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Gebieter der Träume

Gebieter der Träume

Titel: Gebieter der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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einziges Mal an die Gefühle oder an das Leben anderer gedacht.
    Aber jetzt verstand er, wie man dem Leben einen Sinn gab. Er begriff, was ein Opfer bedeutete. Es gab Dinge, für die es sich zu sterben lohnte. Sein Ziel war ganz einfach: Megeara. Das Einzige, was er bedauerte, war, dass er die Vergangenheit nicht mehr genossen hatte. Er hätte jede einzelne Sekunde ihrer gemeinsamen Zeit wertschätzen sollen.
    Doch ein paar Tage hatte er noch, und die würde er nutzen. Und wenn die Zeit kam, würde er seinen Kopf durch die Schlinge stecken, ohne es zu bedauern.
    Na klar!
    Na gut, eine einzige Sache würde er bedauern – dass er Megeara nie wiedersehen oder berühren konnte.
    Damit konnte er sterben.
    Und in seinem Kopf sagte die gleiche sarkastische Stimme lachend: Glaub mir, Junge, das wirst du auch.

16
    »Houston, wir haben ein Problem.«
    M’Adoc wandte sich vom Erkerfenster ab, an dem er stand und den Wasserfall hinter dem Palast betrachtete. Er sah Deimos seine Privatgemächer betreten, ohne dass er ihn hereingebeten hätte. M’Adoc atmete langsam aus und fiel augenblicklich in seinen emotionslosen Status zurück.
    »Wie umgangssprachlich amerikanisch du dich ausdrückst, Deimos.« Er bedachte den Halbgott, eine Augenbraue hochgezogen, mit einem trägen Lächeln. Nur M’Ordant oder D’Alerian hätten bemerkt, dass dieser Gesichtsausdruck nicht echt war. Er zwang seine Stimme, fest und ausdruckslos zu bleiben. »Da du hier auftauchst und keinerlei Blut an dir hast, nehme ich an, dass du wieder mal versagt hast und er immer noch lebt …«
    Deimos Augen wurden schmal. »Es geht auch ohne diesen herablassenden Unterton.«
    M’Adoc faltete die Hände hinter dem Rücken und lief quer durchs Zimmer auf Deimos zu. »Wir wissen beide, dass ich so etwas wie Herablassung nicht spüre. Ich könnte meinerseits sagen: Es geht auch ohne diese Inkompetenz. Wie schwer kann es denn sein, in der Welt der Menschen einen Gott außer Gefecht zu setzen, der in seinen Fähigkeiten eingeschränkt ist?«
    »Es ist, verdammt noch mal, unmöglich, wenn er einen Chthonier und einen atlantäischen Gott hat, die über ihn wachen.«
    M’Adoc musste darum kämpfen, seine Verwirrung zu verbergen. »Warum sollte sich Acheron dort um irgendetwas kümmern?«
    »Nicht er, seine Mutter. Erinnerst du dich noch an sie? Eine große, wütende blonde Zicke, die ihre ganze Familie einmal wegen eines eingerissenen Nagels ernsthaft verprügelt hat.«
    M’Adocs Mundwinkel zuckten, aber er war so daran gewöhnt, sich unter Kontrolle zu halten, dass es ihm leichtfiel, das zu verbergen. »Es war ein bisschen mehr als nur ein eingerissener Nagel, und sie ist jetzt in Kalosis eingesperrt – wie kann sie also ein Problem darstellen?«
    »Sie ist nicht so ganz eingesperrt. Jemand hat eines ihrer besonderen kleinen Priesterinnen-Medaillons ausgegraben, und das ist jetzt in der Hand einer Frau, die ein berechtigtes Interesse daran hat, dass wir ihrem Liebhaber nichts tun … und auch ihr selbst nicht. Sie hat offenbar ein Problem damit, vorzeitig zu sterben. Stell dir das mal vor.«
    M’Adoc war von Deimos Zusammenfassung nicht gerade begeistert. »Ganz schön übel für dich, was?«
    »Es ist übel für uns alle, Oneroi. Wenn du diese Sache vom Tisch haben willst, schlage ich vor, du übernimmst das selbst.«
    Diesmal musste sich M’Adoc wirklich anstrengen, um nicht laut zu werden. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal den Tag erlebe, an dem ein gewöhnlicher Sterblicher die Dolophoni erschreckt. Ihr Kerle seid über die Jahrhunderte hinweg wirklich schlapp geworden, was?«
    Deimos verzog den Mund. »Wenn du mich einen Feigling nennst, treibt mich das nicht gerade in den Selbstmord. Wie gesagt, es handelt sich hier um außergewöhnliche Umstände. Du erzählst mir die ganze Zeit, wie leicht es ist, ihn zu töten. Warum versuchst du es nicht mal selbst, dir die Hände dreckig zu machen?«
    Er wusste nichts davon, dass M’Adocs Hände mit mehr Blut besudelt waren als die eines Chirurgen nach fünfundsiebzig Jahren im OP. Es war für M’Adoc kein Problem, alles, was ihm lästig fiel, aus dem Weg zu schaffen – er musste nur aufpassen, dass es kein anderer Gott mitbekam. Die Vorstellung, dass ein Oneroi ohne ausdrückliche Erlaubnis der Götter anderen das Leben nahm, hätte sie nur nervös gemacht. »Meine Aufgabe ist es zu schützen.«
    »Ja, aber nur dich selbst. Und meine Aufgabe ist es, über mein Team zu wachen – und jetzt ist einer von ihnen

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