Gebieter des Sturms (German Edition)

stürzte sich mit einem heimtückischen Hieb seiner Reißzähne und Klauen auf ihn. Dunkelrotes Blut schoss aus Wunden in Tiagos Gesicht und Hals.
    Eine blendende, weiß glühend sengende Flamme blitzte aus Tiagos Augen hervor. Alle Lichter im Flur explodierten, als der Blitzstrahl den dritten Vampyr in die Brust traf. Der Vampyr flog fast fünf Meter zurück und schlitterte dann über den Boden, wo er bewegungslos liegen blieb. Donner explodierte mit einem rollenden Krachen. Es klang, als hätte im Flur jemand eine Panzerfaust abgefeuert. Währenddessen pflügte sich Tiago wie ein unaufhaltsamer Moloch weiter auf sie zu.
    Die Menschen mit den Waffen luden durch. Sie waren viel zu langsam für diese Art von Kampf. Niniane hätte sie als Kanonenfutter bezeichnet, wären da nicht zusätzlich die Vampyre gewesen, die Tiagos Aufmerksamkeit bereits in Anspruch nahmen. Es gab so viele Gegner für Tiago, einschließlich Rhoswen, die sich zurückhielt und bereitstand, um ihre Herrin zu verteidigen. Und dann war da ein unbewegtes Objekt, Carling, die Königskobra im Nest, die die Auseinandersetzung beobachtete und im Hintergrund wartete, während ihr gesamtes machtvolles Schlangengift seine volle Kraft entfaltete.
    Tiago gegen Carling. Wenn diese beiden direkt aufeinandertrafen, wenn sie tatsächlich gegeneinander kämpften, würde keiner von ihnen aufhören, bevor der andere tot war. Ein Kampf zwischen ihnen könnte Chicago dem Erdboden gleichmachen.
    Nein.
    Zum zweiten Mal an einem Tag setzte das Entsetzen Ninianes vernünftiges Denken außer Kraft.
    Sie dachte nicht nach. Sie rechnete sich weder Risiken noch Chancen aus. Sie handelte einfach.
    Kreischend stürzte sie vorwärts: » STOPP !«
    Niniane hatte vielleicht nicht viel zu bieten, was Größe oder Stärke anbelangte, aber als Dunkle Fae war sie schlüpfrig und flink. Sie war viel schneller als die Menschen und auch schneller als Rhoswen, deren Hand vorschnellte, um sie aufzuhalten. Doch sie hatte viel zu spät reagiert.
    Auf ihren Schrei hin wandte sich Tiago von dem gefallenen Vampyr ab und fuhr zu ihr herum. Mit ausgestreckten Armen sprang sie auf ihn zu, blind darauf vertrauend, dass er sie auffangen würde. Sie erhaschte einen verschwommenen Blick auf sein monströses, wildes Gesicht und das weiße Flackern in seinen Augen, in denen sich Verblüffung breitmachte. Er schnappte sie aus der Luft und wirbelte herum, um seinen Körper zwischen sie und die anderen zu bringen. Mit einer seiner enormen Hände bedeckte er ihren Hinterkopf, ihr Gesicht drückte er an seine Brust.
    Sie krallte sich in sein T-Shirt, das noch feucht von ihrem Wutausbruch war. Der Motor in seiner Brust hämmerte wild an ihrer Wange, und seine schweren, muskulösen Arme schlangen sich fest um sie. Er drückte sie gegen eine Wand und hielt seinen Kopf schützend über ihren.
    Er opferte seine Kampffähigkeit, um sie zu beschützen.
    Sie hatte Zeit nachzudenken – nein, das war nicht ihr Plan gewesen. Das war eine einseitige Entwaffnung.
    Sie werden ihn töten.
    Sie öffnete den Mund, um zu schreien.
    Dann sagte die Königskobra, die tödlichste aller Schlangen, mit einer der schönsten Stimmen der Welt ein ruhiges, fremdes Wort voll magischer Energie.
    Alles hielt an.

8
    Eine kaputte Lampe in der Nähe gab ein unbeständiges Summen von sich. Ansonsten erfüllte absolute Stille den Flur.
    Für einen Augenblick sah es aus, als wäre die Welt stehen geblieben. Niniane schmiegte ihr Gesicht an Tiagos breite, warme Brust. Sie konzentrierte sich auf den kräftigen Rhythmus seines Herzschlags und spürte, wie sich seine Rippen beim Einatmen ausdehnten.
    Dann ließ er sie los. Er zog sein Schwert und eine seiner Pistolen. Als er sich umwandte, zog sie seine zweite Pistole aus dem Holster. Er überließ sie ihr. Telepathisch befahl er ihr: Bleib hinter mir!
    Um zuzulassen, dass er direkt vor ihren Augen von Kugeln durchsiebt wurde?
    Oh pfui! , fuhr sie ihn an.
    Sie hüpfte hinter ihm hervor und stellte sich neben ihn. Es brachte ihr ein wütendes Knurren ein.
    Der Staub von Trockenbauwänden hing in der Luft, was der seltsamen Szenerie eine dunstige, traumähnliche Beschaffenheit verlieh. Rhoswen stand bewegungslos mitten im Flur. Der Vampyr, der Tiago zuerst angegriffen hatte, war in der Bewegung erstarrt, als er durch das Loch zurückklettern wollte, das er in der Wand hinterlassen hatte. Ein weiterer Vampyr lag mit schwarz versengter Brust ausgestreckt am Boden. Der dritte männliche Vampyr war