Gebannt: Band 3 (German Edition)
fragt nach Gressil, und ich versuche, mein Grinsen zu verbergen, als ich ihm erkläre, dass ich ihn nicht mehr wahrgenommen habe, seit er beschlossen hatte, zu bleiben und gegen Lincoln zu kämpfen.
Noch bevor die Tür wieder zufällt, kann ich ihre Gefühle wahrnehmen. Sie ist hinter die Abmachung gekommen, die ich mit Lincoln getroffen habe: Ihre Sicherheit im Austausch dafür, dass er mich von Gressil befreit. Sie ist so überzeugt davon, dass Lincoln damit Erfolg hatte, so sicher in ihrem Glauben an ihn. Ich wollte sie dafür hassen, aber das Gegenteil war der Fall.
Verdammt – es ist so frustrierend.
Ich würde alles dafür geben, damit sie mir gehört, aber ich werde nie genug für sie sein.
Ich sitze neben ihr, während sie still daliegt und ihren Atem gleichmäßig hält. Aber ich spüre, wie sich ihr Herzschlag beschleunigt, weil ich ihr so nah bin. Und dann wird es mir klar – die Zeile, die mich in der Prophezeiung so sehr beunruhigt hatte, ist eigentlich die einzige, um die ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Ich streiche ihr mit der Hand über die Stirn und erlaube meinen Fingern, seitlich an ihrem Gesicht entlangzuwandern.
» Liebe wird uns alle umbringen.«
Und das ist vollkommen unerträglich.
Kapitel Zweiunddreissig
» Violet, der Amethyst, stand für Liebe und Treue; oder Lust und Leiden.«
Anna Jameson
Das erste Mal wachte ich von einem lauten Krachen auf. Ich lag au f einem Bett. Ich bewegte meine Hände und Füße, die nackt waren, und spürte seidene Bettwäsche unter mir. Ich konnte eine überwältigende Anzahl von Verbannten in der Nähe wahrnehmen, aber nur einen, der tatsächlich bei mir im Zimmer war – Phoenix. Ich tastete nach meinem Dolch. Er war weg.
Wie viele Verbannte waren hier? Zu viele, um sie zu zählen.
Ich hörte eine Bewegung und eine Tür ging auf.
» Wo ist Gressil?«, knurrte eine Stimme.
» Das weiß ich nicht sicher. Au f seinen eigenen Wunsch habe ich ihn zum Kämpfen zurückgelassen. Seitdem habe ich seine Anwesenheit nicht mehr gespürt.«
Ich konnte die Zufriedenheit in Phoenix’ Stimme hören. Gressil war offenbar zu einem Problem geworden. Phoenix hatte ihn zurückgelassen, um gegen Lincoln zu kämpfen. Das war ihr Tauschhandel. Phoenix’ Schwur, mich nicht umzubringen, und Lincolns Versprechen, Gressil dafür zu töten. Gressil war fort.
Gut so.
Als sich die Tür wieder geschlossen hatte, hörte ich ihn näher kommen. Er wusste, dass ich wach war, aber er ließ zu, dass ich so tat, als würde ich noch schlafen. Vielleicht, damit er auch so tun konnte, als ob. Er beugte sich vor und strich mir das Haar aus der Stirn. Seine Finger verweilten bei einer Haarsträhne und wanderten dann sanft über mein Gesicht.
» Liebe wird uns alle umbringen«, sagte er traurig. » Zuerst müssen wir lügen wie gedruckt, damit wir sein können, was wir müssen, damit es so aussieht, als würden wir es verdienen. Dann zerreißt sie uns mit der nackten Wahrheit. Egal ob wir Mensch sind, Verbannter oder Engel. Die Wahrheit ist für uns alle gnadenlos.«
Ich konnte das Bedauern hören, konnte fühlen, wie es von ihm zu mir floss wie ein Geständnis, und meine Brust schnürte sich stellvertretend für ihn zu.
» Schlaf, meine Liebe.« Er zwang mich wieder zu schlafen.
Und wie das letzte Mal ließ ich zu, dass seine Kraft die meine aufhob, und fand Trost in der Stille.
Als ich aufwachte, trug mich Phoenix vertrauensvoll in seinen Armen. Er ging zu Fuß. Ich spürte, dass andere Verbannten um uns herumschwebten, sie gierten danach, zu mir zu gelangen. Mein Gesicht war stei f und tat weh. Ich hörte sie hinter uns streiten, aber ich war zu fertig, um zu verfolgen, was genau sie sagten. Er wirbelte herum, und das Geräusch, das er dabei von sich gab, war Furcht einflößend. Ich rechnete schon halb damit, dass er mich in seinen Armen zerquetschte, aber er hielt mich immer noch mit demselben beherrschten Grif f fest.
» Wenn auch nur einer von euch in ihre Nähe kommt, während sie in diesem Zustand ist, dann gebe ich euch mein Wort, dass denjenigen dasselbe Schicksal ereilen wird wie Aiden!«
Ich spürte, wie die Verbannten zurückwichen, untypischerweise duckten sie sich vor Phoenix’ unbestreitbarer Macht.
Ich nahm an, dass Aiden – wer immer er war – verantwortlich war für den pochenden Schmerz in meinem Gesicht. Es würde mich nicht wundern, wenn mein Wangenknochen gebrochen wäre.
Und jetzt war Aiden tot.
Ich hatte schon einmal gesehen, wie Phoenix
Weitere Kostenlose Bücher