Gebieter der Träume
Geheimnis?«
»Ich nehme an, es geht um den Grund, weshalb die Stadt zerstört wurde. Nicht einmal wir wissen, was genau an dem Tag geschehen ist, als die Stadt verschwand. Aber was immer damals auch passiert ist – es ist sehr schnell passiert, und diejenigen, die die Wahrheit kennen, haben sie seitdem geheim gehalten.«
Geary neigte den Kopf, als sie sich an ihre wissenschaftlichen Recherchen erinnerte. »Platon hat geschrieben, dass es menschliche Hybris war, die die Götter dazu gebracht hat, die Stadt zur Strafe zu zerstören.«
Arik spottete: »Plato hat eine Parabel über eine Nation geschrieben, die zerstört worden ist, lange bevor seine Vorfahren geboren wurden. Er kannte die Wahrheit nicht. Jeder, der auch nur das Geringste über Atlantis erfahren hat, hat nicht lange genug gelebt, um es irgendjemandem mitzuteilen.«
Sie trat erschrocken einen Schritt zurück. »Aus diesem Grunde ist meine Familie jetzt tot, oder? Wir sind der Wahrheit zu nahe gekommen.«
Er nickte mitfühlend. »Es tut mir leid, Megeara, aber es stimmt. Dein Vater hat genau die richtige Stelle gefunden.«
Eine einzelne Träne rann über ihr Gesicht, aber sie wischte sie rasch weg.
Komm mich holen, Megeara, und ich verspreche dir, dass du dich an denen rächen kannst, die dir unrecht getan haben – an denen, die dir die Menschen genommen haben, die du so geliebt hast. Komm zu mir, mein Kind, und wir beide wollen ihnen das geben, was sie verdient haben. Aus engstirniger Eitelkeit hat man uns beiden diejenigen genommen, die wir geliebt haben. Hilf mir, dann werde ich dir helfen!
Es war die gleiche zornige Frauenstimme, die Megeara schon zuvor gehört hatte.
»Apollymi?«, flüsterte sie.
Ich bin es. Und ich werde dich schützen, mein Kind, wenn du auf mich hörst. Ich hätte deinen Vater retten können, aber er hat meine Hilfe nicht angenommen, und man hat ihn getötet. Ich würde es dir gern ersparen, jung zu sterben.
»Spricht sie mit dir?«, flüsterte Arik.
Hätte irgendjemand anderes Megeara diese Frage gestellt, dann hätte sie nachdrücklich verneint. »Sie sagt, dass die Götter ihr jemanden genommen haben, den sie liebte.«
»Ihren Sohn – zumindest behauptet das Zeus. Ihr Mann Archon hat Apostolos abgeschlachtet, und vor Trauer hat sie ihre ganze Familie zerstört.«
Aber das ergab keinen Sinn. »Warum will sie sich dann an den griechischen Göttern rächen und nicht an den atlantäischen?«
»Weil Apollo lange Zeit behauptete, er sei derjenige gewesen, der Apostolos getötet habe. Zu dieser Zeit herrschte zwischen Griechenland und Atlantis eine gespannte Waffenruhe. Sie hatten jahrhundertelang Krieg gegeneinander geführt. Die Atlantäer hatten versucht, Apollos Sohn zu töten, aber er hatte es geschafft, das Kind der Königin im Mutterleib auszutauschen, ehe sie es zur Welt brachte, und er ersetzte es durch ein anderes Kind, das sie an seiner Stelle umbrachten. Er brachte seinen Sohn Strykerius dann nach Delphi, wo er von seinen Priesterinnen aufgezogen wurde.«
Auch das ergab keinen Sinn. »Wenn Apollo seinen Sohn gerettet hat, warum sollte er dann Apollymis Kind töten?«
»Weil Apollo einundzwanzig Jahre später auf der griechischen Insel Didymos einen weiteren Sohn bekommen hat. Atlantäische Mörder brachen mitten in der Nacht in den Palast ein und töteten das Baby und seine Mutter, Apollos Geliebte. Um sich an den Atlantäern zu rächen, behauptete Apollo, er habe Apostolos getötet. Dann verdammte er jeden einzelnen Atlantäer dazu, an seinem siebenundzwanzigsten Geburtstag auf grausame Art und Weise zu sterben – genauso alt war seine Geliebte gewesen, als sie starb. Deswegen ist Apollymi so zornig. Genau wie Apollo wollte sie Rache für den Tod ihres Sohnes, aber Apollo war der mächtigere Gott, also setzte er sie in Kalosis gefangen, wo sie nun ist und Rachepläne gegen ihn und den Rest des griechischen Pantheons schmiedet.«
Megeara blickte auf, als sie einen merkwürdigen Unterton in Ariks Stimme hörte. »Aber du glaubst nicht daran.«
Er schaute weg. »Ich bin Apollymi begegnet und kenne Apollo … er ist nicht der mächtigere Gott. Ich habe noch keinen Gott erlebt, der es gewagt hätte, sich gegen die Zerstörerin aufzulehnen. Sogar ihre eigene Familie hatte Angst vor ihr, und das zu Recht. Sie sagten, sie würde nicht mehr als zehn Minuten benötigen, um sie alle der Vergessenheit anheimfallen zu lassen, wenn sie sich alle in der großen Halle versammeln würden. Und wie ich die Götter
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