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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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schloss leise die Tür. Er stellte seine Aktentasche in den Flur und sah sich im Spiegel an: Terry Winters, Geschäftsführer der NUM, der höchste nichtgewählte Posten in der Gewerkschaft. Terry applaudierte sich im Schatten von South Yorkshire, in einem Vorort von Sheffield –
    Es war dunkel, aber alle waren daheim.

MARTIN
    sich erst mal entscheiden. Chadburn und Richards hatten es gestern schwer deswegen. Chadburn meint, Nottingham wird eine geheime Abstimmung durchführen. Er wird sich für einen Streik aussprechen. Aber wir wissen ja, was das zu bedeuten hat. Tag 4 . Cath wischt sich über das Gesicht, trocknet sich die Augen, schaut fern. Cath sagt, dass sie mich hasst. Tag 5 . Verdammt noch mal. Sie geht mir auf die Nerven. Sie will den Staubsauger nicht benutzen, also kriecht sie mit Handfeger und Kehrblech auf Händen und Knien vor dem Fernseher herum. Sie singt Kirchenlieder, verdammt, und ich krieg von
Weekend World
nichts mit. Ein Sonntagsessen gibt es auch nicht, nur Tiefkühlpastete und Dosenbohnen. Das Gleiche wie gestern Abend. Bei der Werbung soll ich für zwei Minuten ausschalten. Ich geh nach hinten und raus in den Garten. Es pisst. Ich rauche eine. Wir hatten mal davon gesprochen, diesen Sommer eine Veranda anzubauen. Einen Wintergarten. Ich geh wieder rein. Die Pasteten stehen auf dem Tisch. Cath ist wieder oben und heult. Das Telefon klingelt. Ich mache die Augen zu –
Wir ersticken, wir ertrinken
. Tag 8 . Der Ausschuss in Silverwood hat uns mit Bentinck zusammengetan, gleich südlich von Mansfield. Scheißegal, was irgend so ein High Court davon hält. Ein Pfund pro Streikschicht, es fahren ein Bus und ein paar Wagen. Ich schreib mich für die Nachtschicht ein. Den ganzen Nachmittag über spiele ich Darts mit Geoff. Pete kommt gegen vier Uhr vorbei und sagt, der Bus stehe um sechs draußen. Geoff geht nach Hause, er will zu Abend essen und seinen Mantel holen. Ich hab keine Lust, den ganzen Weg nach Hardwick zu laufen, nur um mich wieder mit Cath zu streiten, also esse ich ’ne Tüte Fritten und gehe die Zechenzufahrt entlang. Es ist still und ziemlich dunkel. Kalt wird es auch. Ich setze mich gegenüber der Ziegelwand hin, esse meine Fritten und schaue hügelaufwärts zur Zeche. Die Leute müssen mich für verrückt halten. Die Fritten sind in ein Foto von schottischen Streikposten und Polizei in Bilston Glen gewickelt. Ich streiche das Blatt glatt und lese es. Ich überlege, Cath anzurufen, aber wozu? Ich stecke die Zeitung ein und gehe den Hügel hinunter. Im Hotel trinke ich schnell ein Pint und gehe aufs Klo, dann laufe ich rüber zum Welfare Club und steige in den Bus. Tag 9 . Tiefste Nacht. Es pisst. Es ist scheißkalt. Die Polizei erlaubt uns nicht, Benzinfässer anzuzünden. Keine Ortspolizei. Nicht heute Nacht. In den letzten Nächten waren es welche aus Lincoln und Skegness. Wir haben sogar die Suppe mit ihnen geteilt. Aber so was kommt natürlich nicht in der Glotze oder in der Zeitung. Selbst der Betriebsleiter war anfangs ganz anständig. Kantine, Tee, Toiletten. Aber ich wusste schon, das hält nicht lange – ohne uns würden schließlich alle arbeiten. Er weiß das. Wir wissen das. Ich muss lachen – Man weiß schon, wie sie abstimmen werden; dass man sich auf sie verlassen kann. Aber die Hälfte von denen schleicht sich dann hinter die Zeche und kriecht auf dem Bauch unterm Zaun durch. So sind die hier. Schon immer gewesen. Sogar ihre Gewerkschaft. Kaum sind wir weg, stehen sie alle in ihren nagelneuen Autos Schlange. Die machen sich nicht mal die Mühe, dich anzulügen. Fahren einfach rein. Reden nicht mit dir. Und dann sind da noch die Großmäuler. Die bleiben stehen und brüllen dich an. Zum Ausgleich kriegen ihre Autos was mit dem Hammer drauf. Da weiß man immerhin, woran man ist mit denen – Wichser. Aber wenigstens ehrlich – Wenn ich nur wieder in den Bus könnte. Wir stehen nur rum, wechseln uns ab, wärmen uns im Wagen auf, warten auf die Tagschicht. Frieren uns den Arsch ab. Dann tauchen die Kumpel aus Dinnington und Kiveton auf. Die haben einen von uns umgebracht, sagen sie. Er ist tot, verdammt. Was?, frage ich. Ja, sagen sie. Wo? Ollerton. Nichts wie hin. Mal langsam, meint Geoff. Wir kommen nach – Wir nehmen die A6075 durch den beschissenen Sherwood Forest. Gegen halb zwei sind wir da. Es geht wüst zu – fünfhundert Polizisten, fünfhundert von uns, Tendenz steigend – Per Funk werden immer mehr Wagen von überall hergeholt, und die Nachricht von

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