Gears of War - Aspho Fields
schon die Halteleinen des Bootes und hievten es die Rampe hinunter. Dom konnte durch die Gischt überhaupt nichts sehen. Eine Welle schlug ihm ins Gesicht und für einen Augenblick war er sich sicher, sie würden absaufen. Doch dann ließ Benjafield den Außenborder an und sie zogen in langsamem Tempo davon.
»Wusstest du, dass die so etwas draufhaben?«, brüllte er gegen den Sturm an.
»Jetzt schon«, rief Dom zurück.
Benjafield steuerte den Marlin in einem großen Kreis herum. Sie schauten zurück auf den Sea Raven.
»Wow … das ist mal krank.«
Dom konnte immer noch nicht glauben, was er sah. Eingehüllt in peitschende Gischt sah der Raven aus, als würde er mit untergetauchter Rampe im Wasser sitzen. Dann stieg er wieder in die Luft und Wasser lief aus ihm heraus, als ob er sich in die Hosen gepisst hätte. Dom wusste genau, wie sich die Maschine fühlen musste.
Die Bergung verlief vergleichsweise unspektakulär. Der Raven zog sie per Winde an Bord, nahm dann den Marlin an den Haken und schleppte ihn als angehängte Fracht mit.
»Gar nicht so haarig, wie’s in den Filmen aussieht«, meinte Dom zum Lademeister.
»Musst es mal bei Sturm probieren, wenn noch drei Schwestern anrollen …«
Es gab Tage, an denen es Dom leichter fiel, die Pesangas – die seine Sprache nicht sonderlich gut beherrschten – zu verstehen als die Marines, aber er ging davon aus, dass er die drei Schwestern besser nicht kennen lernen wollte.
»Wenn man mit dem Boot so einfach von der Rampe runterfahren kann, warum dann nicht auch wieder rauf?«, wollte Benjafield wissen. »Ginge das nicht schneller als mit der Winde?«
»Meldest du dich freiwillig?«, fragte der Lademeister.
»Klar.«
»Dann versuchen wir es vielleicht mal, wenn wir einen Piloten kriegen, dem’s nichts ausmacht, wenn er einen Marlin in den Hinterkopf gerammt bekommt.«
»Ihr habt’s noch nie ausprobiert?«
»Ein Mal. Bevor du so ’ne Nummer abziehst, brauchst du sehr viel mehr Übung. Mal schauen, wie viel Zeit wir noch haben.«
Die Gears blieben über Nacht an Bord der Pomeroy. Benjafield wurde ein inoffizielles Raven-Pilotenabzeichen verliehen, während im ebenso inoffiziellen Kasino der Flugbesatzung reichlich Bier konsumiert wurde und die allgemeine Stimmung auf dem Höhepunkt war. Sie waren Commandos; sie konnten alles erreichen, was sie sich in den Kopf setzten.
»Es kann nur besser werden«, meinte Benjafield kleinlaut. »Und Morgan muss erst noch lernen, wie’s geht.«
Hoffman, der an einem Glas Saft nippte, ließ seine Fassade so weit fallen, wie Dom es noch nie erlebt hatte, aber das musste nicht viel heißen.
»Es hat zwanzig Jahre gedauert, das Commando-Programm aufzustellen«, erklärte er. »Stellt euch vor, wozu wir imstande wären, wenn wir die alte Infanterie-Doktrin sausen lassen würden. Mehr Spezialeinheiten. Mehr abteilungsübergreifende Teams. Schlankere und flexiblere Gegenschläge.«
»Ketzerei, Sir«, meinte Timiou. »Wenn Sie die konventionelle Armee verkleinern, verändern Sie die Gesellschaft der Koalition. Sie funktioniert, weil sie ein Teil des Sozialgewebes ist. Die Bürger wissen, welcher Preis zu zahlen ist.«
»Verdammt, hat man mir einen beschissenen Intellektuellen zugeteilt?« Hoffman lachte tatsächlich. »Stimmt schon, du hast recht.«
Dom war glücklich. Er brannte darauf, Carlos anzurufen und ihm zu erzählen, wie sie Ravens in den Ozean tunkten. Er wollte es Maria erzählen. Heute Nacht würde er Gelegenheit haben, sie anzurufen, aber bei dem Gespräch musste er sich leider auf seine Begeisterung über die neuesten Nachrichten von dem Baby beschränken und durfte nicht den leisesten Hinweis darauf geben, wie er den Tag verbracht hatte.
Er würde später noch Zeit genug haben, Geschichten zu erzählen. Er wusste es. Sie würden Aspho Point den Saft abdrehen und das würde den Pendelkriegen ein Ende setzen.
KAPITEL 10
Sie mögen glauben, es wären die Truppen der Regierung, Herr Vorsitzender, aber auf dem Schlachtfeld gehören sie mir. Sie unterliegen meiner Verantwortung. Es sind meine Kameraden und sie sind mein Gewissen.
(MAJOR HELENA STROUD, 20STE ROYAL TYRAN INFANTERIE)
MARINESTÜTZPUNKT FESOR, NORDZIPFEL VON JETTY; 0500, ZWEI TAGE VOR OPERATION LEVELER, 16 V. A.
Carlos fragte sich, ob die C-Kompanie wohl jemals wieder das Tageslicht sehen durfte.
Bis zum Tagesanbruch hatte er noch ein paar Stunden Dunkelheit vor sich, es war eiskalt und die Luft stank nach Öl und verbrannter
Weitere Kostenlose Bücher