Gebieter der Träume
habe ich mich von deinen Gefühlen ernährt. Alles, was ich gefühlt habe, kam von dir. Wenn ich ein Sterblicher würde, dann würde das alles aufhören. Ich hätte nicht einmal die Kraft, dich zu spüren, weder physisch noch emotional.«
»Wie kannst du das wissen?«
»Es ist der Fluch, Megeara. Dafür gibt es keine Heilung. Kein Gott kann den Fluch eines anderen aufheben. Ich bin verdammt.«
Das konnte sie nicht akzeptieren. Es lag nicht in ihrer Natur, Dinge einfach so hinzunehmen, nur weil jemand behauptet hatte, sie wären so. Sie war Wissenschaftlerin und brauchte Beweise für Theorien. »Ist jemals ein Oneroi freigekommen?«
»Nein«, sagte er nachdrücklich, »es hat keinen einzigen Fall gegeben, wo einer von uns freigekommen ist. Die Wenigen, die es je versucht haben, sind gejagt und getötet worden.«
»Das ist nicht fair. Du solltest frei sein und gehen können, wenn du es willst.«
Er seufzte tief auf und strich ihr eine Locke aus der Stirn. »Wer hat gesagt, dass es im Leben gerecht zugeht?«
»Das werde ich Tory fragen.«
»Tory ist noch ein Kind.«
»Ja, und sie ist von der griechischen Mythologie besessen. Wenn es irgendeine Möglichkeit für ein Entkommen gibt, dann kennt sie sie.«
Arik war sehr angetan davon, dass Megeara es versuchen wollte, aber er wusste, dass es hoffnungslos war. Kein Mensch konnte mehr über die griechische Mythologie wissen als er. Megeara war ein Mensch, und er war ein verfluchter Gott. Er hoffte nur, dass er einen Weg finden würde, sie in Sicherheit zu bringen, wenn er erst einmal fort wäre.
Vorerst waren sie bei Solin sicher. Er hatte ihnen gesagt, dass er mit den anderen Göttern einen Waffenstillstand geschlossen hatte. Sie würden nicht ungebeten in sein Haus eindringen, und er würde sie im Gegenzug dafür nicht töten. Aber Arik und Megeara konnten nicht den Rest des Tages hier verbringen. Und sie würde nicht damit einverstanden sein, den Rest ihres Lebens innerhalb dieser Mauern zuzubringen. Sie war nie gern eingesperrt gewesen.
Sie wird sterben, also bleib hier und genieße ihre Gesellschaft, bis du zurückkehren musst.
Wohin zurückkehren? In die Leere? In die Kälte?
Das war Blödsinn. Er wollte nicht zu der Verschwindenden Insel zurückkehren.
Dann stirbst du an ihrer Stelle.
Arik drückte seine Wange auf ihre Haare, als Geary sich an ihn schmiegte. Es fühlte sich gut an, dass sie in seinen Armen lag, und es tat gut, ihre nackte Haut auf seiner zu spüren. Ich würde lieber sterben, als ohne sie zu leben.
Das war die Wahrheit, und es war auch tatsächlich die einzige Lösung, die einen Sinn ergab. Er würde seine Zeit mit ihr verbringen und sich dann Hades ausliefern. Hades würde ihn foltern und töten, und alle wären zufrieden damit.
Du wärst nicht zufrieden damit, du Vollidiot.
Das stimmte zwar, aber auch wenn er jetzt Geary aufgäbe und zurückkehrte, würde er gefoltert werden – gar nicht zu reden von den Dolophoni, die ihn ohnehin töteten.
Warum sollten sie ihn nicht einfach erwischen und das Ganze beenden?
Gib deinem Leben einen Sinn.
Arik blinzelte, als diese Worte aus der fernen Vergangenheit ihm in den Sinn kamen. Es war lange her, in seinen Tagen als Oneroi, als er ironischerweise Trieg zu Hilfe gekommen war. Acheron, der Anführer der Dark-Hunter, hatte Arik kommen lassen, um mit ihm die Probleme zu besprechen, die Trieg nach dem Tod seiner Familie hatte. Es ging darum, wie man diesem Menschen am besten helfen konnte, damit fertig zu werden.
Es hatte sich herausgestellt, dass der Atlantäer Acheron, groß und schwarzhaarig, sogar noch klüger als Athene war. Er hatte versucht, Arik die menschliche Psyche und das menschliche Wesen zu erläutern. »Denk daran, Arikos, der Schüssel zur Menschheit heißt: Gib deinem Leben einen Sinn. Sie brauchen Ziele, nach denen sie streben können. Alle Ziele von Trieg sind ihm von seinen Feinden genommen worden, also müssen wir sie durch neue Ziele ersetzen, die ihm etwas bedeuten. Ohne Zielsetzung ist die Menschheit verloren, und ein einzelner Mensch kann nicht funktionieren.«
Acheron hatte sich nur in einem Punkt geirrt. Ohne Zielsetzung war jeder verloren. Selbst die Götter.
Bis jetzt waren Ariks Ziele immer egoistischer Natur gewesen. Als Skotos war es sein Ziel gewesen, die größten Befriedigungen zu finden, die er kriegen konnte. Als Oneroi hatte sein Ziel darin bestanden, genau das zu tun, was ihm aufgetragen worden war, damit er nicht bestraft wurde. Er hatte nicht ein
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