Gebieter der Träume
würde!
»Ich glaube, er steht unter Schock«, sagte Megeara zu den anderen. »Holt noch mehr Decken!«
Eine andere Frau zog Megeara fort. »Lass mich …«
»Nein«, knurrte er und griff nach Megearas Hand, damit sie bei ihm blieb. Er hatte diesen weiten Weg nicht zurückgelegt, damit er sie jetzt aus den Augen verlor.
Megeara legte ihre Hand besänftigend und tröstend auf seine. »Es ist alles in Ordnung, ganz ruhig.« Sie nahm der jungen Frau mit der Brille eine Decke ab und legte sie ihm um die Schultern.
Arik schloss die Augen und genoss die flüchtige Berührung ihrer Hände auf seinen Schultern. Das Gefühl ihrer Haut auf seiner … es war elektrisierend. Scharf.
Wenn er nur aufhören würde zu zittern!
Geary wusste nicht, was sie tun sollte. Sie tauschte einen besorgten Blick mit Althea, die auch die Bordärztin war.
»Ich werde ihn untersuchen und schauen, ob mit ihm alles in Ordnung ist«, sagte Althea auf Englisch.
»In ein paar Minuten geht’s mir wieder gut«, sagte der unbekannte Mann in perfektem Englisch. Seine Stimme war so tief und klangvoll, dass sie regelrecht widerhallte. Seine intensiven, raubtierhaften Augen schienen sie zu durchbohren. »Lassen Sie mich bloß nicht allein.«
Geary merkte, wie sie nickte, obwohl sie bei dem Befehlston lieber weggerannt wäre. Es lag nicht in ihrer Natur, sich von irgendjemandem sagen zu lassen, was sie zu tun hatte, aber ihn umgab etwas unnatürlich Unwiderstehliches. Etwas Anziehendes.
Sie wollte ihn tatsächlich nicht allein lassen, und das machte ihr Angst.
Ihr Herz raste. Sie rubbelte sein Haar mit einer Decke trocken, dann schob sie es ihm aus dem Gesicht, das wahrhaft makellos war.
»Sprechen Sie lieber Englisch oder Griechisch?«, fragte sie ihn.
»Das ist mir gleichgültig.«
Er sprach offenbar perfekt zwei Sprachen. Und er war ihren Blicken schutzlos ausgesetzt. Sein Anblick in dieser Hose, die an seinem Körper klebte, ließ die verruchtesten Bilder in ihr aufsteigen. In ihren Träumen hatte sie diesen Körper gedreht und jeden Zentimeter seiner Haut abgeleckt.
Na gut, es war nicht ganz dieser Körper. In ihren Träumen hatte er keine Narben gehabt, glich aber dem, den sie aus ihren Träumen kannte und der eine glühende Hitze in ihr heraufbeschwören konnte.
Geary wischte ihm einen Tropfen Wasser von der Wange. »Was ist mit Ihnen passiert?«
Er schaute weg. »Ich weiß es nicht.«
Thia grinste sie frech an. »Na, das passiert nicht alle Tage, dass wir einen fast nackten griechischen Gott aus dem Meer holen, was? Ich bin froh, dass ich so früh zurückgekommen bin. Das war es wirklich wert!«
Der Mann wandte ihr mit einem Ruck den Kopf zu und knurrte wütend. Offenbar hatten ihre Worte etwas in ihm angerührt.
»Thia«, sagte Geary völlig ruhig zu ihr, »würde es dir etwas ausmachen …«
Sie verdrehte die Augen. »Von mir aus. Das nächste Mal werde ich ihm nicht mehr das Leben retten, wenn er gerade ertrinkt.« Sie drehte sich um und verschwand unter Deck.
Christof trat einen Schritt vor. »Wir sollten das den Behörden melden.«
Die blassblauen Augen blitzten wütend auf. »Nein!« Sein Tonfall war fest und befehlend. »Keine Behörden.«
Teddy und Geary schauten sich stirnrunzelnd an. »Warum nicht? Sind Sie etwa auf der Flucht vor denen?«
»Nein. Ich will nur nicht befragt werden, da ich mich an nichts erinnern kann.«
Christof kniff die Augen zusammen. »Wissen Sie denn noch, wie Sie heißen?«
Er zögerte. »Arik.«
»Arik – und weiter?«
Er schaute so verwirrt zu Geary hinauf, dass es ihr fast das Herz zerriss. »Ich kann mich nicht erinnern.«
Geary legte den Kopf schief. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Tief in ihrem Inneren glaubte sie, dass er log, aber ganz sicher war sie sich nicht. »Haben Sie sich am Kopf verletzt?«
Er nickte.
»Er könnte unter Amnesie leiden«, sagte Tory. »Wenn er von einem Boot gefallen ist, ist es vielleicht über ihn gefahren. Oder vielleicht hat man ihn zusammengeschlagen und dann über Bord geworfen. Es könnten Piraten gewesen sein.«
»Er ist nicht verletzt«, warf Christof ein. »Und in den letzten paar hundert Jahren sind in dieser Gegend nur sehr selten Piraten unterwegs gewesen.«
»Ich habe ja auch gesagt: könnten . Merkwürdige und ungewöhnliche Dinge passieren immer wieder. Hast du gewusst, dass allein im vergangenen Jahr fünfundsiebzig Piratenangriffe auf Boote von Zivilisten stattgefunden haben? Und sechs gegen die Küstenwache der
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