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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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er den Kopf.
    Neil Fontaine sieht einen Kleinbus voller Bergarbeiter vorbeifahren –
    Sie drücken ihre nackten Ärsche gegen die Rückscheibe.
    »Ohne Rücksicht auf Verluste, Neil!« brüllt der Jude. »Ohne jede Rücksicht auf Verluste!«
    Jen sieht in diesem Licht einfach fantastisch aus. Haare. Sonnenbräune. Bluse. Rock. Frankie zum tausendsten Mal. Einfach fantastisch. Der Mechaniker könnte den Rest seines Lebens dort sitzen bleiben. Jemand legt
Your Love Is King
auf. Sie winkt ihn zu sich. Er trinkt aus. Auf der Tanzfläche eines leeren Clubs in einer Dienstagnacht im März. Er legt den Arm um sie, hält sie. Für den Rest seines Lebens
.
    Es war ein langer Mittwoch –
    Harworth, Bilsthorpe, Bevercotes, Thoresby.
    Die Polizei ist in Kolonnen unterwegs, Kontrollen an jeder Kreuzung –
    Der Jude hat sich das ausgedacht.
    Die Yorkshire-Streikposten lassen die Busse stehen und marschieren über die Felder –
    Der Jude hängt wieder am Telefon.
    Es war ein langer Mittwoch, und er ist noch nicht zu Ende –
    Ollerton.
    Die Polizei musste die Nachmittagsschicht in die Zechen geleiten.
    Zehn Uhr nachts, und der Jude ist mitten im Geschehen; der Jude sitzt im
Plough

    Gerammelt voll. Streikposten, die auf die Nachtschicht warten. Besoffen.
    Der Jude redet. Schreibt mit. Schickt Neil an die Bar, um was zu trinken zu holen.
    »Ihr Fliegerass muss ja ein ganz schön hohes Tier sein«, meint die Barkeeperin.
    »Vier Pint Mansfield’s und einen Gin Tonic«, sagt Neil Fontaine.
    »Und für Sie nichts?«
    »Hab’s aufgegeben.«
    »Na«, meint sie lachend, »hoffentlich ist die Frau das wert.«
    »Das Wechselgeld ist für Sie«, sagt Neil.
    Auf halber Strecke zurück dringt von draußen Grölen herein –
    Die Nachtschicht ist da.
    Alle strömen hinaus –
    »Neil«, ruft der Jude. »Kommen Sie schon, Neil. Es geht los!«
    Neil Fontaine sieht den Juden zur Tür hinaus verschwinden. Er folgt ihm –
    Alle rennen. Gläser zerbrechen. Autotüren knallen.
    Er kann ihn nirgendwo sehen –
    Verdammt
.
    Er geht die Gasse entlang in Richtung Pütt, Posten und Polizei –
    Gestein und Glas, Stöcke und Steine fliegen durch die Luft –
    Eine Hand auf Neils Arm. Eine Stimme in seinem Ohr: »Hallo, hallo, hallo.«
    Neil dreht sich um –
    Paul Dixon steht neben einem alten Allegro. Er trägt seinen besten Pullover, die Jeans haben eine frische Bügelfalte und seine Schuhe, Größe 44 1/2, sind frisch poliert.
    »Paul?«
    »Was zum Henker machen Sie denn hier, Neil?«
    »Fragen Sie lieber nicht.«
    »Ich wusste, dass Sie das sagen würden«, sagt Paul Dixon lachend. »Ich wusste es.«
    Neil schaut die Straße entlang. Alle sind vor dem Tor. Der Jude auch.
    Paul Dixon öffnet die Autotür. »Haben Sie mal eine Minute Zeit?«
    Neil schaut noch mal die Straße hoch. Er zuckt mit den Schultern und steigt ein –
    Der Wagen stinkt und fühlt sich schmutzig an.
    Sie sitzen da und schauen zu, wie vier Bullen einen Streikposten an den Haaren die Straße entlangschleifen.
    »Also, was machen Sie hier?« fragt Paul Dixon erneut.
    »Wie schon gesagt …«
    »Fragen Sie lieber nicht«, meint Paul Dixon augenzwinkernd. »Nun, jetzt frage ich.«
    »In welcher Funktion?«
    Paul Dixon schlägt seine Brieftasche auf und klopft auf seinen Dienstausweis. »In dieser Funktion.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich, Sergeant.«
    Paul Dixon klappt die Brieftasche zu. Er schaut wie peinlich berührt zum Fenster hinaus –
    Sechs Bullen ketten zwei Streikende mit Handschellen an eine Laterne.
    »Also gut«, seufzt Neil. »Ich chauffiere diesen Wirtschaftskapitän im Land umher, damit er kleine Artikel für seinen Kumpel bei der
Times
schreiben kann. Zufrieden?«
    »Ich hab gehört, Sie sind …«
    Neil Fontaine starrt Paul Dixon an. »Ich bin was?«
    »Nichts. Ich muss mich wohl verhört haben.«
    »Ja«, sagt Neil. »Sie müssen sich wohl verhört haben.«
    Wieder sieht Paul Dixon wie peinlich berührt zum Fenster hinaus –
    Jungs aus der Gegend machen sich an den Autos der Streikposten an der Straße zu schaffen.
    »Und was bringt Sie in dieses hübsche Fleckchen?« fragt Neil.
    »Nationale Einsatzstelle. Verbindungsoffizier.«
    »Nette Arbeit«, sagt Neil.
    »Wenn man die Stelle kriegt.«
    »Und Sie haben sie gekriegt«, sagt Neil lächelnd.
    »Dank dem Stalin von Yorkshire, ja.«
    »Old King Coal für seine Freunde«, sagt Neil und lacht.
    Paul schaut wieder hinaus. »Na, viele Freunde sind heute nicht unterwegs«, meint er.
    »Was ist mit Ihrem

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