Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
ging ihr auf, dass nicht der
Tropfen das Geräusch verursacht hatte.
In ihrem Helmkom hatte es geklopft.
»Wer ist da?«, sagte sie in ihr Sprechgerät.
Schweigen.
Sie wartete. Etwas bewegte sich zwischen den Bäumen, aber
wahrscheinlich war es nur ein Vogel.
Sie wollte gerade nachfragen, ob einer der Geister im Haus
das Signal gegeben hatte, als sich eine Gestalt aus den Bäumen löste, in
Richtung ihrer Stellung lief und dabei entwurzelte Baumstämme übersprang und
durch das Unterholz fegte. Sie riss das Gewehr hoch. Sie hatte freies
Schussfeld.
Sie erstarrte.
Es war Jajjo. Verdreckt, mit Schlamm bedeckt und mit
zerrissener Uniform rannte Jajjo beinah blindlings auf sie zu.
»Jajjo!«, rief sie. Er blieb stehen und sah sich hektisch
um.
»Die Mauer, Mann, die Mauer! Hier rein!«
Er lief weiter, flankte über die niedrige Steinmauer und
kroch dann auf Händen und Knien in ihren Schuppen. »M-Muril?«
»Gak! Sieh dich an! Was ist passiert?«
»F-feindliche P-patrouille«, stammelte Jajjo, der so erschöpft
und außer Atem war, dass er kaum reden konnte. »Ich habe Jajjo hier«, sendete
Muril zum Haus. »Auf Empfang bleiben.«
Sie zog Jajjo zur Wand des Schuppens, damit er sich anlehnen
konnte. Er war in schlechter Verfassung, dünn, blass und dehydriert.
»Meldung!«, zischte sie.
»W-wo ist Ven?«, fragte er.
Sie zuckte die Achseln. »Ich habe ihn nicht gesehen.«
»Er müsste längst hier sein! Er war vor mir!«
»Immer mit der Ruhe! Beruhige dich! Erzähl mir von Eurem
Kontakt. Was habt ihr da draußen entdeckt?«
»Scheiße, Muril«, sagte er und zog sich am Fensterbrett
hoch. Er lugte nach draußen.
»Zwanzig, vielleicht dreißig von ihnen. Sie sind direkt
hinter mir. Habt ihr meine Nachricht nicht empfangen?«
»Nur das Signal. ›Verdiente Strafe‹.«
»Gak, ich wusste, die Verbindung war schlecht! Ich ...«
Er verstummte und duckte sich.
»Sie sind da!«, zischte er.
Sie hatte nicht die Absicht, sich mit ihm zu verkriechen.
Sie glitt zum Fenster des Schuppens und schaute nach draußen. Gestalten, drei
oder vier, näherten sich durch den Nebel und die Bäume.
Große Gestalten in Schlachtuniform.
Mit Lasergewehren.
Sie erkannte die blutroten Jacken und die höhnisch
grinsenden eisernen Gesichtsmasken sofort wieder. Keine Shadiks. Ganz und gar
keine Shadiks. Blutpakt. Als hätten sie ihre jähe Furcht gerochen, fuhren drei der
Chaos-Infanteristen plötzlich herum und eröffneten das Feuer auf die
Außengebäude.
Laserstrahlen fuhren in Dachpfannen und zerschmetterten
alte Ziegel und Schieferplatten. Die Offensive wurde aus dem Wald unterstützt
— drei oder vier weitere Lasergewehre und vermutlich eine Autokanone fielen
ein.
Muril stieß einen leisen Schrei aus und deckte Jajjos Kopf
mit den Armen ab, als Laserstrahlen durch den hölzernen Fensterrahmen fegten
und den Dachüberhang zerfetzten.
»Kontakt!«, brüllte sie in ihr Sprechgerät. »Kontakt!«
»Beim Goldenen Thron!«, sagte Feygor, der angestrengt aus
dem Fenster starrte. »Das sind Laserstrahlen! Acht, vielleicht neun Schützen.«
Brostin war bereits auf den Beinen. Er warf einen Blick
auf Peterik, der die alte Frau in der Ecke der Speisekammer abschirmte.
»Shadiks haben keine Laserwaffen«, sagte er in schroffer
Verwirrung. »Murt? Wie kommt es, dass sie Laserwaffen haben?«
»Das weiß ich doch nicht!«, schnauzte Feygor. »Muril!
Muril! Meldung!« Im Helmkom knisterte es. »...utpakt! Ich wiederhole, Kontakt
ist Blutpakt!«
»Ach du heiliger Feth!«, sagte Feygor.
Caffran hörte das Signal ebenfalls, und ihm wurde kalt.
Sie waren dem Blutpakt bereits auf Phantine begegnet. Der Pakt war die ergebene
Speerspitze des Erzfeinds. Keine Kultisten, keine Rebellen. Ausgebildete
Infanterie, hoch motiviert, fähig und gut ausgerüstet. Wenn der Blutpakt hier
war und für die Republik kämpfte ... nun, das bedeutete, ein vierzig Jahre
alter Krieg hatte sich soeben ebenso radikal verändert, wie er dies beim
Eintreffen der Garde zur Unterstützung der Allianz getan hatte. Dies war keine
planetare Angelegenheit mehr. Jetzt war es wirklich und wahrhaftig ein Teil des
Kreuzzugs.
Aus seiner Position konnte er nur die Rückwand des
Außengebäudes und die Steinsplitter sehen, die unter dem schweren Beschuss in
alle Richtungen flogen. Er sehnte sich nach einem Ziel.
»Bleibt ruhig! Wartet, bis sie näher kommen!«, drängte
Feygor über Kom. Zur Hölle damit! Muril und Jajjo waren tot, wenn niemand den
Kampf
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