Gebieter der Dunkelheit
dass ich dieses … Enthüllungsbuch nicht veröffentliche?«
»Wie bitte?«
»Sie haben doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich meine Sachen packe, verschwinde und alles einfach vergesse, was ich gehört und gesehen habe.« Theatralisch seufzend stellte er das Glas ab. »Ich bin immerhin der Böse in dieser Konstellation, zumindest nach Ihrer Verschwörungstheorie.«
In ihrer Rage hatte sie geglaubt, Samuel würde klein beigeben, sobald er wusste, dass er aufgeflogen war. Aber diese Annahme war falsch gewesen, erkannte sie nun. Er hatte nicht einmal den Versuch gewagt, abzustreiten, dass er an einem kompromittierenden Buch arbeitete. Da Naomi das Versteck seiner Notizen nicht kannte, konnte er die bereits gesammelten Sexberichte immer noch an einen Verlag verkaufen. Dass er aufgeflogen war, bedeutete nur das Aus für weitere verdeckte Recherchen. Samuel McAvoy hatte sie in der Hand!
Nun war es Naomi, die kleinlaut wurde. »Ich habe nicht viel Geld.«
»Hm«, machte er und tippte nachdenklich mit seinem Zeigefinger gegen sein Kinn, »wenn das so ist, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als auf meine Bedingungen einzugehen. Zuerst werden Sie empört sein, aber ich glaube, nein, ich bin mir sogar sehr sicher, dass auch Sie Ihre Vorteile aus unserer Vereinbarung ziehen werden.«
»Wovon zur Hölle sprechen Sie?« Nervös biss Naomi auf der Innenseite ihrer Wange herum. Seine samtweiche Stimme trieb sie in den Wahnsinn! Ihm schien es nicht viel auszumachen, dass sein Projekt Die heimliche Lust der Brookstones gescheitert war. Das konnte nur bedeuten, dass er etwas von ihr verlangen würde, das ihm wichtiger war als das Geld, das er für die Enthüllungen bekommen hätte. Eine Ahnung erwachte in ihr, hervorgerufen durch das Verlangen, das in seinen Augen verführerisch glitzerte. Warum um Himmels willen fühlte sie sich plötzlich geschmeichelt? Sie verstand sich selbst nicht mehr und versuchte sich auf ihren Zorn zu konzentrieren.
Er hob seine Hand. »Ich gelobe hoch und heilig, dass ich Kapitel für Kapitel vernichten werde. Vor Ihren Augen werde ich meine Notizen schreddern. Aber meine Arbeit muss in irgendeiner Weise entlohnt werden.« Selbstgefällig verschränkte er die Arme vor dem Körper. »Ich hoffe, Sie haben den Ratgeber, den ich Ihnen geschenkt habe, aufmerksam gelesen. Bei meinem Leben schwöre ich, Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich bin erfahren und werde Sie sanft führen.«
Naomis Wangen glühten, weil sie befürchtete, er könne ihr ansehen, dass das Buch sie derart erregt hatte, dass sie nicht anders konnte als zu masturbieren – mehr als einmal. Ekstase durch Unterwerfung lautete der Titel. »Ich soll mich Ihnen doch nicht etwa …«
»Unterwerfen? Aber ja. Es wird wundervoll werden für Sie.«
Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf. »Sie wollen mich doch wohl nicht …«
»Dominieren?« Er neigte sich vor. Einige Sekunden verstrichen, dann richtete er sich wieder auf. »Sie werden es genießen, darauf können Sie vertrauen, ebenso darauf, dass ich meine Notizen wirklich eliminiere. Ich werde Ihnen Lust verschaffen, wie Sie sie noch nie in Ihrem Leben erfahren haben.«
Vielleicht sprach er sogar die Wahrheit. Sie hätte schon gerne gewusst, was es mit diesem anderen Ratgeber Sklavenerziehung mit gefühlvoller Härte auf sich hatte. Wie es sich anfühlte, sich fallen zu lassen und vor Lust zu zerschmelzen. Niemals würde sie solche Hemmungslosigkeit mit Cheng erleben. Plötzlich entpuppte sich der Deal mit diesem Schuft von Samuel McAvoy als Chance. Er befreite sie von ihrer Verantwortung gegenüber Cheng. Aber die Skrupel würden bleiben und Erpressung blieb Erpressung. Kopfschüttelnd öffnete sie den Mund, um Sam zu sagen, dass er sich zum Teufel scheren soll.
Doch Sam stieß sich vom Tisch ab und stellte sich nah vor sie: »Ich werde nicht mit Ihnen verhandeln, Miss Coffin. Entweder Sie gehen auf meinen zugegebenermaßen dreisten Vorschlag ein oder nicht. Ich werde nichts Unmögliches von Ihnen verlangen, sondern Sie Schritt für Schritt in meine Welt der Lust einführen, die Sie, das ist offensichtlich, sehr reizvoll finden. Betrachten Sie mich nicht als Feind, sondern als Vollstrecker Ihrer geheimen Wünsche.«
Was blieb ihr anderes übrig? Sie konnte doch nicht tatenlos dabei zusehen, wie Samuel ihre Familie in den Abgrund stieß. Mit zusammengepressten Lippen nickte sie, eine stumme Zustimmung, mehr gestand sie ihm nicht zu. Aber sie ging nur auf seine Forderung ein, um Zeit
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