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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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presste die Lippen aufeinander, ihr Blick glitt erst zu Tiago und dann weiter zu Carling, die eine ihrer schlanken Augenbrauen hob. Einen Augenblick später nickte Arethusa knapp und trat aus dem Türrahmen zurück.
    Niniane konzentrierte sich darauf, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen. Dabei richtete sie den Blick auf einen Staubpartikel der Trockenbauwand, der in der Luft tanzte. Sie knurrte: »Jetzt werde ich duschen und mir etwas Richtiges anziehen. Und ich werde mich beruhigen. Hat irgendjemand auf dieser Etage ein verdammtes Problem damit?«
    Niemand antwortete. Okay, gut. Sie fasste das als ein Nein auf. Sie nickte und machte sich auf den Weg zum Treppenhaus.
    Tiago, der angeleinte Blitz, folgte ihr dicht auf den Fersen. Sie passierte gerade den Türrahmen, als Tiago sagte: »Nur eins noch.«
    Der volle, starke Klang seiner Stimme erschreckte sie. Ihr fiel auf, dass er nicht laut gesprochen hatte, seit er hier aufgetaucht war. Sie fuhr herum.
    Er stand in der Tür, den Blick auf Carling gerichtet. Seine breiten Schultern füllten den Rahmen aus. Niniane konnte nur die Umrisse seines Profils erkennen. Die Flächen und Kanten seines Gesichts wirkten schroff. Er hatte sein Schwert nicht wieder in die Scheide gesteckt, und ihr stellten sich die Nackenhärchen auf, als er die Spitze des Schwerts unverhohlen drohend auf Carling richtete. Carlings Leute machten einen Schritt auf ihn zu.
    »Wenn Sie noch einmal etwas tun, das sie in Gefahr bringt, werde ich Ihre Welt niederbrennen«, sagte er. In seiner Stimme schwelte ein Blitz.
    Carlings Augen hellten sich auf. Sie lächelte ihn an und sagte mild: »Das können Sie ja versuchen.«
    Tiagos wilde Aggression. Carlings tödliche Geschmeidigkeit. Es war einfach zu unheimlich.
    Niniane schrie sie beide an: »Oh Herrgott noch mal!«
    Dann ließ sie sie in ihrer Pattsituation stehen und stapfte die Stufen hinunter.
    Der Tod schlich hinter ihr her. Sie hörte ihn nicht, aber sie wusste, dass er da war. Sie würde sich nicht noch einmal umdrehen. Sie würde ihm nicht die Befriedigung gönnen, ihm zu zeigen, welche Panik sie in Wirklichkeit ausstand.
    Im darunterliegenden Stockwerk wurde die Treppenhaustür von zwei uniformierten Polizisten bewacht, die beiseitetraten, als sie näher kam. Niniane stieß die Tür mit der flachen Hand auf und stürmte den Flur entlang. Gestern Abend war es ihr zu schlecht gegangen, als dass sie sich die Nummer ihrer Suite hätte merken können, doch sie war ziemlich leicht zu finden. Es war die einzige Tür, vor der ein weiteres Paar Wachen stand, ein Mann und eine rotblonde, schlaksige Frau, die in strammer Haltung dastanden. Als sie sahen, was in ihrem Kielwasser folgte, verschwand das strahlende Lächeln, mit dem sie Niniane hatten begrüßen wollen, und sie erbleichten.
    Sie blieb vor Suite stehen und starrte die Tür an, da sie keine Schlüsselkarte hatte. Die rotblonde Frau öffnete ihr. Weil sie ihrer Stimme nicht traute, nickte sie ihr nur knapp zu, bevor sie hineinstapfte.
    Im Wohnzimmer der Suite blieb sie stehen. Jemand musste nach ihrer Entführung zum Saubermachen hier gewesen sein. Die Frühstücksteller waren abgeräumt, der Tisch glänzte vor Politur, und ein frischer Blumenstrauß stand darauf. Auf dem Couchtisch lagen keine Waffenteile, und Tiagos Leinen-Seesack lehnte an einer Wand. Im anderen Zimmer konnte sie eine Ecke ihres Betts sehen. Es war säuberlich gemacht. Die Tür zum zweiten Schlafzimmer war geschlossen. Die schweren Vorhänge im Wohnzimmer standen offen und gaben den Blick auf einen strahlend sonnigen Tag über Chicago frei. Duftige weiße Wolken hingen am hellblauen Himmel.
    Sie presste die Fäuste gegen ihre Schläfen, um ein Gefühl der Desorientierung niederzukämpfen. Da draußen im Sonnenlicht sah alles so normal aus – nur dieses Hotel war voller Verrückter. Sie drehte sich um, als Tiago das Zimmer betrat und endlich sein Schwert in die Scheide steckte. Er schnallte die Schwertscheide ab und legte sie auf den Tisch. Dann nahm er auch eines der Schulterholster ab und legte es ebenfalls auf den Tisch.
    Die Naturkatastrophe, die sich in seinen Zügen gespiegelt hatte, war spurlos verschwunden. Sein Gesicht war glatt und leer.
    Hatte er sich schon beruhigt? Wie machte er das? Sie hatte sich nicht beruhigt, nicht im Geringsten.
    Dann sah er sie an.
    Nein. Er war überhaupt nicht ruhig. Die Katastrophe wütete immer noch in ihm.
    Ihr Atem ging rauer, ihr Mund zitterte. Etwas Zerbrechliches entfaltete sich

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