Gebannt: Band 3 (German Edition)
Schmerz.
» Durch dich ist sie bereits mehr als menschlich. Sie ist einzigartig. Vielleicht wird es nie wieder jemanden wie sie geben.«
Evelyn schüttelte ungläubig den Kopf, auch wenn sie wusste, dass er die Wahrheit sagte.
» Du weißt bereits, dass ich zustimmen werde, sonst wärst du nicht hier«, sagte sie resigniert, dann atmete sie stockend ein. Sie musste stark bleiben. » Gibt es etwas, was du nicht weißt?«
» Ich weiß nicht, was sie wählen wird.«
Evelyn umkreiste das Gesicht des Kindes mit dem Finger – so weich, so unschuldig. » Sie wird mit dem Herzen wählen.«
» Dann lass uns hoffen, dass sie Liebe findet«, sagte er.
Sie hob den Kop f und klang jetzt bestimmter. » Ich habe Bedingungen.«
Er wusste bereits, welche es waren, er hatte sie in ihren Träumen mit ihr diskutiert.
» Sie werden akzeptiert, wenn du bereit bist, den Preis zu zahlen. Hast du es?«
Sie nickte, dann grif f sie unter die Decke und zog eines ihrer silbernen Armbänder hervor. Sie streifte es sich vorsichtig über den Arm, während sie das Baby wiegte, und zog die Augenbrauen nach oben. Sie hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein würde.
» Ihr braucht sie wirklich.«
Als stumme Bestätigung, begleitet von Gewissensbissen, neigte er den Kopf. Es war schwer für ihn, ihr Versagen zuzugeben. Einzugestehen, dass sie sich an Menschen wenden mussten, um diese Opfer zu bringen, weil sie ihre eigenen Kräfte nicht kontrollieren konnten.
» Schwöre, dass du dafür sorgen wirst, dass sie das Amulett trägt.« Evelyn stemmte sich mit einer Hand ein wenig hoch, um sich hinzusetzen. Dabei fühlte sie, wie die Kraft sie verließ. Sie ignorierte es so gut es ging und konzentrierte sich wieder au f ihre Tochter.
» Du hast sie besiegt, es ist nicht sicher, dass sie zurückkehren wird«, sagte er.
» Schwöre es!« Sie würde darau f bestehen, sie hatte zu viel gesehen, zu heftig gekämpft.
» Ich schwöre«, gab er nach, wobei er von ihrer Intuition ebenso beeindruckt war wie von ihrem Opfer.
Sie schüttelte den Kop f und schwieg, bis ihr schließlich eine Träne über die Wange lie f und sie flüsterte: » Nur ein weiteres Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.«
Er riss sich von der Aussicht los und ging au f sie zu. » Nicht irgendein Lamm. Du vergisst – du bist auch ein Halb-Engel.«
» Wann?«, fragte sie, obwohl sie es bereits fühlen konnte.
» Jetzt.«
» Ich bin 187 Jahre alt. War es das alles wert?«
Sie sahen beide das Baby an.
» Sag du es mir«, sagte er und war überrascht darüber, welche Wirkung die Nähe des Kindes au f ihn hatte.
Evelyn wusste, dass ihr nur noch Minuten blieben. Sie legte die Hand au f den Knopf, um die Krankenschwester zu rufen.
» Gib mir einen Moment mit meiner Familie. Geh dorthin, wo ich dich nicht wahrnehmen kann. Ich will dies als Mensch zu Ende bringen.«
» Du glaubst noch immer an die Menschheit, nach allem, was du gesehen hast?«
Der Herzfrequenzmonitor fing an, hektisch zu piepsen. Evelyn küsste den Kop f des Babys und atmete wieder und wieder seinen Duft ein, während sie au f den Alarmknop f drückte.
» Nur ein Mensch kann solche Wunder erleben, ganz egal wie kurz. Ich würde euch nicht mein Leben schenken und ihr Schicksal in eure Hände legen, wenn ich nicht daran glauben würde.«
» Ich werde mit dir reisen, bis zu einem gewissen Punkt, wenn du das willst«, bot er an.
Sie konnte ihre Furcht nicht verleugnen. » Begleitung wäre schön.«
Die Türen flogen auf, die Hebamme kam hereingestürzt, gefolgt von dem Arzt und von James.
Die Hebamme konnte ihren Schrecken nicht verbergen, als sie die Laken sah, die jetzt rot waren. Sie begann, das Bettzeug wegzuziehen, während der Arzt versuchte, die Blutung in den Grif f zu bekommen, doch Evelyn wusste, dass ihm das nicht gelingen würde.
James’ Gesicht war totenbleich geworden. Evelyn hielt ihm das ordentlich verschnürte Bündel Leben hin. Seine Arme bebten, als er das Baby nahm. Er wusste, dass es schlimm war. Er sah es in ihren Augen.
Evelyn betrachtete ihn, genoss die letzten Momente mit ihm.
» Sagen Sie mir, was da gerade passiert!«, bettelte James, der verzweifelt versuchte, den allzu ergebenen, leuchtend blauen Augen seiner Frau auszuweichen.
Der Arzt antwortete nicht und rie f stattdessen nach mehr Leuten.
Es war zu spät.
» James«, sagte sie, aber er konnte sie nicht ansehen.
Sie versuchte es wieder, ganz leise. » James, ich habe mir einen Namen überlegt.«
» Was?«,
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