vor und krümmte sich, da ihn die
Schmerzen im Bauch schwindlig machten.
    »Geht's?«, fragte sie.
    »Ja, sicher ...«
    Er umklammerte die Griffe des Rollstuhls, löste die
Feststellbremse nach einigen zu schwachen Versuchen mit einem Tritt und schob
sie zum Ausgang. Das Schieben tat seinem verwundeten Bauch wirklich weh.
    Aber jetzt hatte er wenigstens etwas, worauf er sich
stützen konnte.
     
    Banda kicherte vor sich hin. Trotz der heftigen und
stärker werdenden Schmerzen in seinem Bauch ging Rawne auf, dass er ebenfalls grinste.
Er hatte das Gefühl, eine Flucht bewerkstelligt zu haben. Ein
kameradschaftliches Gefühl, wie es zwei Gefangene haben würden, die zusammenhielten
und einen Fluchtversuch in die Freiheit unternahmen.
    Und schließlich war da noch das angenehme Gefühl, das
System zu missachten, das Rawne nicht mehr gehabt hatte, seit er damit begonnen
hatte, sein Geld auf dem Schwarzmarkt von Tanith Attica zu verdienen.
    Die beiden Invaliden schlichen durch den Ausgang des
Lazaretts und in den Schützengraben. Es war ihr erster Kontakt mit Tageslicht
seit langer Zeit. Er schob Banda über die Laufbretter zur nächsten
Zwischenstation, wobei er alle paar Meter anhielt, um sich auszuruhen, dann legte
er

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