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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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geheilt. Sie fühlte sich wie vor dem Anschlag, durchdrungen von Lebendigkeit und Wohlbefinden. Carlings Heiltrank hatte mit Dr. Weylans Heilungszaubern so viel gemein wie ein Space Shuttle mit einem 1972er Toyota Celica. Zwar gab es an einem gut erhaltenen Celica nichts auszusetzen, aber er konnte todsicher nicht die Schwerkraft überwinden und fliegen.
    Sie blickte auf ihren Verband hinab, den sie bereits zur Hälfte gelöst hatte, und zog eine Grimasse, als ihre Haut dagegen protestierte, dass sie auch den Rest abriss.
    Carlings blonde Dienerin stand neben ihrem Sessel. Niniane schaffte es, ihren aufgeschreckten Fluchtreflex zu unterdrücken, und beobachtete, wie die hübsche, jung aussehende Vampyrin das heruntergefallene Glas aufhob und es auf ihr Tablett stellte. Mit gesenktem Kopf hielt die Vampyrin ihr das Tablett hin und sagte halblaut: »Wenn Sie es wünschen, Hoheit, würde ich den Verband gern für Sie entsorgen.«
    Sie blickte auf die Kompresse, die sie in der Hand hielt. Sie war blutdurchtränkt. So gut sie auch mit Carling auszukommen schien, hielt sie es nicht für die allerbeste Idee, der Vampyr-Dienerin einer der mächtigsten Zauberinnen der Welt eine Blutprobe von sich zu überreichen. Sie befreite ihre Kehle mit einem zierlichen Husten und sagte: »Äh!«
    »Selbstverständlich wird Rhoswen den Verband im Kamin verbrennen, wie es sich gehört«, sagte Carling, nachdem sie ihr Weinglas geleert hatte.
    Niniane machte sich nicht die Mühe, ihre Vorsicht zu verbergen oder zu entschuldigen. »Danke!« Sie ließ den Verband auf das Tablett fallen.
    Rhoswen wandte sich ab, um Carling ihr Glas abzunehmen und auf das Tablett zu stellen – in ihren Zügen lag die ausdruckslose Sanftheit des perfekten Dieners. Niniane und Carling sahen zu, wie Rhoswen den Verband in den Kamin legte und mit einer Kerze entzündete. Schweigend beobachteten sie, wie die kleine Flamme aufloderte und erstarb.
    Von Schmerzen und Lethargie befreit, flitzten ihre Gedanken zurück zu Tiago. Er musste sich Sorgen um sie machen, wenn er nicht nachverfolgen konnte, in welche Richtung der Dschinn sie davongetragen hatte. Sie konnte Tiagos Fähigkeiten als Fährtenleser überhaupt nicht einschätzen, sie wusste nur, dass Dragos immer schwor, er sei der Beste in dem, was er tat. Möglicherweise wusste er bereits, dass sie bei Carling in Sicherheit war (und das war sie doch, oder nicht?).
    Vielleicht war Tiago erleichtert, sie los zu sein. Warum auch nicht? Vom ersten Augenblick seiner Ankunft an hatte er klargemacht, dass er diesen ganzen Trip als ein einziges Ärgernis betrachtet. Sie biss sich auf die Lippe.
    Ob er erleichtert war oder nicht, sie kannte das zwanghafte Wesen eines Wyr-Wächters. Sie war unter seiner Aufsicht entführt worden, und er würde nicht ruhen, bis er sie zurückgeholt hatte, was bedeutete …
    Als sich die Gewissheit in ihr breitmachte, atmete sie scharf ein. Er wusste nicht, wo sie war.
    »Ich bin sicher, Tiago hat seine Lektion gelernt«, sagte Niniane zu Carling. Mühsam hielt sie ihre Stimme ruhig und frei von Dringlichkeit. »Jetzt würde ich ihn gern wissen lassen, dass ich bei Ihnen bin und dass es mir gut geht.«
    Ein hässlicher Schatten legte sich über Carlings liebreizende Züge. Mit geschmeidiger Stimme sagte die Vampyrin: »Warum schicke ich nicht einfach einen meiner Diener mit einer Nachricht?«
    Niniane sah sie an. »Weil wir beide wissen, dass er womöglich zu abgelenkt sein wird, um auf irgendetwas zu hören, was Ihr Diener sagt. Und dann können Sie damit weitermachen, sich an ihm zu rächen, weil er ihre Botschaft in den Wind geschossen hat.«
    »Abgelenkt.« Carlings dunkle Augen glitzerten. »Das gefällt mir.«
    Egal, was vielleicht sonst noch kommuniziert worden war, eine spezielle, allumfassende Botschaft war klar und deutlich angekommen: Wer die Königin der Vampyre ignorierte, handelte voll und ganz auf eigene Gefahr. Carling würde sich in diesem Punkt nicht vom Fleck bewegen, solange man sie nicht drängte.
    Niniane seufzte und sagte geradeheraus: »Geben Sie es auf, Carling! Sie und ich haben in diesem Moment eine fantastische Chance, ein gutes Bündnis zu entwickeln. Es ist lange her, dass Sie eine gute Verbindung zu den Dunklen Fae hatten. Aber das wird nicht geschehen, wenn Sie darauf bestehen, Tiago mit meinem Verschwinden zu schikanieren – oder wenn Sie darauf bestehen, ihn sonst wie zu schikanieren.«
    »Wie interessant! Sie würden eine potenzielle Allianz der Nachtwesen

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