Gebieter der Dunkelheit
Gerade noch rechtzeitig presste Sam seine freie Hand auf ihren Mund, denn im nächsten Moment schrie sie ihre Lust unkontrolliert heraus. Zuckte sonst während eines Höhepunkts nur ihr Unterleib, so zuckte nun ihr ganzer Körper, als stünde er unter Strom. Doch Sam gab sie noch nicht frei, sondern saugte auch den letzten Rest Wollust aus ihr heraus.
Naomi war wie von Sinnen. Tränen der Ekstase liefen ihre Wangen herab. Sie trommelte auf Sams Rücken, denn sie bekam kaum noch Luft. Der Orgasmus schüttelte sie eine gefühlte Ewigkeit durch. So lange hatte er noch nie angedauert. Naomi hatte gar nicht gewusst, dass sie zu einer solch intensiven Lust fähig war. Als hätte der sexuelle Rausch Widerhaken entwickelt und wollte sie nie wieder loslassen.
Samuel zog sich irgendwann doch zurück. Naomi merkte es erst, als er ihren Kopf auf seinen Schoß bettete und sie mit seinem Körper vor der Sonne schützte. Beruhigend strich er ihr die Haare aus der verschwitzten Stirn. Ekelte er sich nicht vor ihrem Schweiß? Offensichtlich genauso wenig wie vor ihrer Feuchtigkeit. Welch ein Mann! Welch ein Mörderorgasmus!
»Wenn ich mich nur für meine eigene Erregung interessieren würde, wäre ich ein schlechter Herr«, hallte es in Naomis Erinnerung wider. Aber bei diesem Spiel war Sam überhaupt nicht auf seine Kosten gekommen. Dafür Naomi um ein Dreifaches. Seine Selbstbeherrschung imponierte ihr.
Aber beim nächsten Mal würde sie ihn so sehr reizen, dass er nicht anders konnte, als sie zu vernaschen.
Himmel, jetzt dachte sie schon an das nächste Mal!
13
Wie ein Teenager nach dem ersten Mal befürchtete Naomi, jeder könnte ihr die Zügellosigkeit ansehen, selbst noch am nächsten Vormittag, als sie sich aus ihrem Fenster im ersten Stock des Hauptgebäudes lehnte und Malcolm Seaton, der abreiste, zuwinkte. Jill und Jeff umarmten den neuen Vertriebsleiter für den Osten der USA etwas länger, als es nach einem Arbeitstreffen üblich war. Die drei schienen sich mehr als einmal zu dritt vergnügt zu haben. Die Verabschiedung fiel geradezu innig aus. Während Jeffersons Hand von Malcolms Hüften zu seinem Gesäß herabglitt, gab Jillian ihm einen Kuss auf jede Wange, allerdings so nah an Malcolms Mundwinkeln, dass sie ihn gleich hätte auf den Mund küssen können.
Naomis Blick schweifte über das St. Helena AVA und blieb unweigerlich am Gästehaus hängen. Die Weinreben umgaben das mediterran anmutende Haus wie Reihen von grün uniformierten Gardisten. Dachte Samuel noch an das Erlebnis vom gestrigen Nachmittag zurück, oder hatte er es längst vergessen? Er hatte bestimmt schon Aufregenderes erlebt und mit vielen Subs gespielt.
Für Naomi dagegen war es das erste Mal gewesen, dass sie sich dem Willen eines Mannes unterworfen hatte. Das außergewöhnliche Erlebnis würde sie auf ewig mit ihm verbinden. Er hatte ihr das Tor in eine neue, berauschende Welt gezeigt, und sie verspürte das Verlangen, tiefer in diesen Lustkosmos einzudringen.
Die Erinnerung wühlte sie auf. Innerlich toste ein Sturm durch sie hindurch, der einfach nicht zur Ruhe kommen wollte. Sehnsucht, Furcht, Erregung, Unsicherheit – die Gefühle wechselten so schnell, dass ihr schwindelig war.
Ein Wagen hupte. Aber es war nicht Malcolm, es kam von einem kleinen Laster unten an der Weinkellerei, auf dessen Ladefläche einige Arbeiter saßen.
Wie in den Jahren zuvor lud die Maroon Winery am Independence Day die Arbeiter zu einem Picknickbrunch in den Obstplantagen ein, um die Unabhängigkeitsunterzeichnung vom 4. Juli 1776 zu feiern. Am Nachmittag stießen ihre Familien dazu und es wurde ein Barbecue veranstaltet, mit dem man das ganze Napa Valley hätte satt bekommen können.
Der Laster fuhr tuckernd los. Onkel Bill, der in seinem Jeep hinter dem Laster parkte, schlug ungeduldig auf sein Lenkrad. Offensichtlich wartete er auf jemanden. Nach wenigen Sekunden kam Rachel aus der Kellerei geeilt und stieg auf der Beifahrerseite ein, worauf Bill den Wagen sofort startete. Ihr entschuldigendes Lächeln strahlte bis zu Naomi.
Sie war wirklich eine Schönheit. Bekam sie deshalb eine Sonderbehandlung und fuhr nicht bei den Arbeitern mit? Immerhin zählte sie zur Schwadron der fleißigen Arbeitsbienen. Oder weil sie eine Frau war, die einzige unter den Hilfskräften? Vielleicht rechtfertigte die Liaison mit Chad die Ausnahme. Erst wickelte sie den Sohn um den Finger, dann den Vater. Dass Rachel mit allen Wassern gewaschen war, wusste Naomi spätestens,
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