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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Lampen an. Einen Augenblick lang fragte sie sich, ob ihr Smarteye reaktiviert worden war und sie vielleicht eine Welt sah. Denn vor ihnen ragte ein Wald auf, wunderschön und grün. Doch als sie nach oben schaute, sah sie über den Baumwipfeln die vertraute weiße Decke, überzogen von einem Labyrinth aus Leuchtröhren und Leitungen, und erkannte, dass es sich um ein riesiges Terrarium handelte.
    »Ich habe es gefunden«, sagte Bane. »Bin ich nicht große Klasse?«
    Echo bewegte den Kopf ruckartig hin und her, sodass ihm die zerzausten Haare ums Gesicht flogen. »Klasse, Mann. Es ist unwirklich. Ich meine, es ist wirklich. Du weißt schon, was ich meine.«
    Erwartungsvoll schauten beide zu Soren. »Perfekt«, bestätigte er und sah sich gespannt um. Dann zog er sein Hemd aus, warf es beiseite und rannte in den Wald, dicht gefolgt von Bane und Echo.
    »Wir gehen aber doch jetzt nicht auch da rein, oder?«, fragte Paisley.
    »Jedenfalls nicht oben ohne.«
    »Aria, jetzt sei doch mal ernst.«
    »Schau dir das mal an, Pais.« Verfaultes Obst war eine Sache, aber ein Wald war eine völlig andere Geschichte – eine echte Versuchung. »Das müssen wir uns genauer ansehen.«
    Unter den Bäumen war es kühler und dunkler. Aria strich mit der Hand über die Stämme und spürte die raue Struktur. Pseudorinde fühlte sich viel weniger griffig an und nicht so, als könnte sie einem die Haut aufreißen. Langsam zerdrückte sie ein trockenes Blatt in ihrer Handfläche, bis nur noch spitze Krümel übrig blieben. Sie betrachtete das Muster der Blätter und Äste über ihr und stellte sich dabei vor, wie es wäre, den Bäumen beim Atmen zuzuhören. Doch dazu mussten die Jungen erst mal Ruhe geben.
    Während sie tiefer in den Wald hineingingen, behielt Aria Soren im Auge, immer auf der Suche nach einer Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Gleichzeitig bemühte sie sich, die feuchte Wärme von Paisleys Fingern zu ignorieren. Paisley und sie hatten einander früher schon an den Händen gehalten, in den Welten, wo Berührungen durchaus stattfanden. Aber dort fühlte es sich sanfter an als der einengende Griff, den sie nun spürte.
    Die Jungen jagten sich gegenseitig durch den Wald. Sie hatten Stöcke gefunden, die sie wie Speere trugen, und sich Erde auf Gesicht und Brust gerieben. Sie gaben vor, Barbaren zu sein – wie jene, die draußen lebten.
    »Soren!«, rief Aria, als er an ihr vorbeischoss. Er hielt kurz inne und zischte sie an, den Speer in der Hand. Erschrocken zuckte Aria zurück. Doch Soren lachte nur und rannte weiter.
    Paisley zog an ihrer Hand und blieb stehen. »Sie machen mir Angst.«
    »Ich weiß. Sie machen einem immer total Angst.«
    »Nicht die Jungen. Die Bäume. Es kommt mir so vor, als würden sie gleich auf uns stürzen.«
    Aria schaute hoch. So fremd sich dieser Wald auch anfühlte – daran hatte sie noch gar nicht gedacht. »Also gut. Wir kehren zur Luftschleuse zurück und warten dort«, sagte sie und machte sich auf den Rückweg. Ein paar Minuten später musste sie allerdings feststellen, dass sie vor einer Lichtung standen, die sie schon einmal überquert hatten. Beinahe hätte sie darüber gelacht. Es war wirklich unglaublich: Sie hatten sich doch tatsächlich im Wald verirrt. Aria gab Paisleys Hand frei und wischte sich die Finger an der Hose ab.
    »Wir sind im Kreis gelaufen. Lass uns einfach hier warten, bis die Jungen vorbeikommen. Und mach dir keine Sorgen, Pais, wir sind immer noch in Reverie. Schau mal!« Sie zeigte durch die Blätter hindurch an die Decke und bereute es sofort: Das Licht der Lampen wurde schwächer, flackerte einen Moment und sprang dann wieder an.
    »Sag mir, dass das jetzt gerade nicht passiert ist«, bat Paisley.
    »Wir verschwinden von hier. Das war eine blöde Idee.« War dies der Teil von Ag 6, der beschädigt worden war?
    »Bane! Komm mal hier rüber!«, brüllte Soren.
    Aria wirbelte herum und erhaschte einen flüchtigen Blick auf seinen braun gebrannten Körper zwischen den Bäumen. Sie kaute an ihrer Unterlippe. Das war ihre Chance. Wenn sie sich beeilte, würde sie jetzt mit ihm reden können. Sofern sie Paisley allein zurückließ.
    Paisley schenkte ihr ein zittriges Lächeln. »Geh einfach, Aria, und rede mit ihm. Aber komm schnell wieder zurück.«
    »Versprochen!«
    Soren hob gerade einen Stapel Zweige vom Boden auf, als sie ihn endlich fand.
    »Wir machen Feuer«, erklärte er.
    Aria erstarrte. »Das soll wohl ein Witz sein. Ihr wollt doch nicht

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