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Gebannt: Band 3 (German Edition)

Gebannt: Band 3 (German Edition)

Titel: Gebannt: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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einen Verbannten getötet und ihm dabei das Herz geradewegs aus der Brust gerissen hatte. Kein Wunder, dass ich den Geschmack von Anis wahrnehmen konnte, der ihre Angst zeigte. Keiner dieser Verbannten stellte seine Macht infrage.
    Ich hätte mich auch fürchten sollen. Das tat ich aber nicht. Im Kamp f bewies Phoenix Ehrgefühl, das musste man ihm lassen. Er würde nicht zulassen, dass sie mich ohne einen fairen Kamp f schlagen würden, genau wie er es niemals zuließ, dass Verbannte zu mir nach Hause kamen, wenn ich schlief. Er würde nicht einmal seine eigenen Kräfte gegen mich einsetzen, wenn ich mich nicht wehren konnte – das stellte keine Herausforderung für ihn dar.
    Ich öffnete die Augen so weit ich konnte und zuckte wegen des stechenden Schmerzes zusammen.
    Der Morgen dämmerte, am Himmel wurde es bereits ein kleines bisschen hell. Ich hatte das Gefühl, dass mehr als nur eine Nacht vergangen war.
    Er beobachtete mich.
    Ich bewegte mich, wandte ihm meinen Körper, den er noch immer festhielt, ein wenig zu. Bei ihm war ich sicher, das wusste ich, auch wenn er mich in diesem komaähnlichen Zustand hielt. Das bedeutete nicht, dass er mir später nichts tun oder mich nicht von ihnen töten lassen würde. Es bedeutete nicht, dass er mich nicht aufhalten würde, wenn es Zeit war zu handeln. Aber momentan war ich in Sicherheit.
    Als sich seine Mundwinkel ein wenig nach oben zogen, entdeckte ich etwas in seinen Augen – ein Blick, der nicht der eines Verbannten war, sondern der eines … Menschen.
    » Glückseligkeit«, flüsterte er, gefolgt von einem zärtlichen » schla f jetzt«.
    Seine Kraft – Jasmin und Moschus – hüllte mich ein und ich schloss wieder die Augen.
    Als ich das nächste Mal aufwachte, lag ich au f einem schmalen Kunststoffbett gegenüber einer Kombüse – am Geräusch und an der Bewegung merkte ich, dass wir au f einem Schnellboot waren. Es dauerte eine Weile, aber dieses Mal wachte ich vollständig auf. Ich konnte Phoenix irgendwo über mir wahrnehmen. Sonst waren keine Verbannten bei uns, aber ich konnte ihre Anwesenheit trotzdem aus der Ferne spüren, eine Furcht einflößende Anzahl, mehr als ich je zuvor wahrgenommen hatte.
    Das Boot wurde langsamer. Er wusste, dass ich wach war. Ich streckte meine Hand aus und stieß gegen etwas Kaltes und Hartes – mein Dolch in seiner Scheide. Er hatte ihn mir gelassen.
    Dieses Mal würde ich nicht wieder einschlafen.
    Ich machte eine Bestandsaufnahme. Meine Beine waren wie Pudding, aber sie funktionierten. Mein Gesicht war verletzt, aber es heilte bereits, daher wusste ich, dass einige Zeit verstrichen war, seit ich geschlagen wurde. Mein innerer Schmerz, verursacht durch meine Seele, schien kleiner geworden zu sein, aber ich wusste nicht, wie lange das andauern würde. Ich merkte, dass er immer noch in mir lauerte, wie eine hinterlistige Schlange, die nur darau f wartete zuzuschlagen.
    Phoenix hatte mir frische Kleidung hingelegt. Ich wollte ihm zwar keine Genugtuung verschaffen, indem ich sie anzog, aber ich wollte auch nicht in dem roten Kleid kämpfen müssen, das ich noch immer anhatte. Rasch zog ich die Hose und das Trägerhemd an und war erleichtert, dass auch ein Paar Turnschuhe dastanden. Ich schauderte – es war unheimlich, dass er all meine Größen kannte. Ich schnallte mir den Dolch um die Taille und sah mich rasch in der kleinen Kabine um, falls noch etwas zu finden wäre, was mir helfen könnte, aber alles war angeschraubt. Vergeblich suchte ich nach einem Funkgerät – aber Phoenix war gründlich gewesen bei seinen Vorbereitungen.
    Ich blickte durch das schmale Bullauge. Ich hatte den Eindruck, als wäre es mitten am Morgen, aber wieder war ich mir sicher, dass ein weiterer ganzer Tag und eine ganze Nacht verstrichen war, seit ich das letzte Mal wach gewesen war. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich unter Phoenix’ Bann gestanden hatte.
    Nachdem ich so lange ich wagte gewartet hatte, machte ich mich au f den Weg nach oben an Deck. Phoenix saß au f einer Plastikbank, die um einen quadratischen weißen Tisch verlie f , der am Boden festgemacht war. Vor ihm war ein großes Stück Papier ausgebreitet. Eine Karte. Oben au f der Karte war ein sorgfältig gezeichnetes, großes, umgekehrtes Dreieck, darin befand sich ein weiteres kleines.
    Ich erfasste meine Umgebung, blinzelte in die helle Sonne. Wir waren weit vom Ufer entfernt, aber ich konnte Santorin in der Ferne noch sehen, die weißen Klippen glänzten in der Sonne. Das

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